Meschede. Nach der letzten, eher konservativen Ausstellung mit Werken des vor 50 Jahren verstorbenen Mescheder Malers Heinrich Kniffka, in der vorwiegend Aquarelle gezeigt wurden, möchte der Kulturring nun einmal einer jungen Künstlerin Raum geben, zu zeigen, wie sie sich in der heutigen Zeit mit künstlerischer Darstellung auseinandersetzt.
Lioba Schmidt aus Siedlinghausen erhielt 2015 den August-Macke-Förderpreises des Hochsauerlandkreises. Heute Tätowierungen sind ein besonderes Thema ihrer künstlerischen Arbeit. Dabei behandelt sie verschiedene Aspekte des Tätowiert-Seins und -Werdens. Sie nähert sich der Thematik auf fragende und spielerische Art und Weise, probiert sich selbst aus oder erforscht, wie in ihrem Umfeld sowie in der Gesellschaft mit dem Tätowieren umgegangen wird.
Tätowieren als körperlicher Vertrauensakt
In ihrer künstlerischen Arbeit zeigt sie hier das Tätowieren als körperlichen Vertrauensakt. In den Aufnahmen z. B. sind zwei Freundinnen zu sehen: Die Eine tätowiert die Andere. In der Ausstellung wird Schmidts Faszination, wie Tätowierungen mit der Haut verschmelzen und wie Motive sich mit dem Körper verbinden, deutlich. Sie zeigt Inhalte, die sich zwischen Intimitäten und Oberflächlichkeiten bewegen. Körper und Körperlichkeiten stehen dabei im Fokus. Lioba Schmidts künstlerische Arbeit konzentriert sich in dieser Kulturring-Ausstellung auf Druckgrafiken und Videos, in denen malerische Elemente vorkommen.
So überträgt sie in einem Video Schlangentattoos von Bildern aus dem sozialem Netzwerk auf ihren Körper, solange, bis ihre Beine komplett von den Motiven bedeckt sind; dabei verweist Sie auf die Wechselwirkung, die zwischen hochgeladenen Bildern und dem realen Verändern des Körpers entsteht.
Bedeutung von Tattoos ist ambivalent
In der Ausstellung in der Alten Synagoge unter dem Titel „Unterhaut“ behandelt sie in weiteren Arbeiten den Einfluss von sozialen Medien auf die Motivauswahl und auf die Entscheidung, sich überhaupt tätowieren zu lassen. Sie beobachtet, wie Motive adaptiert und in andere Kontexte überführt werden. Die Bedeutung eines Tattoos ist ambivalent und kann sich wandeln. Im sozialen Netzwerk wird das Teilen der Tattoos gefeiert. Schmidt verarbeitet Kommentare aus Instagram in ihren Druckgrafiken. Zeilen wie „hell yes“, als Ausruf der Begeisterung, oder „I need this“, als Bedürfnis nach neuer Tätowierung, werden gleichwertig mit Hautschicht und Motiv behandelt.
Insbesondere richtet sich die Ausstellung auch an junge Menschen. In den nächsten drei Wochen ist sie dann jeweils freitags bis sonntags von 15.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.