Sundern Langscheid. Ein wenig fassungslos standen die Spielerinnen des RC Sorpesee zur MVP-Ehrung an der Grundlinie des Spielfelds. Hatte das Team von Trainer Julian Schallow nach einer grandiosen Leistungssteigerung den sicher geglaubten 3. Satz gerade noch aus den Händen gegeben.
Dabei stand das erste Zweitligaspiel in der Sunderaner Sporthalle des Schulzentrums unter guten Vorzeichen. Die Schlange an der Kasse war lang, insgesamt 385 Anhänger des RCS waren „heiß“ auf das erste Match in der heimischen Festung. Nahezu ausverkauft! Und auch die frisch gedruckten Klatschpappen waren bereit, um die Gastgeber aus dem Hochsauerland anzufeuern.
Es sollte aber insgesamt fast einen Satz dauern, bis das Team auf dem Feld um Spielführerin Kirsten Platte (die Später von Gästetrainer André Thiel zur besten Spielerin des RCS gewählt wurde) richtig ins Spiel gefunden hatte. In Satz 1 dominierten fast ausschließlich die Gäste aus dem hohen Nord-Osten. Nur wenig passte beim Aufsteiger aus NRW zusammen. Zu fest war die Annahme, zu wenig durchschlagskräftig der Angriff. Hinzu kam eine dauerhaft gute Abwehrleistung des Gegners. Kein Wunder also, dass Durchgang 1 am Ende (recht) deutlich an die Gäste aus Mecklenburg-Vorpommern gehen sollte.
Mund abwischen. Nächster Satz. Und da drehte der RCS-Express so langsam auf. Die Handbremse wurde gelockert. Ein abwechslungsreiches Spiel auf Augenhöhe begann. Bis zum 20:20 waren beide Teams gleich auf. Tolle Schnellangriffe des RCS, weiter gute Abwehrleistungen der „Katzen“, gepaart mit einer gehörigen Portion Stimmung auf der Tribüne – ein richtig tolles Zweitligaspiel entwickelte sich. Nur am Ende fehlte dem letztjährigen Meister der Dritten Liga West die nötige Konstanz, das nötige Quäntchen Glück, um den ersten Satzgewinn der recht jungen Saison 2015/2016 einzufahren.
„Also, ich habe heute Abend nichts anderes mehr vor“, hörte man es dann von der Tribüne. Diesen indirekten Wink, den Tie-Break ins Visier zu nehmen, verstand das Schallow-Team. Zumindest bis zum 21:11. Doch was dann geschah, gleicht einem Negativ-Wunder aus RCS-Sicht. Die Wildcats sammelten Punkt um Punkt. Der Angriff der RCS-Girls kam nicht mehr durch. Ein wenig Aufregung, der fehlende Mut, den Punkt zu machen. Es passte nicht mehr so viel zusammen. Gerade in dieser Phase unterstrich das Team von Trainer Thiel, warum es in den letzten Spielzeiten stets eine ordentliche Rolle in der zweithöchsten Spielklasse einnahm: unabdingbarer Kampfgeist, spielerisches Geschick und mannschaftliche Geschlossenheit. Drei Eigenschaften, die auch der RCS bei Leibe hat. Doch die Routine der Gäste zahlte sich am Ende aus. In der Verlängerung erkämpften sich die Nord-Ost-Athletinnen auch den dritten Satz.
„Kopf hoch, Mädels. Ihr habt echt klasse gespielt“, räumte Gäste-Coach Thiel in der Pressekonferenz ein. „Respekt vor Eurer Leistung, ihr habt am Ende einfach alles reingepackt“, konterte Heim-Trainer Schallow die aufmunternden Worte. Recht hatten beide.
Nun heißt es für den Aufsteiger, den Kopf frei zu bekommen und neue Kraft zu tanken. Geht es doch schon am nächsten Wochenende zu einem weiteren schweren Auswärtsspiel nach Emlichheim.