Sundern Stemel. Er ist eine der unbekannteren Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Erich Maydir – ein national gesinnter Widerstandskämpfer aus Ostpreußen, der nach Folterungen und unzähligen Verhören durch die Gestapo schließlich als Wehrmachtssoldat an die Ostfront geschickt wurde und 1948 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft starb.
In seinem Gedenken lud der „Geschichtsklub Vier-91“ zu einer Vortragsveranstaltung über den NS-Widerstandskämpfer in die ehemalige „Arnsberger Bauernstube“ ein.
Als Präsident des Vereins begrüßte Patric Cremer vor wenigen Tagen den Hobbyhistoriker Leonard Docker, der einige Monate zuvor in Stemel bereits einen Vortrag über Otto von Bismarck gehalten hatte.
Erich Maydir trat bereits mit 15 Jahren dem paramilitärischen und republikfeindlichen Verband „Stahlhelm“ bei, der seit 1924 heranwachsende und ältere, frontunerfahrene Männer militärisch ausbildete. 1930 wurde Maydir aus bislang unbekannten Gründen aus dem Verband ausgeschlossen und trat 1931 der NSDAP bei.
In der SA, in der er bereits ein Jahr zuvor aufgenommen worden war, erreichte er den Rang eines Sturmbannführers. Während der parteiinternen Säuberungsaktionen im Zuge des sogenannten „Röhm-Putsches“ wurde er aus der NSDAP ausgeschlossen und distanzierte sich in der Folgezeit von Adolf Hitler. Von 1934 bis 1936 wurde Maydir mehrfach in „Schutzhaft“ genommen und schwer mißhandelt.
Anfang 1938 gründete Erich Maydir im Untergrund den „Deutschnationalen Widerstand“, der sich gegen das NS-Regime, jedoch nicht gegen den Nationalsozialismus als politische Ideologie einsetze. Er stand damit Gregor und Otto Strasser nahe, die im Zuge des „Röhm-Puttsches“ ermordet bzw. ausgewandert waren. Nach Kriegsbeginn ließen sich jedoch kaum noch Aktivitäten der Widerstandsgruppe Maydirs nachweisen.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm er am Polenfeldzug sowie am Überfall auf die Sowjetunion teil. Nach der Schlacht von Stalingrad 1943 propagierte er den „Endsieg“ als Irrglauben und knüpfte während seiner sowjetischen Kriegsgefangenschaft, in die er 1944 geriet, Kontakte zum „Nationalkomitee Freies Deutschland“ in dem Bestreben, das NS-Regime zu stürzen. Maydir starb am 25. Oktober 1948 während der politischen Umerziehung im Kriegsgefangenlager Jelabuga an den Folgen einer Lungenentzündung.
Leonard Docker unterstrich, daß Maydir ein glühender deutscher Patriot gewesen sei, der zwar zunächst mit dem Nationalsozialismus sympathisierte, jedoch bald den verbrecherischen Charakter des Hitler-Regimes erkannte und in den aktiven Widerstand fand. Nach der politischen Umerziehung im Kriegsgefangenenlager hätte Maydir mit anderen deutschen Kommunisten in der DDR beim Aufbau der Verwaltungsorgane behilflich sein sollen. Hierzu sei es aber aufgrund seines frühen Todes nicht mehr gekommen.
Zum Schluß überreichte Cremer dem Gastredner Leonard Docker als Dank für seinen Vortrag ein kleines Präsent. Für die nächsten Jahre wolle man die gehaltenen Vorträge auch für Nichtmitglieder zugänglich machen, so Cremer.