Temperaturunabhängige Schnee-Produktion im Skigebiet Ruhrquelle

„Planbarkeit der Wintersaison und Sichern des wichtigsten Wirtschafsfaktors“

Winterberg. Schneesicherheit ist oberstes Gebot in einer Region, die so sehr vom Tourismus lebt wie die Ferienwelt Winterberg. Um den Wintersport und Veranstaltungen wie den Snowboard Weltcup zu sichern, hat das Skigebiet Ruhrquelle beschlossen, eine Beschneiungsanlage anzuschaffen, die Schnee unabhängig von der Außentemperatur produzieren kann. Die Anlage hat einen Wert von 500.000 Euro.

 

Die zweite Beschneiungsanlage im Raum Winterberg, die temperaturunabhängig arbeiten kann, soll bereits in den nächsten Tagen an der Talstation der Ruhrquelle installiert werden. Die Anlage erzeugt keinen Schnee im eigentlichen Sinne, sondern kleine trockene Eisblättchen. Diese gelangen über ein Förderband auf die Pisten und werden dort verteilt. Der erzeugte „Schnee“ verfügt über eine Temperatur von minus fünf Grad und ist somit kälter als Naturschnee – und schmilzt somit weniger schnell. Nach dem Präparieren durch eine Pistenwalze entsteht eine kompakte, haltbare Schneedecke, die die Qualität von Firnschnee erreicht.

 

Das an der Ruhrquelle eingesetzte Modell erzeugt 230 Kubikmeter Schnee pro Tag. Das Prinzip ist simpel, ähnlich dem eines Kühlschranks. Mittels Kühltechnik wird das Wasser in einem effizienten Wärmeaustauscher bis zum Gefrierpunkt gekühlt.

 

Die Kälte wird dabei durch spezielle Kompressoren und ein Kühlmittel erzeugt. Das Kühlmittel wird in einem geschlossenen Kreislauf verwendet. Das Wasser gefriert allein durch die erzeugte Kälte. Denn dass der Schnee am Ende ohne chemische Bestandteile auf die Piste gelangt, ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern ist auch in den Augen aller Beteiligten ein absolutes Muss.

 

Die Anlage kommt bereits betriebsbereit in einem Container nach Winterberg. Nach dem Anschluss an Strom und Wasser ist sie einsatzbereit. Der Vertrieb läuft über Firma TechnoAlpin, die die Skigebiete der Wintersport-Arena Sauerland bereits seit Jahren mit herkömmlichen Schnee-Erzeugern beliefert – auch das Skigebiet Ruhrquelle.

 

Die Technik wird in Deutschland produziert und ist bereits erprobt. So kam ein ähnlicher Schnee-Erzeuger kürzlich bei Freestyle.ch in Zürich und bei einem Event des Skiresorts Île-de-France in Paris zum Einsatz.

 

Die neue Technologie soll ein Ersatz sein für die klassische Beschneiung, sondern eine Ergänzung. Auch an der Ruhrquelle ist die Anlage ist nicht für die flächendeckende Beschneiung gedacht, sondern für den gezielten, punktuellen Einsatz. Zum Beispiel für das Ausbessern stark beanspruchter Bereiche an den Lift ein- und –ausstiegen. Zu Beginn der Wintersaison oder wenn während der Saison Bedarf an Schnee herrscht und die Temperatur um null Grad liegt, kann sie eine wertvolle Unterstützung sein. Flächendeckende Beschneiung ist nicht nur aufgrund der Leistungsmerkmale der Anlage kaum möglich, sondern auch aus ökonomischen Gründen.

 

„Wir haben uns trotz des milden Vorjahreswinters erneut entschieden, in unser Skigebiet zu investieren“, betont Liftbetreiber Florian Leber. Ziel sei die Planbarkeit des Wintersportangebots in einer Region, in der der Tourismus der wichtigste Wirtschaftsfaktor ist. Darum hat sich auch die Sparkasse Hochsauerland entschieden, das Vorhaben zu unterstützen.

 

Nach eingehender Prüfung der Wirtschaftlichkeit haben die Betreiber und ihre Hausbank ein innovatives Finanzierungsmodell gefunden. Unter Einbezug sämtlicher Förderkredite und mit Begleitung der Deutschen Leasing ist das Projekt nun zustande gekommen. Kein einfaches Vorhaben, da keinerlei Erfahrungen mit dem Einsatz einer solchen Anlage in einem Skigebiet vorlagen.

 

„Auch wenn sich die Sommersaison immer besser entwickelt, ist der Wintersport das Schwungrad im Tourismus im oberen Hochsauerlandkreis“, betont Tourismusdirektor Michael Beckmann. Insofern sei es richtig, wenn Unternehmer und die Sparkasse an einem Strang ziehen und mit neuen Ansätzen weiter in das Wintersportangebot investieren.

 

„Es ist unsere Aufgabe, die besonderen Wirtschaftsbereiche unserer Region zu stützen und finanzielle Mittel bereitzustellen für innovative Vorhaben“, betont der für Winterberg zuständige Sparkassenmitarbeiter Matthias Grosche. „Viele weitere Branchen hängen hier vom Wintersport ab. Der zurückliegende milde Winter hat uns das alle spüren lassen. So etwas müssen wir versuchen, abzufedern.“