Winterberg (Hochsauerland) Die SPD Fraktion bedauert die Entwicklung im Oversum Vital Resort außerordentlich. Trotz großer Skepsis gegenüber sogenannten PPP- Modellen, sind wir diesen Weg mitgegangen. Wir waren überzeugt davon für unsere Stadt ein Schwimmbad und eine Veranstaltungshalle zu schaffen, die attraktiv, kostengünstig und von ansprechender Qualität ist.
Die Ausgangslage in 2007 war ein Investitionsstau beim Hallenbad, beim Kurmittelhaus und bei der Stadthalle. Stadthalle und Kurmittelhaus standen zudem im Winter aufgrund der Schneelast nur bedingt zur Verfügung. Alle Gebäude waren defizitär und wurden wenig genutzt. Instandsetzungsarbeiten wären laut Gutachten sehr teuer geworden und boten keine zufrieden stellende Alternative zu einem Neubau. In Verbindung mit einem Hotel, so rechneten uns beratende Firmen vor, könnten wir ein attraktives Angebot für Gäste und Bürger schaffen. Auch sind wir verpflichtet in unseren Schulen Schwimmunterricht anzubieten. In Abwägung verschiedener Möglichkeiten haben wir der Zusammenarbeit mit einem Investor zugestimmt.
Um Risiken zu minimieren haben wir vor unseren Entscheidungen Wert darauf gelegt, dass ein unabhängiges Fachbüro die Eckdaten und veranschlagten Baukosten des Projekts prüft. Ein weiteres Fachbüro aus Düsseldorf begleitete den Bauvorgang und ein Bauingenieur der Stadt Winterberg, der das vollste Vertrauen des Bürgermeisters genießt, dokumentierte regelmäßig die Aktivitäten während der Bauphase.
Ein großes als sachkundig geltendes Anwaltsbüro hat die Verträge ausgearbeitet und ein heimisches Geldinstitut prüfte Bonität und Businessplan des Investors.
Auf diese Aussagen haben wir uns leider verlassen. Verlassen haben wir uns aber auch auf die Versprechen des Investors, der zunächst Partner mit großen Erfahrungen in der Hotelbranche und Parkraumbewirtschaftung präsentierte.
Hierdurch geblendet sind wir zu blauäugig dem Investor und dem Bürgermeister gefolgt. Wir hatten die Hoffnung, dass die Verbindung von einem Hotelbetrieb, des öffentlichen Bades und der Stadthalle Synergien erzeugt, die helfen Kosten zu sparen. Die zusätzlichen Betten können unsere Stadt und unsere Gastgeber verkraften.
Das enttäuschende bei dem Projekt „Oversum“ ist wie bei vielen PPP-Projekten einmal mehr die Umsetzung. Mit viel Tam-Tam wird gebaut und eröffnet und dann nach kurzer Betriebszeit erfolgt das böse Erwachen. Als der Vorsitzende der SPD Fraktion in seiner Haushaltsrede auf diesen Umstand hinwies und in diesem Zusammenhang von Heuschrecken sprach, wies ihn der Bürgermeister zurecht. Auch Herr Pieper wollte hiervon nichts hören. Aber bereits unmittelbar nach der Eröffnung hatte die SPD Fraktion den Eindruck, dass die S.A.B. zwar an der Projektentwicklung sehr interessiert war, aber nicht unbedingt an der Entwicklung des Projekts. Nachlässigkeiten im Betrieb, ungeschickter Umgang mit Gästen und nicht nachvollziehbare Planungen etwa im Wellness – Bereich fielen uns auf oder wurden uns von Bürgern zugetragen.
Bereits im Herbst 2012 haben wir den Betreiber hierauf hingewiesen und um Veränderungen gebeten. Die geringen Besucherzahlen im Schwimmbad und im Fitnessbereich, die beklagt werden, hängen unserer Meinung nach auch mit der Struktur des Angebotes und der Fehleinschätzung des Investors zusammen. Gegen die hohen Eintrittspreise hatten wir uns von Beginn an gewandt.
Als im Dezember 2012 deutlich wurde, dass die Stadt über Ihre vertraglichen Verpflichtungen hinaus den Badbetreiber finanziell unterstützen sollte, kam dies für unsere Fraktion nicht in Frage. Diese Haltung haben wir auch noch heute. Wir sind nicht bereit zusätzliches Geld in ein Projekt zu stecken, wenn der Investor nicht bereit ist, ebenfalls etwas für den Erfolg beizutragen.
Die „Bürgerinnen und Bürger aktiv einbinden“ wie es jetzt der Bürgermeister in einer Bürgerversammlung tun möchte ist ebenfalls ein Hinweis unserer Fraktion.
Diese Bürgerversammlung forderte Richard Gamm bereits Anfang März ein. Damals wurde dies von der Mehrheitsfraktion und dem Bürgermeister abgelehnt.
In dieser Bürgerversammlung müssen Eigentumsverhältnisse, Verpflichtungen und Geschäftsbeziehungen der Stadt dargelegt werden. Aber auch Möglichkeiten zur Krisenbewältigung, sollten aufgezeigt werden. Allein am schlechten Marketing der bisherigen Betriebsgesellschaft liegt es sicher nicht. Erforderlich ist eher eine Überplanung des gesamten Projekts mit dem Ziel, Gästen und Bürgern ein Haus zu präsentieren, das einladend wirkt und in dem man gern verweilt. Mit einem Veranstaltungsraum der technisch funktioniert und einem Schwimmbad, welches Familien und Sportler gleichermaßen zufrieden stellt.
Harald Koch
(Vorsitzender der SPD Fraktion im Rat der Stadt Winterberg)