„So gefällt uns unsere Stadt“
Ein spannendes Thema in der Akademie 6 bis 99 in Arnsberg
Arnsberg. „Junge Menschen verstehen sehr wohl, dass Stadtentwicklung und Stadt- und Raumplanung kein Wunschkonzert sind“, antwortet Paivi Kataikko aus Finnland, Vorsitzende des Vereins JAS e.V. Jugend, Architektur Stadt e.V., die mit ihren jungen Kolleginnen Barbara v. Jagow aus München und Caroline Berlingen aus Mönchengladbach angereist ist, um in einen Dialog mit Kindern und Jugendlichen über ihre Sicht auf die gebaute Umwelt zu treten.
Ihre Philosophie: „Kinder und Jugendliche wollen mitreden, mitgestalten, ernst genommen werden. Sie sind Experten ihrer Lebens- und Erfahrungswelt. Unser Ziel ist es, sie zu einem verantwortungsvollen, selbstbewussten und kreativen Umgang mit den unterschiedlichen Räumen zu ermutigen. Wir möchten, dass sie ihre Meinung äußern.“
In der Akademie 6 bis 99 erleben die Gäste, was es heißt, die eigene Lebenswelt zu erkunden, zu kartieren, wahrzunehmen, zu verändern. Gemeinsam mit dem „Arnsberger Modell Baukultur“, ein Vorhaben im Rahmen des nationalen Forschungsfeldes „Baukultur in der Praxis“, wurden Interessierte jeden Alters dazu eingeladen, sich gemeinsam Gedanken zur Stadtgestalt und Planung einer Stadt zu machen.
Spannend ist es, Generationenübergreifend auf die unterschiedlichen Vorstellungen der zukünftigen Umwelt zu schauen. Junge Menschen setzen in jeder Generation neue Maßstäbe für Gesellschaft und Baukultur. Wollten z.B. die 8-jährigen Kinder Charlotte, Pauline und Carolin eine „saubere, grüne Stadt mit vielen Bäumen zum Klettern und Obst-Naschen“, so sorgte sich der ein oder andere Erwachsene um das herbstliche Laubfegen, die Wespenplage in der Erntezeit und die Fruchtstände der Linden, die parkende Autos verschmutzen. „Wer soll die Bäume pflegen im öffentlichen Straßenraum? In 20 Jahren seht ihr diese Dinge auch kritischer!“, kommentierte ein Vater die Anregungen der Kinder.
Madita ( 5 J.) wünscht sich „Spielstraßen, wo wir mit Kreide malen können und die Autos langsam fahren“. Caroline und Pauline ergänzen „Wir möchten Radwege durch die ganze Stadt. Die Autos sollen mit Elektromotoren fahren, um die Luft nicht weiter zu verschmutzen“. Die Älteren runzeln die Stirn. Sie sagen es nicht, doch ihre Blicke verraten, was sie denken…
Fußgänger-Ampeln, Zebrastreifen, Kreisverkehre, verkehrsberuhigte Zonen, Simply City, geöffnete Einbahnstraßen für den Radverkehr; all dies sind Themen, die emotional und kontrovers in der Akademie 6 bis 99 diskutiert werden. Die Erwachsenen staunen, als die Kinder selbstbewusst ihre Visionen präsentieren. Den jungen Menschen wird klar, dass die anwesenden Raumplaner, Stadtentwickler, Klimamanager, Architekten ihre Ideen ernst nehmen. Paivi Kataikko gibt den Erwachsenen mit auf den Weg „Lassen Sie die junge Generation mitreden. Ihre Beteiligung an Weichen stellenden Planungsprozessen sollte zukünftig selbstverständlich sein. Natürlich sind dazu eigene Methoden und Instrumente erforderlich. Da reicht es nicht aus, nur zu reden! Kinder wollen beobachten, experimentieren, gestalten, entwerfen, präsentieren.“
Carolin (8J.) setzt den Schlusspunkt, dem nichts mehr hinzuzufügen ist: „Eins habe ich heute verstanden: Nicht immer kann Weihnachten sein und nicht alle Wünsche können in Erfüllung gehen. Aber wenn ich sagen kann, was mir gefällt und was nicht und ihr mir zuhört, das finde ich cool.“
Am morgigen 3.Oktober wird das Radio 6 bis 99 von 19 bis 20 Uhr auf den Frequenzen des Radio Sauerland-Senders einen Mitschnitt dieser Akademie 6 bis 99-Veranstaltung ausstrahlen.