Bestwig. Wie soll ein wohnortnahes und pädagogisch hochwertiges Schulangebot in der Gemeinde Bestwig künftig aussehen? – Der Rat der Gemeinde Bestwig hat in seiner jüngsten Sitzung eine wichtige Weichenstellung vorgenommen: Einstimmig haben die Bürgervertreter die Gemeindeverwaltung beauftragt, mit der Stadt Olsberg Gespräche aufzunehmen, um am Bestwiger Franz-Hoffmeister-Schulzentrum zum Schuljahr 2014/15 einen Teilstandort der Sekundarschule Olsberg zu bilden.
Hintergrund: Weil die Anmeldezahlen zu niedrig sind, will die Bezirksregierung Arnsberg der Gemeinde Bestwig keine Ausnahmegenehmigung mehr erteilen, um Haupt- und Realschule wie bisher weiterführen zu können. Um den Schulstandort zu erhalten, hatten sich der Gemeinde Bestwig zwei Möglichkeiten geboten. Entweder kann die Gemeinde den Teilstandort einer Sekundarschule einrichten oder eine so genannte „Primusschule“ gründen.
Die „Primusschule“ geht auf einen entsprechenden Schulversuch des NRW-Schulministeriums zurück, bei dem Kinder der Klassen 1 bis 10 gemeinsam lernen. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet – allerdings: Die Gemeinde Bestwig müsste dann voraussichtlich zwei der derzeit drei Grundschulen im Gemeindegebiet auslaufen lassen. Gerade mit letzterem konnten sich die Ratsmitglieder nicht anfreunden. „Grundschulen müssen wohnortnah sein“, so CDU-Fraktionschef Winfried Gerold. Thomas Liedtke, Fraktionsvorsitzender der SPD, verwies darauf, dass es ungewiss sei, wie eine Primusschule nach Auslaufen des Schulversuchs weitergeführt werden könne: „Das ist keine Option.“
Die Sekundarschule steht im Zeichen längeren gemeinsamen Lernens. Durch Ganztagsangebote wird Schule nicht nur ein Lern-, sondern Lebensraum, in dem neben Wissensvermittlung besonders auch soziale Kompetenzen in den Vordergrund rücken. Bürgermeister Ralf Péus teilte den Ratsmitgliedern mit, dass es erste Sondierungen auf Verwaltungsebene mit der Stadt Olsberg gegeben habe, um zu prüfen, ob in Bestwig ein Teilstandort der Sekundarschule Olsberg eingerichtet werden könne. Grundsätzlich, so Ralf Péus, sei dies positiv aufgenommen worden – nach dem Votum des Rates sollen nun Arbeitsgruppen gebildet werden, um einerseits organisatorische und rechtliche Fragen, andererseits aber auch pädagogische Aspekte aufzuarbeiten: „Da ist sicher noch eine ganze Menge zu klären.“
Wie auch die Vertreter der beiden Ratsfraktionen kritisierte ebenso Bürgermeister Péus den Zeitdruck, der von der Bezirksregierung aufgebaut worden sei. Noch vor etwas mehr als einem Jahr habe man in Arnsberg zu hören bekommen „Die Anmeldezahlen stimmen doch“ – „das gilt jetzt offenbar nicht mehr“, so Ralf Péus.
Neben den Gesprächen mit der Stadt Olsberg sollen nun auch die weiteren Schritte vorbereitet werden, die für die Einrichtung eines Sekundarschul-Teilstandorts notwendig sind – unter anderem eine Elternbefragung sowie die Beteiligung der Nachbarkommunen. Die Ergebnisse all dieser Verfahrensschritte werden dem Gemeinderat im Herbst bekannt gegeben. Dann müssen die Bürgervertreter entscheiden, ob bis spätestens Ende November ein Sekundarschul-Antrag bei der Bezirksregierung eingereicht wird.
Zudem machte Bürgermeister Péus deutlich, dass für die Eltern der jetzigen Haupt- und Realschüler kein Anlass besteht, sich Sorgen um die schulische Zukunft ihrer Kinder zu machen. Unabhängig von der künftigen Schulstruktur werden die beiden Einrichtungen nicht geschlossen, sondern sie laufen aus. Will heißen: Alle Schülerinnen und Schüler, die zurzeit Haupt- und Realschule in Bestwig besuchen oder dort angemeldet sind, können dort auch ihren Abschluss machen.