Offener Brief zur perspektivischen Situation der Stadtmarketing Sundern eG

Sundern.

Sehr geehrte Fraktionsvorsitzende, sehr geehrter Herr Huff, sehr geehrter Herr Pellmann, sehr geehrter Herr Tolle,

die Stadtmarketing Sundern eG wurde 1998 aus dem ehemaligen Werbering Sundern e.V. und dem Fremdenverkehrsamt der Stadt Sundern gegründet. Laut Gründungsvorhaben der Genossenschaft vom 18.03.1998 lag dies an den sinkenden Übernachtungszahlen und dem nicht effizient und im Sinne der betroffenen Wirtschaft handelnden Fremdenverkehrsamt. Die Stadt Sundern hat seinerzeit diese Aufgaben unter Gewährung eines städtischen Zuschusses in Höhe von umgerechnet 163.613,40 € an die Stadtmarketing Sundern eG übertragen (Vereinbarung vom 24.10.2002). Synergien konnten geschaffen und Ressourcen gebündelt werden.

Nach Gründung der Stadtmarketing Sundern eG wurden die Zuschüsse dann schrittweise auf 100.000 € in 2018 gekürzt. Die Stadtmarketing Sundern eG konnte bis dahin sehr viele Aktionen für Sundern planen und durchführen und einige erfolgreiche Projekte wie „Ab in die Mitte“ umsetzen oder das Förderprojekt zur Regionale 2013 am Sorpesee mit initiieren, was einen enormen Schwung für die Stadt gebracht hat. Die Übernachtungszahlen stiegen von 140.000 in 1998 auf 224.056 in 2016! Tendenz ist weiter steigend, was die Position als viertstärkster Tourismusort im Hochsauerlandkreis weiter kräftigt – vor Olsberg, Arnsberg und Meschede (IT.NRW, 2016).

Im Zuge der fortwährenden Diskussionen über eine weitere Bezuschussung des Stadtmarketings, stellt sich klar die Frage, wo eigentlich festgeschrieben steht, dass das Stadtmarketing sich selbst tragen muss! Es handelt sich nach unserem Kenntnisstand um eine vor Jahren formulierte Forderung der Politik. Um nachhaltig und erfolgreich eine Vermarktung der Stadt Sundern zu betreiben, kann das Stadtmarketing aber nicht ausschließlich ohne städtischen Zuschuss operieren, was bei einem Blick auf die Budgets sofort offenkundig wird.

An die Fraktionsvorsitzenden der im Rat der Stadt Sundern vertretenen Parteien sowie an Herrn Huff, Herrn Pellmann und Herrn Tolle Rathausplatz 1 59846 Sundern
Mit den für 2018 beschlossenen 100.000 € an Zuwendungen ist eine Grenze erreicht, die nicht weiter unterschritten werden darf!

Mit Blick auf den immer stärker sinkenden Zuschuss bleibt festzuhalten, dass Projekte und Veranstaltungen naturgemäß auf ein Minimum heruntergefahren werden mussten. Altlasten, mit denen das Stadtmarketing in den Vorjahren zu kämpfen hatte, sind alle weitestgehend abgebaut. Risiken, wie sie in der Vergangenheit eingegangen wurden, um Refinanzierungen zu erreichen, werden – insbesondere auf Wunsch der Politik – nicht mehr über das Stadtmarketing laufen. Daher fällt diese Refinanzierungsmöglichkeit weg. Wenn wir es nicht schaffen, ein tragbares und von allen Seiten unterstütztes Konstrukt für das Stadtmarketing herzustellen, besteht auch Gefahr bei der Sponsorenakquise. Solange wir nichts Nachhaltiges in der Hand haben, wird es zukünftig weder ein ausreichendes Sponsoringbudget noch zielführende Projektarbeit geben können. Unsere Sponsoren fordern seit längerer Zeit, dass „etwas passieren“ muss.

Daher sehe ich hier eine eminente Gefahr, wenn sich die Diskussionen um eine Bezuschussung und damit Sicherung einer städtischen Vermarktung weiter in die Länge ziehen. Wie die letzte Generalversammlung gezeigt hat, sind die Mitglieder der Stadtmarketing Sundern eG gewillt, in Vorleistung zu treten und haben einer Erhöhung der Mitgliedsbeiträge zugestimmt, was an dieser Stelle besonders hervorzuheben ist. Die Beiträge wurden immerhin um 25% erhöht. Dieses Signal der Mitglieder geht natürlich auch an die politischen Verantwortlichen der Stadt Sundern, ihren eignen Beitrag auch zukünftig zu leisten. Nachdem ich nun ein dreiviertel Jahr die Situation der Stadtmarketing Sundern eG erfassen und mir einen Überblick verschaffen konnte, muss ich aus der jetzigen Einschätzung sagen, dass das Stadtmarketing ohne Grundfinanzierung nicht weiter existieren kann. Zudem kenne ich kein Stadtmarketing, dass vollkommen ohne einen städtischen Zuschuss auskommt, noch dazu bei der Aufgabenstellung auch die Stadt als Ganzes mit zu vermarkten.

Hier stellt sich klar die Frage: aus welchem Grund sollte dies dann noch übernommen werden? Als Zweitfrage schließt sich an: Wer übernimmt das Marketing für die Stadt Sundern, wenn es die Stadtmarketing Sundern eG nicht mehr macht bzw. sich dann ggf. auflöst? In diesem Falle würden der Stadt Sundern dann aber auch der gesamte Betrag der Mitgliedsbeiträge i.H.v. aktuell 58.000 € unserer 213 Mitglieder sowie noch nennenswerte Sponsoringleistungen abhandenkommen. Die Situation innerhalb der Stadtmarketing Sundern eG war in diesem Jahr mehr als problematisch.

Die Stelle der Geschäftsleitung war fast 3 Monate unbesetzt und es wurden wenig bis keine Vorplanungen für 2017 getätigt, was die Übernahme durch die neue Geschäftsleitung äußerst erschwert hat. Auch war der Personalstand in dieser Zeit aufgrund eines krankheitsbedingten Ausfalls einer langjährigen Mitarbeiterin dezimiert. Zudem sind die beiden Vorstände mit zwei neuen Personen besetzt worden, die versucht haben sich von Beginn an intensiv einzubringen, aber eben auch keine großen Vorkenntnisse mitbringen konnten.

Ebenfalls wurden in 2017 neue Mitglieder im Aufsichtsrat tätig. Diese Konstellation verdeutlicht, welch schwierigen Voraussetzungen vorlagen, um das Stadtmarketing mit einem fast komplett neuen Personenkreis weiterzuführen. Dennoch ist es uns gelungen, das bestehende Rahmenprogramm der Veranstaltungen mit engagiertem Einsatz zu bewältigen.
Die geforderte – und meiner Meinung nach erforderliche – Konzepterstellung war so im laufenden Betrieb, zudem mit dem wenigen Personal, nicht möglich. In den letzten Wochen ist daher ein Vakuum entstanden und Perspektiven fehlen, was insbesondere für die Mitarbeiterinnen der Genossenschaft sehr belastend ist.

Hier besteht m.E. eine Fürsorgepflicht, die mit der fortlaufenden Diskussion um die weitere Bezuschussung der Stadtmarketing Sundern eG gefährdet ist. Stattdessen bestehen Ängste und Unsicherheiten, übrigens nicht nur auf Seiten der Mitarbeiterinnen, sondern auch auf Seiten der Mitglieder, weil niemand weiß, wie es weitergeht. Aus meiner Sicht ist es zwingend erforderlich, dass wir eine Planungssicherheit schaffen. Hierzu müssen wir strategisch vorgehen und gemeinsam eine zukünftige Ausrichtung intensiv und mit dem Hintergedanken, dass wir (alle) ein Stadtmarketing brauchen, erarbeiten. Für einen strategischen Prozess müssen alle bisher vorliegenden Studien, Leitbilder, Maßnahmenpläne etc. zusammengeführt werden, um den aktuellen IST-Stand zu ermitteln und darauf aufbauend eine zukunftssichere Positionierung zu erreichen.

Auch die Schnittstellen zur städtischen Wirtschaftsförderung müssen abschließend bearbeitet werden. Aus fachlicher Sicht ist dabei m.E. auch eine externe Begutachtung erforderlich, die einzelne Punkte in den Gesamtkontext einer Stadtmarketing-Ausrichtung setzt. Die externe Moderation unterstützt den Prozess mit einem objektiven Blickwinkel, der für eine nachhaltige und zukunftsgerichtete Strategieentwicklung schlichtweg notwendig ist. Dabei wird und muss die Politik eng mit eingebunden werden, um die Säule Stadtmarketing im gesamtstätischen Kontext mit zu tragen. Folgende Kriterien sind dabei zu beachten:

• Langfristigkeit: Die Stadt Sundern kann sich alleine dann auf die Karte als attraktiver Wirtschafts-, Freizeit- und Lebensstandort bringen, wenn eine langfristige Bearbeitung der einzelnen Segmente ermöglicht wird.

• Nachhaltigkeit: Wichtige Akteure innerhalb der Stadt lassen sich nur dann positiv einbinden und motivieren, wenn die Arbeit einen roten Faden aufzeigt und nachhaltige Effekte bringt.

Abschließend möchte ich an Sie, sehr geehrte Fraktionsvorsitzende, sehr geehrter Herr Huff, sehr geehrter Herr Pellmann und sehr geehrter Herr Tolle, appellieren, dass es als Signal für alle im Stadtmarketing Tätigen und deren Mitglieder hilfreich wäre, eine adäquate Summe in die mittelfristige Finanzplanung für das Marketing unserer Stadt einzubringen, welche die Gesamtsumme von 100.000 € nicht unterschreitet. Die noch ausstehenden abschließenden Haushaltsberatungen bieten hierfür Gelegenheit. Mit dieser finanziellen Sicherheit können wir dann gemeinsam die zielführende Diskussion über die zukünftige Ausrichtung unseres Stadtmarketings für Sundern führen. Hierzu stehe ich sowie das gesamte Team und der Vorstand mit großer Einsatzbereitschaft gern zur Verfügung!

Die vorgenannten Inhalte sind dem Vorstand bekannt und werden von ihm unterstützt.

Ein besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr wünscht Ihnen

Ann Kathrin Meier Geschäftsleiterin Stadtmarketing Sundern eG