NACHBergbauzeit in NRW

Von der Zechenbrache zur Folgenutzung

Innovative Projekte zur Folgenutzung von Zechenbrachen tragen zur Bewältigung des Strukturwandels bei – und zum Gelingen der Energiewende. Diese und andere Ansätze standen heute im Mittelpunkt bei der zweiten Auflage von „NACHBergbauzeit in NRW“, einer Veranstaltung der Technischen Fachhochschule

(TFH) Georg Agricola und der Bezirksregierung Arnsberg.

 

„NACHBergbauzeit in NRW – was dann?“ – so lautete im Juli 2011 die Frage bei der Auftaktveranstaltung. Bei der Neuauflage „Von der Zechenbrache zur Folgenutzung“ haben Bezirksregierung und TFH jetzt konzeptionelle Überlegungen in den Fokus gestellt. Und auch in der Praxis wollen sie Beiträge leisten: die Bezirksregierung mit ihrer landesweit agierenden Berg- und Energiebehörde als Berater für Politik, Wirtschaft und Verwaltung – die TFH als wissenschaftlicher Partner im Zuge von Forschungsaktivitäten, durch die von der RAG-Stiftung geförderte Stiftungsprofessur „Nachbergbau“, auch durch den neuen Masterstudiengang „Geoingenieurwesen und Nachbergbau“.

 

„Sinnvolle und zukunftsweisende Folgenutzungsstrategien müssen gemeinsam mit allen Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert und entwickelt werden. Die Bezirksregierung Arnsberg möchte insbesondere die vom Rückzug des Bergbaus betroffenen Kommunen gezielt beraten, um zielführende Wege bei der Folgenutzung bergbaulicher Betriebsflächen aufzuzeigen“, sagte Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann in seiner Begrüßungsrede am Mittwoch im Studierendenzentrum der TFH in Bochum.

 

„Daraus können sich“, so der RP weiter, „wichtige Beiträge zur Energiewende ergeben. Dabei wollen wir eine Vermittlerrolle einnehmen und Moderator zur Schaffung regionaler Netzwerke sein.“ Der RP nannte verschiedene Zukunftstechnologien, die – angesiedelt auf Zechenbrachen – die Energiewende durchaus voranbringen könnten: Windenergie auf Halden, Pumpspeicher unter Tage, Tiefengeothermie, auch Energiepflanzen auf alten Bergbauflächen.

 

Nachhaltiger Umgang mit dem Bergbauerbe

 

TFH-Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Christoph Dauber zeigte sich positiv überrascht über die große Resonanz, auf die die zweite gemeinsame Tagung zur Nachbergbauzeit gestoßen sei: „Wir – die TFH und die Bezirksregierung – freuen uns über die Vielfalt der anwesenden Meinungsträger aus Politik, Industrie, Behörden, Kommunen, Ingenieurbüros und Hochschulen.“ Unter den mehr als 250 Gästen begrüßte Dauber u.a. die Sprecherin des Landtagsausschusses für Klimaschutz und Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz MdL Wibke Brems, die Sprecherin des Unterausschusses für Bergbausicherheit MdL Gudrun Zentis und das Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung Bärbel Bergerhoff-Wodopia.

 

Die TFH Georg Agricola, sagte Dauber, sei eine Bildungseinrichtung mit langer Bergbautradition und darum prädestiniert für die Beschäftigung mit dem Nachbergbau. „Wir sind 1816 als Ausbildungsbetrieb für den damals boomenden Steinkohlenbergbau gegründet worden und haben diesen 200 Jahre lang begleitet. Nun wollen wir uns um sein Erbe kümmern – nachhaltig und mit dem Anspruch auf eine internationale Vorbildfunktion.“

 

Vielfältige Aspekte – kompetente Referenten

 

Experten beleuchteten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln:

* Unter Moderation des neuen Abteilungsdirektors Andreas Sikorski

(Bezirksregierung) sprachen zunächst Michael Schwarze-Rodrian (Regionalverband Ruhr) über „Regionalplanung Ruhr – Strategien zur Folgenutzung“ und Prof. Dr. phil. Rolf Heyer (NRW.Urban) über „Qualitatives Wachstum vs. Quantitative Schrumpfung“.

* Es folgten, moderiert von Prof. Dr.-Ing. Dauber, Beiträge von Thomas

Hunsteger-Petermann (OB Hamm) über das Stadterneuerungsprojekt „Im Westen was Neues“, von Prof. Dr. Hans-Peter Noll (RAG Montan Immobilien GmbH) über „Folgenutzungsvarianten und die Vermarktung der RAG MI“ sowie von Dr. jur.

Harald Knöchel (RAG Aktiengesellschaft) über die „Probleme des Abschlussbetriebsplans im Steinkohlenbergbau“.

* Nach einem Grußwort des TFH-Präsidenten Prof. Dr. rer. pol. Jürgen

Kretschmann redeten Bergdirektor Ernst-Günter Weiß (Bezirksregierung) über „Regenerative Energien auf Bergbaubrachen“, PD Dr. Stefan Harnischmacher (Phillips-Universität Marburg) zu „Bergbaubedingten Höhenänderungen im Ruhrgebiet und mögliche Folgen“ sowie Prof. Dr. rer. nat. Harald Zepp (Ruhr-Universität Bochum) über den „Biomassepark Hugo – Beispiel für die Transformation der Stadtlandschaft Ruhr“. Diesen Block moderierte Prof. Dr.

rer. nat. Frank Otto (TFH).

* Moderiert von Oberbergrat Hayo Epenstein (Bezirksregierung): Referate

von Prof. Dr. rer. nat. Frank Otto und Prof. Dr. rer. nat. Christian Melchers

(TFH) über „Klassische Fragen der Sanierung einer Bergbaufläche“, Rechtsanwalt Dr. jur. Till Elgeti (Sozietät Wolter / Hoppenberg) über „Widerstreitende Rechtsinteressen in Sanierungsfragen“ und Dr.-Ing. Ilse de Vent (Staatsoezicht op de Mijnen) zu „Bergbaufolgen in den Niederlanden“.

Das Schlusswort hatte Volker Hermes, Leitender Bergdirektor bei der Abteilung Bergbau und Energie der Bezirksregierung Arnsberg.