Winterberg. (Hochsauerland) Duftendes Heu und weitläufige, farbenfrohe Blütenpracht – ein echtes Stück sauerländer Sommer erleben Gäste zurzeit auf vielen Bergwiesen rund um die Höhendörfer der Ferienwelt Winterberg erleben. Dass dieser Artenreichtum erhalten bleibt, ist Ziel des LIFE+ Projekts Bergwiesen bei Winterberg. Unter anderem mit einem Bergwiesenfest wollen die Initiatoren die geschützten Flächen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken und ihre Wertschätzung fördern.
Die Vorstellung von Wiesen, die übersät sind mit Blumen wie ein Meer von kleinen bunten Farbtupfern, ist in den Köpfen vieler Menschen fest verankert. Prägten artenreiche Bergwiesen doch früher wie selbstverständlich das Bild des Sauerlandes. Durch die traditionelle Heuwirtschaft entstanden die typischen Lebensgemeinschaften mit zahlreichen Pflanzen- und Tieren, die es teilweise nur im Bergland gibt. Auf den Hochlagen-Wiesen wurde meist nur einmal im Jahr „Heu gemacht“. Die Landwirte mähten die Wiesen, um Gras und Kräuter zu trocknen und im Winter Futter für ihre Tiere zu haben. Erst im Hochsommer, nach Blüte und Samenreife der Pflanzen, fand diese „Mahd“ statt. Doch längst hat sich die Landwirtschaft gewandelt. Heute bekommt das Milchvieh nicht mehr Heu, sondern Silage, mähen und düngen die Landwirte ihre Wiesen mehrmals pro Jahr. Nur wenige Gräser und Löwenzahn können dort überleben. Auf vielen Wiesen entstanden Weihnachtsbaumkulturen.
Auf der Winterberger Hochfläche gibt es sie noch, diese typische Flora und Fauna mit Wald-Storchschnabel, Schwarzer Teufelskralle, Goldhafer und Weichem Pippau und bunten Schmetterlingen wie Dukaten-Feuerfalter, Lila-Gold-Feuerfalter und Ampfer-Grünwidderchen. Mit ein wenig Glück können die Besucher sie beim Bergwiesenfest am Sonntag, 30. Juni von 11 Uhr bis etwa 17 Uhr auf dem Gelände des Reitvereins, Am Postteich 7, entdecken.
Die Gäste erleben Vorführungen alter Mähtechniken mit Sense, Pferd und Muskelkraft sowie alter Maschinen und Geräte. Spaß und Wettkampf-Gaudi gibt’s für Kinder und Junggebliebene bei turbulenten Spielen im frischen Heu. Und beim „NatureCache“, einer modernen Schnitzeljagd, bei der GPS-Geräte den Weg zum „Naturschatz“ weisen. Bei einem Spaziergang erhalten die Teilnehmer spannende Informationen zu den geschützten Bergwiesen und zur Nutzung des kräuterreichen Heus als wertvolles Pferdefutter. Speziell für Kinder ist die „Werkstatt der Schmetterlinge“ gedacht, bei der die Kids die kleinen Bergwiesen-Bewohner kennenlernen. Dazu gibt es kulinarische Spezialitäten mit echten Zutaten von den Bergwiesen. Infos: www.bergwiesen-winterberg.de
Auch über das Bergwiesenfest hinaus will das Projekt die geschützten Flächen immer wieder der Öffentlichkeit präsentieren. Mit Führungen und Exkursionen, einer Ausstellung, Bergwiesen-Pfaden oder einem Fotowettbewerb. Zudem vermitteln Workshops für „Bergwiesen-Experten“ tiefer gehendes Wissen. Termine auf Anfrage beim Naturschutzzentrum – Biologische Station – Hochsauerlandkreis, das mit dem Bergwiesenfest gleichzeitig sein 20jähriges Bestehen feiert.
Auch die Ferienwelt Winterberg lässt ihre Gäste die Bergwiesen mit sportlichen Angeboten und allerlei Aktivitäten erleben. Zum Beispiel bei Nordic Walking, einer E-Bike-Tour oder Yoga inmitten der blühenden Pracht. Infos und Buchung: www.aktiv-store.de
Infos zum Projekt
Das fünfjährige LIFE+ Projekt Bergwiesen Winterberg will die geschützten Winterberger Bergwiesen in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, ihren Erhalt sichern und weitere Flächen für diese extensive Form der Landwirtschaft gewinnen. Die Verantwortlichen helfen Landwirten, die Nutzung der Bergwiesen so zu organisieren, dass sie vom Ertrag leben können und gleichzeitig die Pflanzen- und Tierwelt der Bergwiesen erhalten. Das 756 ha große Projektgebiet besteht aus den zwei FFH-Gebieten „Bergwiesen bei Winterberg“ und „Oberes Orketal“. Die Bergwiesen im Rothaargebirge sind neben Vorkommen in der Eifel die bedeutendsten in Nordrhein-Westfalen. Die wichtigsten Komplexe des Sauerlands liegen auf der Winterberger Hochfläche bei den Ortschaften Altastenberg, Neuastenberg, Langewiese, Lenneplätze, Mollseifen, Winterberg und Elkeringhausen.