Jahresbilanz Noch nie so viele staatliche Erbschaften wie in 2012

Arnsberg (Hochsauerland) Nie zuvor hat der Staat im Regierungsbezirk Arnsberg so oft geerbt wie im ablaufenden Kalenderjahr. Gut 300 Fälle wurden der Bezirksregierung 2012 von den Amtsgerichten zugeleitet.

2001 waren es noch lediglich 96 Erbschaften, die der Staat im hiesigen Regierungsbezirk machte. 2010 wurden 181, 2011 dann 246 Erbfälle registriert. In 2012 sind es – Stand 19.12. – jetzt bereits 302 Erbschaften, davon 51 mit Grundbesitz. „Spitzenreiter“ in der Statistik ist die Stadt Bochum bzw. das dortige Amtsgericht mit 137 Fällen.

Von lokalen Besonderheiten abgesehen, dürfte die Demografie ein Grund für den Trend sein: Der Anteil älterer Menschen ohne Angehörige wächst, damit auch Vermögenswerte, für die keine Erben vorhanden sind – von Geldsummen und Immobilien bis zu kleinen unbebauten Grundstücken. Zudem stieg die Zahl der Menschen, die ein Erbe ausschlagen, weil es mit Schulden belastet ist. Der Staat erbt – und muss vom Erlös dann die Gläubiger bedienen.

„Wir sind zuständig, wenn Verstorbene zuletzt im Regierungsbezirk Arnsberg gemeldet waren. Das gilt auch, wenn die Verblichenen anderenorts im Bundesgebiet Besitz hatten – und darüber hinaus“, berichtet Martin Fiedler, Sachbearbeiter bei der Bezirksregierung. So standen in den letzten Jahren auch ein Ferienhaus in Spanien (Costa Brava), ein Appartement in Frankreich und ein Schiff in Portugal auf der Liste. Angesichts der unterschiedlichen Rechtslage und Sprache ist die Bearbeitung dann zumeist nicht ganz unproblematisch.

Oft erbt das Land „Schrottimmobilien“

Das Land will die Immobilien bzw. Grundstücke möglichst schnell und ertragreich verkaufen – durch die Bezirksregierungen, den Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) oder beauftragte Makler. Erstmals ging die Bezirksregierung Arnsberg in 2012 auch den Weg, eine Immobilie öffentlich versteigern zu lassen – den sanierungsbedürftigen Wittgensteiner Hof in Bad Berleburg. Verkaufssumme: 115.000 Euro.

„Bei einem Teil der geerbten Objekte ist die Vermarktung deshalb schwierig, weil es sich um sogenannte Schrottimmobilien handelt. Ihr Anteil ist den letzten Jahren überaus stark gestiegen“, erläutert Maria Nagel, ebenfalls Sachbearbeiterin bei der Bezirksregierung.

Für alle geerbten Liegenschaften gilt: Die Verkehrssicherungspflicht liegt bei der Bezirksregierung – samt der „Gefahrenabwehr“ in Kooperation mit den Ordnungsbehörden (z.B. bei Wasserrohrbrüchen oder Unwettern). Ohnehin muss ein unbefugtes Betreten der Grundstücke verhindert und im Winter die Streu- und Schneeräumpflicht sichergestellt werden. Neben Maria Nagel und Martin Fiedler sind hierfür bei der Bezirksregierung Arnsberg die Sachbearbeiterinnen Sandra Klerx und Simone Kensy zuständig.

Millionär ohne Erben – Geld für die Staatskasse

Die Bilanz des Fiskus in puncto Erbschaft fiel trotz des Aufwands zumindest im Regierungsbezirk Arnsberg zuletzt positiv aus: 2011 wurden knapp 800.000 Euro eingenommen. Ausgaben: ca. 250.000 Euro – ohne die Personalkosten. In 2012 wird das Land im hiesigen Regierungsbezirk alleine schon deshalb ein Plus machen, weil die Bezirksregierung Anfang des Jahres eine Geldsumme in Höhe von 1,2 Millionen Euro verbuchen konnte. Trotz zweijähriger Recherche waren keine Angehörigen als potenzielle Erben ermittelt worden.