Halbjahresbilanz am Arbeitsmarkt im HSK:

Ein solider Arbeitsmarkt stellt sich neuen Herausforderungen
Die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 1992, weniger ältere Arbeitslose, der höchste Stellenbestand der vergangenen Jahre sowie eine Beschäftigung erstmals auch in einem Dezember über 100.000 Personen – Oliver Schmale, Leiter der Agentur für Arbeit Meschede-Soest, zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung am Arbeitsmarkt im HSK. Am Ausbildungsmarkt war die nun eingetretene Kehrtwende zugunsten der Bewerber absehbar und wird sich in den Folgejahren fortsetzen.
 
„Wir sehen im Hochsauerlandkreis einen sehr soliden Arbeitsmarkt, der auch neuen Herausforderungen wie der gestiegenen Zahl an Arbeitslosen mit ausländischer Staatsangehörigkeit gewachsen ist“, so Schmale.
Die Arbeitslosigkeit im Juni sank auf 6.740 Betroffene, der niedrigste Stand des Jahres 2016. In einem Juni gab es zuletzt vor 24 Jahren, im Jahr 1992, weniger Arbeitslose. Damals waren 5.123 Personen arbeitslos gemeldet.
Die Arbeitslosenquote lag aktuell bei 4,6 Prozent und war damit die niedrigste des Jahres 2016.
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren registrierten die Arbeitsagenturen und Jobcenter im Hochsauerlandkreis mit 1.627 Arbeitslosen mit ausländischer Staatsangehörigkeit einen Höchststand seit 2007. Seit 1998 waren lediglich in den Jahren 2005 und 2006 mehr ausländische Arbeitslose im Hochsauerlandkreis gemeldet.
„Hier stehen wir in den Agenturen für Arbeit vor einer in ihrer Dimension neuen Aufgabe“, so Schmale. „Seit Anfang 2016 sind wir mit unseren dafür eingerichteten Integration Points sehr gut aufgestellt. Hier betreuen und beraten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsagenturen insbesondere Asylsuchende aus Ländern mit hoher Bleibeperspektive in Deutschland, auch in enger Zusammenarbeit mit den Städten. Sie nehmen frühzeitig Kontakt zu Flüchtlingen auf und kümmern sich um Spracherwerb, die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und bestenfalls einen direkten Einstieg in den Beruf.“ Die meisten ausländischen Arbeitslosen hatten die syrische Staatsangehörigkeit (349), gefolgt von Italien (122), dem Irak (79), Polen (68) und dem Kosovo (64).
In den beiden Rechtskreisen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit unterschiedlich.
Im Versicherungsbereich (Sozialgesetzbuch Drittes Buch, SGB III – Arbeitslosengeld I) waren im Juni insgesamt 2.629 Personen arbeitslos gemeldet, 135 Personen bzw. 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Sozialgesetzbuch Zweites Buch, SGB II – Arbeitslosengeld II) waren mit 4.111 Männern und Frauen 253 Menschen oder 5,8 Prozent weniger gemeldet.
Grund für den Anstieg bei den Agenturen für Arbeit ist auch der Zuzug von Arbeitslosen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Während der Prüfung des Asylverfahrens sind Flüchtlinge zunächst bei den Agenturen für Arbeit und somit im Versicherungsbereich gemeldet (Sozialgesetzbuch Drittes Buch, SGB III – Arbeitslosengeld I). Erst nach positiv beschiedenem Asylverfahren wechselt die Betreuung zu den Jobcentern, dem Bereich der Grundsicherung für Arbeitslose (Sozialgesetzbuch Zweites Buch, SGB II – Arbeitslosengeld II).
Die Arbeitslosigkeit ausländischer Staatsangehöriger stieg bei den Agenturen für Arbeit gegenüber dem Vorjahr um 210 Prozent, bei den Jobcentern lediglich um vier Prozent.
Wie gut der Arbeitsmarkt im HSK trotz der Herausforderungen des Jahres 2016 aufgestellt ist, zeigt auch der Blick auf die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die bei den Agenturen für Arbeit im Hochsauerlandkreis gemeldete Arbeitskräftenachfrage der Betriebe und Verwaltungen.
Erstmals lag die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in einem Dezember Die Daten der Beschäftigtenstatistik liegen zeitverzögert vor. mit 100.440 Personen über der 100.000er Marke.
Der Bestand an offenen Stellen lag im Juni bei 1.780. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung um 262 Stellen oder 17,3 Prozent und damit der höchste Stellenbestand der vergangenen Jahre in einem Juni. Besonders der Handel, das Gastgewerbe und das Gesundheits- und Sozialwesen waren auf Wachstumskurs. Sie meldeten deutlich mehr Stellen als im Vorjahr (Handel +29,6 Prozent, Gastgewerbe +28,7 Prozent, Gesundheits- und Sozialwesen +11,7 Prozent.)
Bei den Älteren sank die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich nun bereits zum zweiten Mal. 2.204 Arbeitslose über 50 Jahre waren im Juni 2016 bei den Agenturen für Arbeit im HSK gemeldet 132 weniger als im Vorjahr. „Vor dem Hintergrund des gestiegenen Fachkräftebedarfs sind ältere Arbeitnehmer ein wertvolles Kapital“, so Schmale. „Erfahrung und Zuverlässigkeit sind nur zwei Schlüsselqualifikationen, die Unternehmen an ihnen schätzen.“
Nicht alle Personengruppen profitierten vom Rückgang der Arbeitslosigkeit im Hochsauerlandkreis. 740 Jüngere unter 25 Jahren waren bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern im Hochsauerlandkreis registriert, das waren 45 Jüngere bzw. 6,5 Prozent mehr als im Juni 2015. Die Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen bleibt mit 4,3 Prozent weiterhin auf einem niedrigen Niveau.
Die demografische Entwicklung ist im Hochsauerlandkreis auch am Ausbildungsmarkt deutlich zu spüren. Während es in den vergangenen Jahren immer weniger Ausbildungsstellen als Bewerber gab, drehte sich die Situation im aktuellen Berichtsjahr zu Gunsten der Jugendlichen.
Insgesamt meldeten sich seit Oktober des vergangenen Jahres 2.074 Bewerber auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle bei den Agenturen für Arbeit im HSK, andererseits gibt es 2.114 registrierte Ausbildungsstellen. Somit entfallen auf 50 suchende Jugendliche 51 gemeldete Ausbildungsstellen.
„Die demografische Entwicklung wird den Trend der sinkenden Bewerberzahlen auch in den Folgejahren verstärken. Wir raten Arbeitgebern, sich frühzeitig um geeignete Jugendliche zu bemühen und auch Schwächeren eine Chance zu geben“, so Schmale. Aktuell suchten im Juni noch 701 Mädchen und Jungen die passende Ausbildungsstelle, 767 Ausbildungsstellen waren noch unbesetzt.