Bad Fredeburg. Was lange ein „Tabuthema“ war und kaum geahndet werden konnte, wird heute mehr öffentlich diskutiert: die häusliche Gewalt. Ihre Auswirkungen standen im Mittelpunkt der Frauentagung des Sozialverbandes VdK im VdK-Kur- und Erholungshotel in Bad Fredeburg. Über 80 Funktionsträgerinnen aus fünf Kreisverbänden und auch einige interessierte Männer konnten die Frauenbeauftragte des Kreisverbandes HSK, Birgit Müller und Kreisvorsitzender Hans Josef Bigge zu diesem aktuellen Thema begrüßen.
Untermauert mit Beispielen aus dem Alltag erläuterte Kriminalhauptkommissar Herbert Segref von der Kreispolizeibehörde des HSK die Problematik. Gewalt im häuslichen Umfeld kommt in allen Formen des Zusammenlebens vor, zwischen Ehepartnern, zwischen Geschwistern, zwischen Verwandten. Im Hochsauerlandkreis werden der Polizei im Jahr ca. 100 Fälle angezeigt. Hinzu kommt, so Segref, eine hohe Dunkelziffer. Zu den Straftatbeständen gehören Freiheitsberaubung, Nötigung, Hausfriedensbruch und Vergewaltigung.
Nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen kann die Polizei den Schläger aus der Wohnung verweisen und ein Rückkehrverbot für zehn Tage aussprechen. Das schafft, so der Referent, genügend Zeit bei einer Hilfeeinrichtung vor Ort Unterstützung zu suchen. Auch die Polizei vermittelt solche Kontakte. Die Täter müssen erfahren, dass „Gewalt in Beziehungen keine Privatangelegenheit ist und sie zur Rechenschaft gezogen werden“. Auf Antrag des Opfers kann das Familiengericht zudem dem Schläger langfristig das Betreten der gemeinsamen Wohnung verbieten.
Zu leiden unter häuslicher Gewalt haben immer wieder die Kinder. Angst, Aggressivität, Entwicklungsstörungen und Schulprobleme gehören zu den schlimmen Folgen. Ziel aller Maßnehmen ist es, weitere Gewalt zu verhindern. Dem Referat schloss sich eine lebhafte Diskussion an. „Wir haben wichtige Informationen erhalten. Sie bestätigen: Gewalt löst keine Probleme“ war von den Teilnehmerinnen zu hören. Das unterstrich auch Birgit Müller in ihrem Dank an Referent Herbert Segref.
Zum Bild: Aufmerksame Zuhörerinnen fand Referent Herbert Segref bei der VdK-Frauentagung zum Thema „Häusliche Gewalt“.