Hachen. An die Geschichte und das dramatische Ende der jüdischen Familie Grüneberg wurde jetzt (8.11.18) in Hachen mit Blick auf den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht gedacht.
Aufgrund einer bemerkbaren Steigerung von rassistisch formulierten Äußerungen in der Stadt Sundern hat sich das Bündnis für Vielfalt und Toleranz im Frühjahr dieses Jahres gebildet. Um zu zeigen, wohin Rassismus führen kann lud das Bündnis alle Interessierte zu dieser Gedenkveranstaltung ein.
Mitinitiator der Veranstaltung Klaus Plümper erinnerte daran, dass es auch in ländlich strukturierten Orten wie Hachen, schnell möglich wurde, dass deutsche Mitbewohner, nur aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Religion radikal verfolgt und vernichtet wurden.
Treffpunkt war das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus der Familie an der Hachener Straße, vor dem bereits im Sommer 2014 sieben Stolpersteine zu Andenken an die geflohenen, vertriebenen und ermordeten Familienmitglieder verlegt wurden.
Bereits 1715 lebte eine jüdische Familie Grüneberg in Hachen. So wurde zum Beispiel das anerkannte Gemeindemitglied Moses Grüneberg 1908 in den Gemeinderat von Hachen gewählt.
Chronisten und Zeitzeugen berichten, dass bereits 1936 der alte Plass (Platz neben der Pfarrkirche) in Adolf-Hitler-Platz umbenannt wurde. Der Stürmer, eine antisemitische Wochenzeitung, wurde auch in Hachen im sogenannten Stürmer-Kasten an der Dorfstraße ausgestellt. Darüber hinaus erfüllte der Stürmer-Kasten eine öffentliche Prangerfunktion. Personen und Familien, die mit Juden befreundet waren bzw. die in der jüdischen Metzgerei einkauften, wurden im Schaukasten mit Namen genannt und bedroht.
Doch spätestens im November 1938 war es auch in Hachen endgültig mit dem friedlichen Zusammenleben vorbei. Die SA zog auf, sang judenfeindliche Lieder und demolierte Wohnung und Geschäft der Familie Grüneberg. Seit diesem Zeitpunkt blieb die Metzgerei der Familie geschlossen.
Die Auswanderung bzw. Flucht nach Amerika und England war für einige Familienmitglieder die Rettung. Alle in Deutschland verbliebenen Mitglieder der Familie Grüneberg wurden in die Konzentrationslager der Nazis verschleppt und dort ermordet.
„Ich sehe heute“, so Bürgermeister Ralph Brodel, „eindeutige Parallelen zu den damaligen Tagen und Ereignissen mit dem geisterhaften Aufstieg der Rechtspopulisten. Damals wie heute sind Ausgrenzung, Hass und die Ablehnung der Demokratie Inhalt und Ziel der Populisten, mit denen sie, wie Rattenfänger, verführen und sehenden Auges ihre Anhänger in den Abgrund leiteten. Nachbarn schlugen, quälten, ermordeten Nachbarn, die sie eben noch auf der Straße gegrüßt und mit denen sie friedlich zusammengelebt hatten. Dies alles ist, gerade für Jüngere, lange her und droht in Vergessenheit zu geraten. Dies darf es aber niemals“.