Frauen in Eritrea unvorstellbares Leid ersparen: „Wir überbringen Hoffnung“

Bestwig/Olsberg. „We transport hope…“ steht unter dem Foto auf der letzten Seite der Präsentation. „Wir überbringen Hoffnung…“ ist für den Verein Archemed so etwas wie ein Leitwort. Medizinisch-humanitäre Hilfe für Kinder in Not leistet die Organisation in Eritrea. Zwangsläufig stoße man dabei in dem bitter armen Land auch auf das Thema weibliche Genitalverstümmelung, erläutert Projektkoordinatorin Antje Thomas. Diese grausamen Praktiken, die im gesamten Leben der Mädchen für unvorstellbares Leid und Schmerzen sorgen, standen im Mittelpunkt des Frauen-Info-Abends im Bürger- und Rathaus Bestwig. Die beiden Gleichstellungsstellungsbeauftragten der Stadt Olsberg und der Gemeinde Bestwig, Andrea Busch und Monika Kreutzmann, hatten dazu eingeladen.
 
Neben medizinischen Projekten wie einer Kinderintensivstation hat der Verein auch technische und soziale Projekte aufgebaut. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit: Der Verein bekommt seit März 2015 für zwei Jahre EU-Mittel für ein Projekt gegen weibliche Genitalverstümmelung. Aufklärung – vor allem in den weit von der Hauptstadt Asmara entfernten Dörfern auf dem Lande – steht dabei im Vordergrund.
 
Die Meschederin Anne Rieden, zweite Vorsitzende des Vereins und Leiterin des EU-Projekts gegen weibliche Genitalverstümmelung, betont: „Der Dreh- und Angelpunkt ist die Bildung. Je gebildeter die Mädchen sind, desto weniger werden diese Praktiken in der nächsten Generation fortgesetzt.“ Darum setze Archemed bei den Schulen an: „Die Schülerinnen und Schüler sind die Zielgruppe, bei der wir am meisten erreichen können.“
 
Wichtig sei jedoch auch, die Familien anzusprechen: „Die Frauen sprechen nicht über ihr Leid bei Menstruation, Geburt oder was auch immer. Deshalb müssen wir die Männer mit einbeziehen“, erklärt Anne Rieden, die im März erneut nach Eritrea reisen wird, um die Projekte vor Ort zu unterstützen.
 
Das hält auch Leticia M’Peti-Speicher, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Vereins, für wichtig: „Wenn die Männer oder Väter wüssten, was ihre Frauen, ihre Mädchen durchleiden müssen, würden sie nicht wollen, dass sie beschnitten werden.“ Ein großes Problem sei die soziale Akzeptanz der Frauen: „Die Mädchen sind erst dann etwas wert, wenn sie beschnitten sind.“ Das gelte vor allem auf dem Land noch in vielen Familien. Mütter, die selbst dieses Leid erfahren hätten und ihre Töchter trotzdem beschneiden ließen, seien gefangen in einer Tradition der Beschneidung, gefangen in den Gemeinschaftsstrukturen: „Die Praktik wird nicht hinterfragt. Man redet nicht einmal darüber.“ Das Schweigen will Archemed mit Aufklärungskampagnen in den Dörfern brechen.
 
Anne Rieden sieht unverändert Handlungsbedarf: „Wir haben eine ganze Menge auf die Beine gestellt“, betont sie, aber gerade beim Thema Bildung sei noch eine Menge zu tun. Und dafür benötigt Archemed Spenden.
 
Mehr über die vielfältige Arbeit von Archemed finden Interessierte im Internet unter www.archemed.org. Spenden werden erbeten an Archemed – Ärzte für Kinder in Not e.V. mit dem Stichwort „Bildung“ auf das Konto 88203 bei der Sparkasse Soest (Bankleitzahl 41450075).
 
Bildzeile: Informierten über die Arbeit in Eritrea (v.li.): Leticia M’Peti-Speicher, Anne Rieden und Antje Thomas von Archemed mit den beiden Gleichstellungsbeauftragten Monika Kreutzmann (Bestwig) und Andrea Busch (Olsberg). Foto: Gemeinde Bestwig