Bestwig Velmede. Noch können Spaziergänger anhand von Markierungen höchstens erahnen, wie es an der Ruhr in Velmede schon in wenigen Wochen aussehen wird: Wo heute ein Bagger brummt, wird sich noch im Frühjahr die Ruhr in mehreren Flussarmen schlängeln, Fische werden über eine „raue Rampe“ die Ruhr aufwärts wandern und statt Wiese Bäume und Sträucher für Abwechslung sorgen. Die Gemeinde Bestwig gibt einem 200 Meter langen Abschnitt der Ruhr zwischen der Wehranlage östlich der Kardinal-Hengsbach-Brücke sowie der „Holzbrücke“ ihr natürliches Gesicht zurück.
Nach dem Ende des Winterwetters haben nun die Arbeiten in diesem Bereich begonnen. Zurzeit bereitet ein Fachunternehmen das Baufeld vor. Bewuchs wird entfernt, der Mutterboden in einer „Miete“ aufgeschichtet. „Wir wollen ihn später für den Bolzplatz nutzen, der wieder eingegrünt wird“, so Friedhelm Koch, Umwelt-Ingenieur der Gemeinde Bestwig. Je nach Witterung werden bereits in der kommender Woche die eigentlichen Erdarbeiten für das neue Flussbett starten – „wenn uns der Spätwinter keinen Strich durch die Rechnung macht.“
Nicht nur die Umwelt, sondern vor allem die Menschen sollen von dem Projekt profitieren. Die Ruhr werde als Wander- und Erholungsbereich in direkter Nachbarschaft zum RuhrtalRadweg weiter aufgewertet, betont Friedhelm Koch: „Wir wollen Natur hier für die Leute sichtbar machen.“ Mit Auenbereichen, mehreren Flussarmen sowie zwei „rauen Rampen“ werden die natürlichen Abläufe eines Mittelgebirgs-Auenflusses geschaffen. Ebenso spielt der vorbeugende Hochwasserschutz bei den Planungen eine wichtige Rolle. Auch Erholungs- und Erlebnismöglichkeiten an den Gewässern sollen verbessert werden – Bürgermeister Ralf Péus: „Hierzu gehört auch eine möglichst attraktive Gestaltung des Wohnumfeldes der Anwohner.“
Mit der Renaturierung der Ruhr im Bereich „Hinter Hegershof“ will die Gemeinde Bestwig unter anderem dieses Ziel erreichen. Von der Kanalstraße ist entlang des Obergrabens bereits eine Baustellenzufahrt eingerichtet worden – Ziel ist es, diese „Baustraße“ für einen künftigen Verlauf des Ruhrtalradwegs zu nutzen. „Hier können Radfahrer dann Natur pur erleben“, so Friedhelm Koch. Der bisherige Bolzplatz an den „Ruhrwiesen“ wird völlig neu konzipiert und erhält eine Zaunanlage. „Insbesondere für Kinder und Jugendliche entstehen so deutlich verbesserte Freizeitmöglichkeiten an dieser Stelle“, so Ralf Péus.
Die Gesamtkosten für das Groß-Projekt betragen rund 256.000 Euro. 205.120 Euro stammen aus Landesmitteln; der Eigenanteil der Gemeinde Bestwig wird in Form von so genannten „Ökopunkten“ gutgeschrieben, die dringend benötigt werden, um andere Baumaßnahmen umsetzen zu können. Je nach Witterung sollen die Arbeiten noch im Frühjahr fertiggestellt werden.
Erfreulich sei, dass es zu den bereits abgeschlossenen Renaturierungs-Projekten eine nahezu ausschließlich positive Resonanz aus der Bürgerschaft gebe, betont Bürgermeister Ralf Péus. Das sei auch bei den jetzigen Arbeiten das Ziel: „Hier wird ein echtes Schmuckstück entstehen.“