Landschaftstherapiepfad in Winterberg-Niedersfeld wird eröffnet
Winterberg. Rauf auf den Gipfel, tief durchatmen und den Blick schweifen lassen – allein diese Vorstellung wirkt auf viele Menschen bereits entspannend. Und viel mehr noch die Wirklichkeit. Natur und Landschaft können wohltuende, ja heilsame Wirkung haben. Diese Erkenntnis ist vielfach belegt. Um Gäste an der besonderen Wirkung teilhaben zu lassen und gleichzeitig die Natur zu schützen, hat die Ferienwelt Winterberg einen Landschaftstherapiepfad konzipiert. Eröffnung ist am Sonntag, 7. Juni.
Die Niedersfelder Hochheide mit ihrer besonderen Tier- und Pflanzenwelt und ihrer individuellen, teils bizarren Landschaft eignet sich perfekt, um Menschen die Natur in ihrer ganzen Ausprägung näher zu bringen. Sinneswahrnehmungen schulen, Achtsamkeit fördern, zu Bewegung auffordern und dann wieder zur Ruhe – das sind entscheidende Eckpunkte in dem Konzept. Zehn Stationen mit unterschiedlicher Ausrichtung laden dazu ein. Achtsamkeitstfalen liefern sozusagen die „Gebrauchsanweisung“ dazu. Menschen nehmen wahr, erleben und verstehen. Die Natur, die Landschaft und sich selbst. Fertigstellung des Pfades ist Ende Juli.
Kaum ein Ort eignet sich besser dazu als das „Naturschutzgebiet Neuer Hagen“. Und weil bereits so viele Menschen die Hochheide schätzen gelernt haben, muss sie vor Zerstörung geschützt werden. Der Landschaftstherapiepfad nimmt Gäste an die Hand und führt sie über eigens dazu ausgewiesene Wege. So will die Ferienwelt Winterberg davon abhalten, querfeldein zu laufen und möglicherweise Schaden in dieser empfindlichen Welt anzurichten.
Sinneseindrücke in der Natur sind „Nahrung für die Seele“ in einer Zeit der einseitigen Reizüberflutung und den damit einhergehenden „Zivilisationskrankheiten“. Wer sich auf dem Landschaftstherapiepfad auf eine Reise und die Natur und zu sich selbst einlässt, spürt die Wirkung unmittelbar. Zeit und Offenheit für diese Begegnung sollten die Menschen schon mitbringen.
Landschaftscoaches nehmen Besucher an die Hand
Wer sich dies nicht alleine zutraut oder sich gern in professionelle Begleitung begibt, hat dazu Gelegenheit. Dann nämlich werden die ersten Landschafts-Coaches ihre Ausbildung absolviert haben. Sie geleiten Stressgeplagte raus aus dem Alltag und hinein in die Natur. Meditative Ansätze, ausgeübt inmitten der Heidelandschaft, verhelfen zu einer feineren Sinneswahrnehmung der Umgebung und zu mehr Wertschätzung der Natur.
Farben und Klänge, Höhe und Tiefe, Wind, Wärme und Kälte, Tiere und Pflanze und ihre Wesensarten – es gibt vieles zu entdecken. Wer sich darauf einlässt wird das Wohlbefinden nicht nur psychisch, sondern bald auch körperlich spüren. Auch das kreative Ausdrücken des Erlebten kann Teil des therapeutischen Effektes sein. Das Ergebnis ist nicht nur wirksam, sondern auch besonders nachhaltig: eine deutlich bessere Work-Life-Balance.
Bereits 2007 wurde die Idee der stärkeren therapeutischen Nutzung der Hochheide in das Tourismuskonzept Winterberg 2015 aufgenommen. Durch das örtliche Engagement des Verkehrsvereins Niedersfeld konnte im Jahr 2010 das Konzept zur Erstellung eines Landschaftstherapeutischen Pfades in Auftrag gegeben werden, die Kosten wurden seinerzeit durch das LEADER Programm gefördert. Folgerichtig beteiligte sich die Ferienwelt Winterberg mit diesem Konzept im selben Jahr am Landeswettbewerb, um EU- und Landesfördermittel zu erhalten.
Das Projekt „Natürliches HochGefühl – Landschaftstherapie auf der Hochheide Niedersfeld“ zählte 2011 zu den besten Projekten und hat eine Förderung im Rahmen des ZIEL2-Wettbewerbs ERLEBNIS.NRW in Höhe von 100.000 Euro erhalten, da es Tourismus sowie Natur- und Umweltschutz in besonderer Weise kombiniert. Vor allem die Ausbildung der Landschaftscoaches wurde als neues und innovatives Instrument besonders hervorgehoben.
Eröffnungsprogramm
Sonntag, 7. Juni 2015 ab 11.00 Uhr
Hochheide Niedersfeld und Hochheidehütte Niedersfeld
Einfahrt in Höhe „Café Isken“, Ruhrstraße 21 [B480], von dort aus ist die
Hochheide ausgeschildert. Parkplätze stehen begrenzt vor Ort zur Verfügung.
11.00 Uhr Heilige Messe an der Station 4 (Feldkreuz auf der
Hochheide)[bei schlechter Witterung im Zelt an der
Hochheidehütte]
12.00 Uhr Offizielle Eröffnung und Vorstellung des Goldenen Pfades an der Hochheidehütte
ab 13.30 Uhr Führungen durch die Landschaftscoaches Vorstellung der Flora und Fauna der Hochheide und deren besondere Schutzbedürftigkeit, unter anderem mit der Rollenden Waldschule; Bastelmöglichkeiten für Kinder (Natur-Andenken)
Hintergrund: Landschaftstherapie
Begegnungen mit Natur und Landschaftsformen können nicht nur entspannende, sondern regelrecht heilende Wirkung haben. Natur ist etwas Ursprüngliches und Beständiges in einer sich stetig wandelnden Welt. Sie verleiht ein Gefühl der Ruhe und Sicherheit, das sich in dem typischen Wohlgefühl äußert, das Naturliebhaber so gut kennen und schätzen. Doch Landschaftstherapie ist nicht einfach nur eine neue Art von Wellness in einer grünen Umgebung. Zwar sind die Wohlfühleffekte von besonderer Bedeutung, doch Landschaftstherapie ist mehr.
Viele Wissenschaftler sind sich einig, dass ursprüngliche Bilder und Lebensformen tief im menschlichen (Unter)Bewusstsein angelegt sind und auch im Alltag ihre Wirkung entfalten. Das Erkennen des Ursprünglichen beim Erfahren von Natur und Landschaft haben Wirkung auf den gesamten Menschen. Davon ausgehend vereint Landschaftstherapie Grundlagen, die aus psychologischen, naturwissenschaftlichen und therapeutischen Ansätzen stammen.
Dass das Erleben von und das Verständnis für Natur wichtig für Körper, Geist und Seele ist, ist mittlerweile allgemein bekannt. Aus diesem Grund haben Outdoor-Aktivitäten wie Wandern und Radfahren in den zurückliegenden Jahren einen enormen Aufschwung erlebt. Der Mangel insbesondere im urbanen Leben ist inzwischen allseits spürbar. Sinnliche Erfahrungen sind selten und wenn, dann einseitig. Die heutige Lebensumwelt bietet häufig ein Übermaß an optischen oder akustischen Reizen und einen Mangel an sanften, leisen Wahrnehmungen und Bewegungserfahrungen. Die Folgen können Konzentrationsschwäche, Unruhe und Gereiztheit sein.
Landschaftstherapie ist jedoch auch keine neue Form der Psychotherapie, sondern eine ganzheitliche Anleitung zum erfüllten Leben, die Mängeln auf den Grund geht. Mängel, die nicht zu beheben sind durch Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, sondern durch echtes Naturerleben. Der Ansatz ist nicht komplett neu, nur zeitgemäß übergedacht. Wo früher die Landschaft besonders schön war, die Luft sauber, das Wasser klar, entstanden Kurorte und Kliniken. Im heutigen Gesundheitssystem hat die Bedeutung dieser Orte immer weiter abgenommen. Doch der Ansatz ist aktueller denn je. Ihn zu nutzen liegt bei jedem Menschen selbst. Er birgt ein enormes Potenzial, das Linderung vieler Zivilisationskrankheiten verspricht und sich jederzeit nutzen lässt – wenn man weiß, wie!