Meschede. Auf viel Interesse stieß Ende März 2013 der Begegnungs- und Gesprächsabend des Vereins Freunde der Völkerbegegnung (FdV). „Abschied von Ostpreußen – Reise nach Kaliningrad“, war das Thema.
Über 40 Zuhörerinnen und Zuhörer lauschten gespannt der ergreifenden Erzählung von Erich Mittag. Das FdV-Mitglied berichtete mit viel Humor und etwas Wehmut über seine Kindheit im Dörfchen Sassenhöhe im nördlichen Ostpreußen, von den Geschwistern, seinem Vater, der Schneider war, dem frühen Tod seiner Mutter, von der neuen Mutter und neuen Geschwistern, darüber, mit welcher Freude er die Schule besuchte, von seiner Zeit als Lokomotiv-Junghelfer beim Reichsbahnbetriebswerk in Insterburg und dem jähen Bruch, den das Kriegsende im Winter 1944/45 für ihn und alle Ostpreußen bedeutete. Mit knapper Not überlebte er als 15jähriger vollkommen auf sich allein gestellt Flucht und Vertreibung. Auf der Flucht vor der Roten Armee schlug sich Erich Mittag Stück für Stück und oft unter äußerst dramatischen Umständen nach Westen durch, bis er eher zufällig aber glücklich im Herbst 1945 in Niedersfeld im Sauerland ankam. Dort lebte er sich schnell ein und wurde schon 1946 Gründungsmitglied des dortigen Fußballvereins. Seit vielen Jahren wohnt er nun mit seiner Familie in Meschede. Herr Mittag gehörte zusammen mit seiner Frau zu den ersten Mitgliedern der Freunde der Völkerbegegnung. Rückblickend sagt er: „Es ist ein gutes Leben“. Einer von Erichs Brüdern hatte leider nicht so viel Glück. Er blieb bis heute verschollen. „Hauptsache ist, dass nicht wieder ein Krieg kommt“, mit dieser Feststellung schloss Erich Mittag seine Lebensrückschau. Zum Abschluss erfreute Herr Mittag die Gäste noch mit seiner Mundharmonika. Er spielte das Ostpreußenlied „Land der dunklen Wälder“.
Der Reise in die Vergangenheit folgte dann ein Ausflug in die Gegenwart. Lutz Wendland und Gabriele Joch-Eren brachten von ihrer Fahrt in das ehemalige Ostpreußen im Juni 2012 einige Episoden und viele Fotos mit, darunter auch ein paar aktuelle Bilder von der Kirche in Kraupischken/Breitenstein, in der Erich Mittag vor rund 70 Jahren konfirmiert wurde. Das früher so stattliche Backsteingebäude ist jetzt nur noch eine Ruine. Wie man auf den Fotos vom letzten Jahr gut erkennen kann, erfreut sich das alte Gemäuer bei Störchen größter Beliebtheit.
Unter den Gästen beim FdV-Begegnungsabend waren etliche, die das frühere Ostpreußen schon mehrfach besucht haben und sich in der russischen Exklave Kaliningrad sehr gut auskennen. Besonderes Staunen löste ein Herrn aus Schmallenberg aus, der, wie er berichtete, bereits genau 100 mal das Kaliningrader Gebiet besucht hat. Ein Gast aus Olsberg erzählte, er organisiere schon seit vielen Jahren Busreisen nach Polen, Russland und ins Baltikum. In diesem Jahr plant und organisiert er für die Zeit vom 24.07. bis zum 13.08. seine 13. Studienfahrt in das „Deutschordensland Preußen“.
Wer weiß, vielleicht begeistern sich nach diesem überhaupt nicht langweiligen Begegnungsabend bei den Freunden der Völkerbegegnung einige Gäste und FdV-Mitglieder für ihre erste, zweite oder xte Reise nach Kaliningrad? Wer weiß?