Gut 6.400 Mal Rat und Hilfe bei Verbraucherproblemen – Verbraucherzentrale Arnsberg zieht Bilanz

Das Team der Verbraucherzentrale informierte über die Arbeitsschwerpunkte 2023 der Verbraucherzentrale in Arnsberg und dem HSK; von links: Volker Mahlich, Verbraucherberater, Petra Golly, Leitung der Beratungsstelle, Carsten Peters, Energieberater. (Foto: Verbraucherzentrale NRW)

Arnsberg. Stimmt meine Heizkostenabrechnung? Hat der Energieversorger die Abschläge für Strom und Gas korrekt berechnet? Was tun, wenn ich eine hohe Nachzahlung nicht begleichen kann? Fragen und Probleme rund um die Energiekrise prägten 2023 die Arbeit der Verbraucherzentrale in Arnsberg und dem Hochsauerlandkreis. „Ob zu Abrechnungen, Preisbremsen oder rechtlichen Fallstricken: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsschichten“, berichtet Petra Golly, Leiterin der Beratungsstelle zusammen mit ihrem Team, bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

6.410 Mal wendeten sich Menschen im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale in Arnsberg. Allein 65 Prozent der Anfragen entfielen auf den Bereich Energie. Zwar sanken im Jahresverlauf die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl wieder, doch die wechselnden Regelungen zu den Energiehilfen mussten häufig individuell erklärt werden, damit die Bürger:innen davon profitieren konnten. Zudem waren viele Menschen mit hohen Nachzahlungen konfrontiert. Zeitnahe Reaktion und Hilfe – auch im Verbund mit kommunalen Partnern – war bei akuten finanziellen Notlagen gefragt.

„Daneben gab es aber auch die ganze Bandbreite weiterer Anliegen, etwa Probleme mit untergeschobenen Verträgen, neue Betrugsmaschen, Fragen rund um Telefon und Internet oder Ärger um Onlinekäufe“, so Petra Golly. Beispielsweise sorgten Werbebriefe des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters 1N Telecom für Irritation. „Aufgrund der Namensähnlichkeit stimmten viele Verbraucher:innen ungewollt einem Vertragswechsel von der Deutschen Telekom zu 1N Telecom zu und wurden anschließend sogar mit Schadensersatzforderungen konfrontiert“, erklärt die Verbraucherberaterin. Die Verbraucherzentrale half Ratsuchenden mit Informationen über Widerrufsmöglichkeiten und Zahlungspflichten.

Im Freizeitbereich waren es erneut Verträge mit Fitnessstudios, die zu Nachfragen führten. Denn manche Betreiber hoben die Kosten für Mitgliedschaften zum Teil deutlich an und begründeten dies mit gestiegenen Betriebskosten oder der Lohnentwicklung. Die Beratungskräfte informierten, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Umfang Preise in laufenden Verträgen überhaupt angehoben werden dürfen und gaben Tipps rund um Kündigungsrechte.

Viele zum Teil verzweifelte Beschwerden erreichten die Beratungsstelle von Kund:innen der Postbank beziehungsweise DSL Bank online. Die Probleme infolge einer IT-Umstellung betrafen unter anderem Girokonten (kein Zugang Onlinebanking, keine Ausführung von Überweisungen), die Abwicklung von Nachlässen, Pfändungsschutzkonten (unberechtigt gesperrte Konten, wochenlang fehlende Freibeträge) und Immobilienfinanzierungen. Die Verbraucherzentrale NRW riet bei Pfändungsschutzkonten zur Klage auf Auszahlung des Kontoguthabens, die Beratungsstelle unterstützte mit Formulierungshilfen – „häufig konnten wir damit direkt helfen“, berichtet Golly.

Neben individueller Schadensbegrenzung steht Aufklärung im Fokus

Wenn die Rückerstattung des Kaufpreises bei Retouren nicht klappte, bedrohlich klingende Schreiben von Inkassounternehmen im Briefkasten landeten oder mit obskuren Mails Daten „abgefischt“ und missbräuchlich verwendet wurden, war die Beratungsstelle ebenfalls mit Rat und Tat zur Stelle. „Schadensbegrenzung ist dann oft das Gebot der Stunde. Aber ganz wichtig ist uns auch die präventive Arbeit“, erläutert Petra Golly. Beispielsweise informierte die Beratungsstelle im Rahmen des Weltverbrauchertags unter dem Motto „Vorsicht Kreditfallen“ über riskante Kleinkredite oder rückte die Tücken von „Buy now – pay later“-Modellen im Internethandel in den Blick. Ebenfalls im Fokus: die 2023 gestartete Bonify-App der Schufa. Verbraucher:innen können damit kostenlos den eigenen Schufa-Basisscore abrufen, „bezahlen“ aber mit sensiblen Daten. Die Empfehlung lautete daher, den Score-Wert besser durch eine kostenlose Anfrage direkt bei der Schufa zu überprüfen.

Erfolgreich für Ansprüche von Verbraucher:innen eingesetzt

Insgesamt haben sich die Verbraucherschützer:innen aus Arnsberg im vergangenen Jahr bei rund 1.800 Rechtsberatungen und -vertretungen zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden aus Arnsberg und dem Hochsauerlandkreis eingesetzt. Verbraucherberater Volker Mahlich erläutert an einem Praxisfall, dass dadurch in Verhandlungen mit einem Energieversorger einem Ratsuchenden rund 4.000 Euro an unberechtigten Forderungen erspart blieben.

Gefragte Ansprechpartnerin persönlich, online und am Telefon

Von Online-Vorträgen, Sprechstunden, Videochat-Beratungen sowie von den laufend aktualisierten Informationen, Rechentools und interaktiven Musterbriefen auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW profitierten auch die Bürger:innen aus Arnsberg und dem HSK. Neben den unmittelbar an die Beratungsstelle herangetragenen Anliegen gab es zusätzlich rund 640 Anfragen am landesweiten Servicetelefon und über das zentrale Kontaktformular. Bei 88 Veranstaltungen und Aktionen waren die Beratungskräfte vor Ort präsent und im Gespräch mit den Bürger:innen.

„Heizungsgesetz“ sorgt für Verunsicherung

Die Diskussion um das sogenannte Heizungsgesetz der Bundesregierung sorgte bei Hausbesitzer:innen für viel Verunsicherung. Denn ursprünglich war geplant, ab 2024 den Einbau von neuen Heizungen, die nur Öl oder
Erdgas verfeuern, nicht mehr zu erlauben. Sollte man also noch schnell eine neue Heizung für fossile Brennstoffe anschaffen, auch wenn diese absehbar immer teurer werden und das Klima schädigen? Oder doch auf eine Wärmepumpe setzen? Die Energieberatung lieferte unabhängige und sachgerechte Informationen und konnte so auch manche Ängste nehmen. In zahlreichen Vorträgen, Online-Seminaren, individuellen Beratungen und an Infoständen ging es um energetische Sanierung und die Vor- und Nachteile verschiedener Heizsysteme, aber auch um Photovoltaik und Steckersolar-Geräte. Energieberater Carsten Peters: „Die Energiewende fängt bei den Menschen an. Das Heizen und die Warmwasserzeugung machen etwa 85 Prozent des Energieverbrauchs eines Privathaushalts aus. Daraus ergibt sich ein großes Sparpotenzial.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Quelle: Verbraucherzentrale NRW)