4. Naturschutzpreis

4. Naturschutzpreis Ehrenamtliche lassen Wiesen und Weiden wachsen

 

Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann hat Dienstag (24.09.) den Naturschutzpreis der Bezirksregierung Arnsberg vergeben. 33 schöne und vielfältige Bewerbungen waren eingegangen -ausgezeichnet wurden jetzt neun Projekte in drei Kategorien.

 

„Grün muss bunt werden“ – so das Motto bei der 4. Auflage des Naturschutzpreises. Hintergrund: „Es ist zunehmend zu beobachten, dass wertvolle Wiesen und Weiden aus unserer Landschaft verschwinden. Dieser Wettbewerb soll dazu beitragen, dass das Grünland wieder eine qualitative und quantitative Verbesserung erfährt“, so Regierungspräsident Bollermann in seiner Begrüßungsrede. Auswahlkriterien: „Nicht die Wiese mit den meisten Pflanzen soll daher heute prämiert werden, sondern das ehrenamtliche Engagement, das dazu beigetragen hat, aus diesem vielerorts bedrohten Lebensraum wieder etwas Besonderes zu machen.“

 

Insgesamt 10.000 Euro wurden vergeben. Dr. Bollermanns Dank galt dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, das dieses Preisgeld erneut zur Verfügung gestellt hatte – und Klaus Brunsmeier vom BUND, der das Preisgeld von 500 Euro für den diesjährigen Sonderpreis aus Stiftungsmitteln gespendet hatte.

 

Die 33 Wettbewerbsbeiträge spiegelten, wie der RP betonte, „die gesamte Brandbreite des ehrenamtlichen Engagements“ wider. Eingereicht worden waren sie vom Beirat bei einer unteren Landschaftsbehörde (1), Einzelpersonen (7), Kindertageseinrichtungen (4), einer Kirchengemeinde, Landwirte/innen (8), Schulen (4) und (Naturschutz-)Vereinen (8).

 

„Ich kann gar nicht oft genug betonen, dass gerade das bürgerschaftliche Engagement eine der tragenden Säulen in unserer Gesellschaft ist. Und insbesondere der aktive Umweltschutz wäre ohne dieses Engagement gar nicht denkbar“, würdigte Gerd Bollermann die Ehrenamtlichen.

 

Die Preisträger in der Kategorie 1 – Einzelbewerber, Landwirte:

 

* Heike Fredebeul (1. Preis, 2.000 Euro Preisgeld) vom

Meister-Ziegenhof bei Rüthen führt das Ziegenbeweidungsprojekt „Hoher Stein Kallenhardt“ durch – betreut von der biologischen Station des Kreises Soest.

60 Ziegen des landwirtschaftlichen Betriebs von Heike Fredebeul beweiden

drei Magerrasenflächen rund um den Hohen Stein in der Nähe von Kallenhardt.

Das unwegsame und zuvor stark verbuschte Gelände wurde mit Freiwilligen vom Gehölz befreit und Raum für bedrohte Pflanzenarten geschaffen. Vom Mittelalter bis in die 1950er-Jahre sorgten Ziegen dafür, dass sich Schlehen, Fichten und andere Hölzer an den Hängen nicht ausbreiten konnten. Seit 15 Jahren weiden dort die Ziegen der Familie Fredebeul und bringen somit die bäuerliche Kulturlandschaft mit ihrer Artenvielfalt zurück in die Region.

* Die Familie Wagener aus Netphen-Nenkersdorf (2. Preis, 1.000 Euro)

bewirtschaftet seit 1960 den Lahnhof bei Netphen-Nenkersdorf. Sie pflegt und erhält mit drei Generationen ökologisch wertvolle Grünlandlebensräume – als einer der höchstgelegenen Betriebe in NRW. Zu den bewirtschafteten Flächen zählen orchideenreiche Bergwiesen, arnikareiche Magerwiesen und Feuchtwiesen, von denen 30 Hektar extensiv beweidet werden. Die Wagners zeigen mit dem Lahnhof, dass Landwirtschaft mit Arten- und Naturschutz vereinbar ist. Der Betrieb mit 75 Milchkühen und 84 Jungtieren der Rasse Deutsches Rotvieh führt seit 1975 in Kooperation mit der Unteren Landschaftsbehörde Landschaftsschutzmaßnahmen durch, z.B. die mit der biologischen Station Siegen-Wittgenstein durchgeführte Renaturierung der Lahn am Oberlauf (für die Herr Wagener einen Teil seiner landwirtschaftlichen Fläche zur Verfügung stellte). 2012 restaurierte die Familie ein 1849 erbautes Backhaus in Großenbach.

* Dorothea Heimes aus Schmallenberg-Selkentrop (Sonderpreis, 500 Euro)

begann 2007 mit ihrer Familie, eine steile, vom Sturm Kyrill zerstörte Nadelwaldfläche weitestgehend in Handarbeit von Steinen und restlichem Holz zu befreien. Mit Hilfe einer Fräse wurden Baumstümpfe eingearbeitet und anschließend die Fläche eingesät. Drei Jahre später war das neue Grünland erstmals durch die Kühe des Milchviehbetriebs beweidbar. Zum Erhalt des Grünlandes muss aufgrund des sauren Bodens jedes Jahr mühevoll gekalkt werden.

 

Kategorie 2 – Kindergärten, Schulen und Kirchengemeinden:

 

* Horst Girod vom Gymnasium Stift Keppel in Hilchenbach (1. Preis,

2.000 Euro) engagiert sich im Naturlehrgarten der seit 1871 bestehenden (ehemals preußischen) Schule. Seit 22 Jahren besteht der Naturlehrgarten. Das im Sommer 1991 übernommene Areal umfasst eine Fläche von 8000 m² und wurde ursprünglich intensiv von einem Landwirt bewirtschaftet. Nach dem Entfernen der Weidezäune, der Anlegung eines naturnahen Teichs und dem Bepflanzen der Wiesen mit heimischen Obstbäumen nutzt die Fachgruppe Biologie des Gymnasiums unter Anleitung des Biologie- und Chemielehrers Horst Girod das Gelände – im Biologieunterricht mit Schülern aller Jahrgänge. Zum Beispiel werden die Bestimmung der Pflanzen auf den artenreichen Feucht- und Magerwiesen und die Möglichkeit einer naturnahen Facharbeit in der Jahrgangsstufe 11 angeboten.

Damit soll Schülern die Natur und das Umweltbewusstsein näher gebracht werden. Und auch außerhalb des Unterrichts pflegen Schüler und Lehrer den

Lehrgarten: Sie schneiden die Gehölze, mähen einmal jährlich die Wiesen, legten in den letzten Jahren unter anderem einen Komposthaufen an und errichteten vier Hummelnistkästen.

* Im Waldkindergarten Wiblingwerde, Nachrodt (2. Preis, 1.000 Euro)

lernen die Kleinen die Natur spielerisch kennen. Motiviert durch den langen Winter in diesem Jahr schrieb sich der Waldkindergarten in Wiblingwerde den Erhalt bzw. die Wiederherstellung einer natürlichen Artenvielfalt auf die Fahne. Eltern sollen – wie auch am Waldlehrpfad Lohagen – mit ihren Kindern den richtigen Umgang mit der Natur spielerisch erlernen, indem sie z.B.

Pflanzen bestimmen und die Zubereitung von Gerichten mit Kräutern lernen.

* Sabine Jellinghaus, Ev. Dreifaltigkeitsgemeinde in Hagen

(Sonderpreis, 500 Euro), folgt dem Leitmotiv „Schöpfung bewahren – heimische Vielfalt entdecken“. Aus tristen und nahezu brachliegenden Rasenflächen sowie eintönig bepflanzten Beeten wurde 2009 ein grünes Kirchenareal. Magerwiesen wurden angelegt, auf denen heimischen Wiesenpflanzen ein freies Wachstum ermöglicht wird. Zudem wurden viele Rückzugsorte für Tiere geschaffen. Der Obstgarten wurde neu bepflanzt und wird mit dem Kräutergarten als Schulungsort für Kräuterkurse genutzt.

 

Kategorie 3 – Vereine und Beiräte:

 

* Der Arbeitskreis Natur und Umweltschutz im südlichen

Ennepe-Ruhr-Kreis (1. Preis, 2.000 Euro) hat seit 1987 viele Projekte initiiert. Immer gehörte die Pflege der Mager- und Feuchtwiesen im Naturschutzgebiet „Krüperwiesche“ dazu. Seit 1990 wird eine etwa 1,75 Hektar große Nassbrache im Naturschutzgebiet „Krabbenheider Bachtal“ gepflegt. Dort werden – unter Berücksichtigung der Naturschutzauflagen – Dauergrünlandflächen extensiv bewirtschaftet. Hierzu gehören zwei Obstwiesen und eine Grünlandbrache, die von Schafen beweidet werden.

* Der Förderverein Wasser und Naturschutz Arche Noah aus Menden (2.

Preis, 1.000 Euro) bietet mit seinem gleichnamigen außerschulischen Lernort Kindern und Jugendlichen ein Naturerlebnis. Eine Wiese auf dem Gelände des ehemaligen Schwimmbades wurde neu angelegt. Zu Beginn wurde die Anlage mit heimischen Gräsern und Wiesenblumen eingesät. Die Wiese wird einmal jährlich gemäht. Zu dem Thema Wiese wurden Unterrichtskonzepte ausgearbeitet, die an Schulen, OGS-Schulen, Kindergärten und Ferienaktionen angeboten werden.

* Der VerBund e. V. Geseke in Person von Manfred Raker (Sonderpreis,

500 Euro, gestiftet vom BUND) hat zwei Projekte mit „Blumenwiese zurück auf die Halde“ bzw. „Magergrünland zurück in die Osterschledde“ betitelt. So ermöglichte das beherzte Eingreifen der Rangergruppe des „Grützepott“ – unter Anleitung des VerBund e.V. Geseke -, dass eine rund ½ Hektar große Fläche durch Pflegemaßnahmen wiederhergestellt werden konnte. Der Schwerpunkt des zweiten Projekts sind Magergrünlandflächen im Osterschledde-Tal bei Geseke:

Mit der Naturschutz-Stiftung Geseke wurden bislang rund 15 Hektar Grünlandfläche überwiegend durch Kompensationsmaßnahmen wiederhergestellt.