Kunstrasenbau in Niedereimer beginnt nach erheblichen Verzögerungen
Wenn ein Schützenfest standesgemäß mit Böllerschüssen eingeleitet wird, konnte man vergangener Tage in Niedereimer annehmen, dass das ausgefallene Hochfest mitten im September nachgeholt wird. Doch was die Einwohner des Örtchens an der Wanne knallen hörten hatte nichts mit Sprengstoff zu tun. Der erste Knall waren nämlich Sektkorken. Nach Monaten des Wartens lagen am vergangenen Freitag endlich alle benötigten Unterschriften für den Umbau zu einer modernen Kunstrasenanlage vor. Zeitgleich krachte es gleich noch einmal. Diesmal waren es die riesigen Steine die Tim Tenner und Uwe Taubitz als verantwortliche des TuS Niedereimer vom Herzen fielen. Die beiden haben mit einer ca. zehnköpfigen Projektgruppe seit zweieinhalb Jahren intensiv gegen viele Widrigkeiten gekämpft. Letzten Endes Erfolgreich. Und am Montagmorgen um kurz nach acht Uhr war es dann der lang ersehnte Startschuss der noch einmal durchs Dorf hallte!
Viele Hürden bis zum ersehnten Sportplatz
125 Kunstrasenplätze in ganz Deutschland pflegt Dirk Sterenborg von der Neheimer Firma Living Green. Einige davon hat er in einer Arbeitsgemeinschaft mit Sportsgrass since 1994 auch selbst gebaut. Doch so viele Komplikationen wie in Niedereimer hat auch er noch nicht erlebt. „Die Männer und Frauen der Kunstrasengruppe haben einen tollen Job gemacht, doch so viele Hürden auf dem Weg zum ersehnten Sportplatz sind wohl einmalig“. Angefangen mit der Mikroplastik Diskussion. Im Mai letzten Jahres ging die Problematik durch die Medien. Und auch der TuS Niedereimer musste reagieren und alle bis dato geführten Gespräche mit diversen Firmen und die damit verbundenen Angebote waren nichtig. Die natürliche Alternative zu den geschredderten Autoreifen ist zum Beispiel ein Infill aus Kork. Das Naturprodukt ist aber mit sehr viel höheren Kosten verbunden und auch noch nicht wirklich erprobt. Natur und Hybridrasen kam durch den extrem hohen Pflegeaufwand auch nicht in Frage.
Untergrund aus Quarzsand
Durch den eher zufälligen Kontakt mit Dirk Sterenborg sind die Ninivieten dann auf einen neuen Untergrund gestoßen der nur mit Quarzsand verfüllt wird und kein umweltschädliches Granulat benötigt. Die Halme sind viel dichter vertuftet und durch eine zusätzliche gekräuselte Schicht wird der Sand unten gehalten. Vor genau einem Jahr konnte man so einen Kunstrasen von Dirk Sterenborg und Sportsgrass since 1994 in Solingen besichtigen. Neben den Projektmitgliedern waren auch einige aktive Spieler mit angereist und alle waren vom Belag begeistert. Zur Jahreshauptversammlung 2020 konnte man also stolz den im Dezember geschlossenen Vertrag mit Sportsgrass since 1994 und Dirk Sterenborg von Living Green als technischen Leiter präsentieren.
Zur Sicherheit der Anwohner, der Sportler und auch zum Schutz des neuen Platzes mussten am Himmelpfortner Weg noch 2 Eichen gefällt werden. Auch dies ging zur Genüge durch die Öffentlichkeit. Bis hier, auch dank des Engagements heimischer Politiker, alle Weichen gestellt waren und die schon zum Teil angegriffenen Bäume schließlich gefällt werden konnten, wurde es Mai.
Inzwischen erfolgten durch Eigenleistung die nötigen Vorarbeiten und es wurde mit der Stadt ein Konzept für eine zukunftssichere Flutlichtanlage erstellt. Dieses sieht vor, dass die vorhandenen, geprüften Masten und vorerst auch die Leuchtmittel weiter genutzt werden können. Die elektrische Verteilung wird indes vorrausschauend neu unter dem Platz verlegt.
Bereits im März wurden alle Unterlagen für den Kredit, der neben dem städtischen Zuschuss und dem Eigenkapital Baustein der Finanzierung ist, bei der NRW Bank eingereicht. Also genau zu Beginn der Covid 19 Pandemie welche die ganze Welt im Griff hatte und leider immer noch hat. Die NRW Bank unterstützt durch Kredite viele wichtige Bereiche und somit hatte das Belangen des Kunstrasenplatzes selbstverständlich nicht oberste Priorität. Zudem müssen verschiedene Gremien bei der Kreditvergabe zustimmen und der Verein muss für Nachfragen die korrekten Antworten liefern. Da dieses nicht durch übliche Sitzungen möglich war ging auch bei dem Genehmigungsverfahren sehr viel Zeit ins Land.
Bagger endlich angerollt
Am 11.9.2020 war es dann aber soweit. Mit der Unterschrift unter den Kreditverträgen konnte der Bagger endlich anrollen. Die Firmen Living Green und Sportsgrass since 1994 standen in ständigen Kontakt mit dem Vorstand und deshalb konnten weitere Verzögerungen des Baubeginns verhindert werden.
Bauarbeiten bis Endo Oktober
Wenn das Wetter weiterhin freundlich bleibt, soll der Umbau bereits Ende Oktober abgeschlossen sein. In den ersten zweieinhalb Wochen wird die Tennenschicht abgetragen, die Drainage erneuert und die neue Leitungen für die Flutlichtanlage werden verlegt. Anschließend erfolgt die Planung des fast 100 Jahre alten Platzes. Für den nötigen Komfort des Geläufs sorgt dann eine Elastikschicht die innerhalb weniger Tage aufgetragen wird. Zum großen Finale werden 6322m² Rasen verlegt, die Linien eingearbeitet und der Platz mit über 100 Tonnen Quarzsand verfüllt. Mit dem Aufstellen der neuen Tore wird der Platz dann an die fast 800 Mitglieder des TuS Niedereimer übergeben.
Offizielle Einweihungsfeier muss warten
Auch wenn dann sicherlich wieder der ein oder andere Korken knallt, muss die offizielle Einweihungsfeier warten bis die Situation wieder Feiern mit vielen Gästen zulässt. „Denn das“, verrät Uwe Taubitz „haben wir uns alle nach diesem Kraftakt dann in großer Runde verdient!“