Windpark ausgerechnet mitten im Wald?

Iserlohner Jugendliche setzen sich beim Planspiel „Tatort Wald“ mit Für und Wider auseinander
Iserlohn. „Windenergie gerne! Aber ausgerechnet im Wald der eigenen Heimatstadt?“ – Darüber diskutierten beim Planspiel „Tatort Wald“ am Wolfplatz im Iserlohner Stadtwald in der letzten Woche auf Einladung des Iserlohner Kinder- und Jugendrates und des Städtischen Kinder- und Jugendbüros 22 Schülerinnen und Schüler des Erdkundekurses der Oberstufe der Iserlohner Gesamtschule sowie drei Mitglieder des Kinder- und Jugendrates. In verschiedenen Rollen – jeweils als Mitglied der Stadtverwaltung, eines Wirtschaftsverbandes, einer Naturschutzorganisation oder eines Heimatvereins – beschäftigten sich die Jugendlichen mit den unterschiedlichen Nutzungsinteressen und Sichtweisen zum Thema. „Was kann und sollte man mit einem Waldstück tun, was gewinnt man, wenn man sich für Windräder im Wald entscheidet, was verliert man?“ oder „Wie könnten Kompromisse aussehen?“ waren die Fragen, denen sie nachgingen.
 
Das vom Wissenschaftsladen Bonn konzipierte Planspiel wurde mit dem Deutschen Naturschutzpreis und darüber hinaus als Projekt der UN-Dekade für Biologische Vielfalt ausgezeichnet.
Barbara Brühl, die Schulleiterin der Gesamtschule, die ihre Schüler und Schülerinnen auf das Thema Wald vorbereitet hatte, freute sich über das Engagement und die fachkundige, sachliche Argumentation der Jugendlichen nicht nur während der Abschlussdiskussion. Vor der Diskussion um die Zukunft des Waldes ging es im Planspiel darum, dass sich die jungen Leute auch mit ihren Sinnen auf den Wald, seine Pflanzen und Bewohner einließen, indem sie sägten, Baumwipfel betrachteten, den Boden untersuchten und auf diese Weise Argumente für die Diskussion sammelten. Projektleiterin Dr. Anke Valentin vom Wissenschaftsladen Bonn: „Das fiel wegen des Dauerregens dieses Mal leider zum großen Teil buchstäblich ins Wasser.“
 
Gepackt hatte das Thema die Jugendlichen dennoch. „Es war spannend, neben der eigenen Meinung auch mal eine andere Sicht kennenzulernen, wenn man beispielsweise eine Rolle übernommen hat, deren Position man normalerweise so nie vertreten würde“, so der 18-jährige Marcel Ernst. Für Lia Minzberg, 14 Jahre, hat sich der Vormittag gelohnt, weil sie sich auch sonst gern mit Natur beschäftigt. Auch für Dr. Anke Valentin war das Planspiel „Tatort Wald“ ein Erfolg: „Es hat uns beeindruckt, wie engagiert, konzentriert und ernsthaft sich die Jugendlichen auf das Planspiel eingelassen haben.“ Und einen neuen Blick auf die Dinge haben sie auch noch gewonnen. Eine Erkenntnis von Vivien Lis, 17 Jahre und Kinder- und Jugendratsmitglied: „Da haben sich bei uns vorhin wohl eher die wirtschaftlichen Interessen durchgesetzt – wie im wirklichen Leben.“
 
Sandra Schulz vom NABU MK verdeutlichte den Jugendlichen die Bedeutung des Themas für Iserlohn und bescheinigte ihnen einen guten Kenntnisstand zur aktuell geführten Diskussion.
 
Marie-Luise Werner als Umweltbeauftragte der Gesamtschule und Petra Lamberts, Leiterin des städtischen Kinder- und Jugendbüros, die gemeinsam bereits 2010 den Wissenschaftsladen Bonn zum Thema „Internationale Umweltpolitik“ in Iserlohn zu Gast hatten, freuten sich, dass es gelungen ist, Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren und ihnen die verschiedenen Sichtweisen der Interessensgruppen zu verdeutlichen.