Trotz guter Arbeit beschimpft, bespuckt und getreten
Märkischer Kreis. (pmk). Deutliche Worte fand der neue Leitende Polizeidirektor Michael Kuchenbecker beim Besuch des CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Matthias Heider. Auf seine Mitarbeiter ist der neue Polizeichef im Kreis richtig stolz.
Er ist erst seit wenigen Wochen oberster Polizist im Märkischen Kreis, Leitender Polizeidirektor Michael Kuchenbecker. Aber was er von seiner Behörde bereits mitbekommen hat, macht ihn stolz: „Ich treffe hier auf ein hohes Maß an Motivation, Willen und Ideen. Die Mitarbeiter geben richtig Gas für die Bürger.“ Das hörte auch sein Besucher gern. Dr. Matthias Heider, CDU-Bundestagsabgeordneter für den südlichen Märkischen Kreis und den Kreis Olpe, stattete in Begleitung von Landrat Thomas Gemke den Gesetzeshütern in der Polizeiwache Lüdenscheid einen Besuch ab.
„Die Bürger haben weniger Angst im Straßenverkehr als um ihr Hab und Gut, Leib und Leben“, so Dr. Matthias Heider. Der gelernte Jurist sieht auf Polizei und Ermittlungsbehörden nach der jüngsten Verschärfung des Sexualstrafrechts nach den Vorkommnissen in der Silvesternacht in Köln noch mehr Arbeit zukommen. „Es könnte schwierig werden den Tatbestand der sexuellen Nötigung festzustellen.“
Die Gesetzeshüter im Märkischen Kreis haben aber viel mehr Probleme mit Einbrechern. „die Wohnungseinbrüche sind unser Problemkind. Sie haben zugenommen“, weiß Kriminaldirektor Achim Spröde, Direktionsleiter Kripo bei der Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis. Man habe es überwiegend mit osteuropäischen Banden zu tun. „Wenn es nach uns ginge, wären wir ohne die Autobahnen 45 und 46, über die die Straftäter kommen, besser dran“, so Spröde. Was im Kampf gegen die Einbrecherbanden wirklich helfe, sei die Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger. „Deren Mitarbeit ist für uns ganz wichtig. Manche glauben ja sogar, wenn sie die 110 anrufen, kostet das Telefongebühren. Das ist nicht so“, ermuntert Michael Kuchenbecker, die Polizei lieber einmal zu viel als einmal zu wenig anzurufen. „Wir wollen das künftig stärker belohnen, wenn ein Hinweis zur Aufklärung einer Straftat führt.“ Einbrüche, Diebstähle und leichte Körperverletzungen, das ist das Gros der 25.500 Straftaten pro Jahr im Märkischen Kreis. Die Kriminalitätssteigerung habe nichts mit der zunehmenden Zahl der Flüchtlinge zu tun, darauf legen Michael Kuchenbecker und seine Mitarbeiter großen Wert. „Rund 800 Straftaten wurden aktenkundig. Meistens handelte es sich um Kulturkonflikte innerhalb von Einrichtungen“, erklärt Achim Spröde. Die Ängste der Bürger seien unbegründet, müssten gleichwohl ernst genommen werden. Spröde weiß aus seiner Statistik aber auch, dass 30 Prozent der Ganoven einen Migrationshintergrund haben.
Die Hälfte der Straftäter kommen von außerhalb. „Wir haben mit unseren Kontrolltagen darauf reagiert, und wir geben nicht auf“, verspricht der Polizeichef. Allerdings dürfte es schwer werden, den Kontrolldruck aufrecht zu erhalten. Denn auch das sei Fakt: Die Polizei im Märkischen Kreis habe „durch politische Fehlkalkulation“ weniger Personal. Das beklagt seit Jahren auch Landrat Thomas Gemke als Leiter der Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis: „Wir haben im Kreis in den letzten Jahren schleichend 50 Polizisten verloren.“ Aktuell seien es noch 628 Gesetzeshüter und 70 Angestellte. Besonders ärgerlich sei, dass gute Arbeit und gute Aufklärungsquoten nicht selten dadurch bestraft werden, dass Personal für andere Behörden abgezogen werde.
Obwohl der Respekt gegenüber der Polizei abnehme, gebe es keine Nachwuchssorgen. „Wir werden bei unseren Einsätzen beschimpft, bedroht, bespuckt, geschlagen und getreten“, so Michael Kuchenbecker. „Darüber müssen wir mit den Staatsanwälten mal reden. Wir sind kein Freiwild.“ Das schreckt junge Leute offenbar nicht ab. Jedes Jahr bewerben sich rund 8.000 von ihnen für den Dienst in der Polizei. Landrat Thomas Gemke: „40 Prozent davon sind Frauen, das freut mich sehr.“ Der Frauenanteil bei der Polizei im Märkischen Kreis liege ebenfalls bei knapp 40 Prozent.
Gute Eindrücke, aber durchaus auch Kritik, nahm CDU-Bundestagsabgeordneter Dr. Matthias Heider bei seinem Besuch in Lüdenscheid zur Kenntnis. Er besichtigte nach dem Erfahrungsaustausch noch die frisch renovierten Arrestzellen. Letzte Arbeiten sind noch zu machen, sie sind noch nicht freigegeben. Er schaute sich auch die neuen BMW-Dienstwagen der Polizei an, die bei vielen Einsatzkräften und der Gewerkschaft der Polizei wegen ihrer Enge im Innenraum kritisieret worden.