Europaparlament will korrekte Verbrauchsangaben bei Autos

Verbraucherzentrale NRW: Trickserei zu Lasten der Autokäufer und der Umwelt

Iserlohn/ Das Europäische Parlament verlangt, dass die Verbrauchsangaben von Autos in Zukunft realistischer berechnet werden. Der zuletzt intensiv in die Kritik geratene neue europäische Testzyklus soll dringend geändert werden.
 
Für jeden Autofahrer ist es ein Ärgernis, dass die unter EU-genormten Laborbedingungen erzielten Werte zum Kraftstoffverbrauch mit der Realität nur wenig zu tun haben. Die bisher geltende EU-Norm ermöglicht großen Gestaltungsspielraum bei den Prüfungen. Die Zeitschrift AUTO BILD zitiert beispielsweise einen Report der Organisation Transport and Environment (T&E), aus dem hervorgeht, dass die die Autobauer gezielt Schlupflöcher in den Vorschriften nutzen. So wird beispielsweise die Lichtmaschine abgeklemmt. Klimaanlage, Lüftung, Navigationssystem und Sitzheizung bleiben während des gesamten Testzyklus ausgeschaltet. Für niedrigere Roll- und Luftwiderstandswerte werden extra Leichtlaufreifen mit erhöhtem Luftdruck aufgezogen, alle Extras und sogar die Scheibenwischer werden abmontiert. Speziell trainierte Fahrer oder Roboter steuern den Testwagen stets am unteren erlaubten Limit. Nach Testende reduzieren die Hersteller die ermittelten Werte laut T&E um bis zu vier Prozent. Auch im ADAC EcoTest wurden zum Teil Werte ermittelt, die um bis zu 40 Prozent von den Herstellerangaben abweichen.
 
„Gerade für Menschen im ländlichen Raum, die auf das Auto angewiesen sind, ist es wichtig, dass wir moderne kraftstoffsparende Technologien haben. Die Manipulationen sind besonders für umweltbewusste Käufer ärgerlich. Zudem werden dadurch die europäischen Ziele für die CO2-Reduzierung unterlaufen. Die Autohersteller nutzen legale Schlupflöcher. Aus meiner Sicht ist die Situation beim Kraftstoffverbauch schlimmer als beim Pferdefleisch, denn hier gibt es auf jeden Fall einen Schaden und die Manipulation wird durch geltendes europäisches Recht gedeckt. Wir müssen dringend Abhilfe schaffen“, sagte der südwestfälische CDU-Europaabgeordnete Dr. Peter Liese vor Journalisten in Iserlohn.
 
Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat u.a. auf Antrag von Peter Liese einen entsprechenden Änderungsantrag beschlossen. Dieser wird zurzeit mit den Vertretern der Mitgliedstaaten verhandelt. Ziel des Parlamentes ist es, auch über 2020 hinaus die Emissionen und damit den Verbrauch von PKWs schrittweise zu reduzieren. Spätestens 2017 soll weltweit ein neuer Testzyklus gelten, ansonsten soll die Europäische Union im Alleingang handeln.
 
Auch die Verbraucherzentrale NRW fordert anspruchsvolle CO2-Grenzwerte und möchte die Messverfahren an die realen Gegebenheiten angepasst sehen: „Der Verbraucher muss vor dem Kauf wissen, wie viel Benzin der Wagen wirklich verbraucht und diese Verbrauchsangaben müssen miteinander vergleichbar sein. Der Neue Europäische Fahrzyklus genügt diesen Anforderungen nicht und muss verbessert werden“, so Martin Klug, Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.