Ein großer Tag für die Vorspringer

Michael Schmidt mit seiner Truppe auf dem roten Teppich

Werdohl/München. Großer Tag für die Vorspringer von Michael Schmidt: Sie sind zur Deutschland-Premiere des Kinofils „Eddie the Eagle – Alles ist möglich“ nach München eingeladen worden, bei dem sie bei den Dreharbeiten in Oberstdorf, Seefeld, Garmisch-Partenkirchen, Babelsberg und London als Doubles und Komparsen mitgewirkt haben. Sie reisen direkt vom Weltcup-Finale aus Planica in den Matthäser-Filmpalast an, wurden von AVIA über Horst Schölls Firma Scool mit schicken Jacken ausgerüstet und ein weiterer TV-Film über sie ist in Vorbereitung.

 

Schmidt ist einer der beiden Chefs eines Logistik-Unternehmens in Werdohl im Sauerland. Seine Truppe ist bei vielen Windlotterien auf den Sprungschanzen dieser Welt im Einsatz, um sie für die Topelite auszutesten, wenn wieder einmal ein telegenes Skispringen ausfallen zu drohen scheint. Wenn die Stars der Szene nach dem letzten Skifliegen in Planica die Ergebnislisten auswerten, warten die Hobbyskispringer aus Deutschland und Slowenien mit Spannung im Kinosessel als Ehrengäste auf ihre packenden Stuntszenen und natürlich ganz besonders heiß auf den Abspann des in den USA bereits beim Sundance-Film-Festival erfolgreich angelaufenden Hollywood-Films über den Skispringer-Clown mit bürgerlichem Namen Michael Edwards aus England.

 

Dessen Lebensgeschichte hat Hollywood mit Stars wie Hugh Jackman, Taron Eagerton, Christopher Walken, aber auch der Deutschen Iris Berben, die die Wirtin im Olympiastübchen an der Garmischer Schanze spielt, mit künstlerischer Freiheit in Szene gesetzt. Produzent ist Matthew Vaughn, der Ehemann von Claudia Schiffer, Regisseur dieser Sport-Film-Biografie Dexter Fletcher.

 

Als Michael Schmit vor gut einem Jahr den „berühmten Anruf aus Hollywood“

bekam, glaubte er zunächst an einen Scherzund machte dem Anrufer klar, dass sein Wunsch so einfach nicht so verwirklichen sei. Man brauche Skispringer als Double und Stuntmen für einen Kinofilm. „Der ist noch im Parallel-Stil gesprungen, meine Jungs längst im V-Stil“, belehrte der frühere Skispringer den Bittsteller. Der ließ sich jedoch nicht abwimmeln und als er Schmidt aufforderte, seinen Leuten den alten Sprungstil noch einmal anzutrainieren und dafür gutes Geld locker machte, glaubte auch der Spediteur, der mit seiner Firma im Winter notfalls auch den Kunstschnee aus den Ski- oder Fischhallen von Neuss, Bispingen oder Bremerhaben für das Biathlon nach Schalke, oder die Skispringen nach Willingen, Klingenthal oder Oberhof transportiert endlich auch an die Idee und das für seine Jungs lohnende Erlebnis.

 

Er mietete die VogtlandArena in Klingenthal für einen Lehrgang auf den Sommermatten an und meldete nach Babelsberg und London: „Wir sind bereit.“

Die Dreharbeitenwurden zu einem Abenteuer der ganz besonderen Art, von denen die Amateurskispringer noch heute träumen und die sie Stolz auf Selfies oder kleinen Handy-Videos präsentieren. Natürlich gab es auch Pleiten, Pech und Pannen, über die noch Stillschweigen gewahrt wird. Aber einmal, als zwei mit Viedokameras ausgerüstete Skispringer hintereinander in die Spur gingen, um de virtuellen Flug so zu drehen, wie es der ehemalige Weltklassespringer Andreas Goldberger noch heute für die TV-Übertragungen im ORF macht, war der Hintermann plötzlich schn eller und überholte den Vordermann spektakulär in der Luft.

 

Ursprünglich hätten Schmidt &Co. auch zur Europa-Premiere nach London eingeladen werden sollen. Dresscode: Schwarzer Anzug. „Ich habe gar keinen und ich weiß auch nicht, wie viele meiner Jungs dort hätten entsprechend auftreten können….“ Immerhin: Ein bisschen neidisch sind die Profis um Severin Freund jetzt schon auf die Amateurkollegen, die zwar keine Medaillen oder Pokale gewonnen haben, aber dafür im Abspann eines Hollywood-Films (siehe Foto) verewigt sind. Wer kann das schon von sich behaupten. Dirk Specht