Iserlohn. „Carl-Heinz Kipper – 13 Jahre in Angst“ heißt der Film, der über das Leben von Carl-Heinz Kipper in Iserlohn während des Nationalsozialismus und über seine spätere Integrationsarbeit, die er viele Jahre lang vor allem über die Mitarbeit bei den „Historischen Erkundungen“ geleistet hat, entstanden ist. Den fertigen Film konnte er selbst leider nicht mehr sehen. Carl-Heinz Kipper ist am 23. Januar dieses Jahres verstorben. Mit ihm hat Iserlohn den letzten Zeitzeugen jüdischer Herkunft verloren. Der Film, zu dem ihn Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens ermunterte, ist nun zu seinem Vermächtnis geworden.
Der Film basiert auf einer Idee von Jürgen Lensing und ist eine Aktion des Bereiches Kinder- und Jugendschutz im Ressort Generationen und Bildung der Stadt Iserlohn. Hergestellt hat den Film, der insgesamt 21 Minuten lang ist, die Iserlohner Werbeagentur Camalot Media. Er wird nun erstmalig mit Unterstützung des „Filmpalastes“ öffentlich gezeigt: Die Stadt Iserlohn lädt am Sonntag, 18. Mai, um 11 Uhr ganz herzlich alle Interessierten in den „Filmpalast Iserlohn“, Kurt-Schumacher-Ring 1 – 3 ein. Zu Beginn der Vorführung wird Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens die Anwesenden begrüßen. Im Anschluss an den Film besteht im Foyer des Kinos die Gelegenheit zu Gesprächen und zum Austausch. Zudem wird Jürgen Lensing mit einem Info-Stand zum Thema „Historische Erkundung“ vor Ort sein.
Zum Film:
Im Film berichtet Carl-Heinz Kipper über seine Erlebnisse und Erfahrungen während der Zeit des Nationalsozialismus. Sequenzen von Erzählungen des Zeitzeugen wechseln sich mit animierten Bildern in Zeichentrickform ab. Die animierten Szenen sind aus Originalfotos von Personen und Orten der damaligen Zeit entstanden.
Der Film beinhaltet Szenen aus seiner Schulzeit und zeigt mit Anfang des Nationalsozialismus beginnende Ausgrenzungsmechanismen. Erst da erfährt der christlich getaufte Carl-Heinz Kipper von seiner Mutter, dass er Jude ist. In der Reichspogromnacht erlebt er, dass Ausgrenzung in Verfolgung und Zerstörung mündet. Carl-Heinz Kipper erfährt das überdeutlich durch die Deportation seiner Mutter. Es gab aber auch Menschen mit Zivilcourage. Eine fromme katholische Witwe nimmt ihn bei sich auf und wird für den jungen Carl-Heinz zu einer zweiten Mutter. Im September 1944 wird Carl-Heinz Kipper verhaftet und in ein Arbeitslager bei Fulda deportiert. 1945 wurde er von den Amerikanern befreit.
Der Film endet mit der Wiederkehr seiner Mutter aus dem Lager Theresienstadt und seinem Appell „Bitte helft alle mit, dass so etwas nie, nie wieder passiert.“ Ein Trailer zum Film ist ab sofort auf der städtischen Homepage unter www.iserlohn.de zu sehen.
Ab Herbst soll der Film im Rahmen einer „Historischen Erkundung“ in Iserlohn eingesetzt werden. Vor dem Rundgang lesen Schülerinnen und Schüler der Stufe sechs die Geschichte „Mathias und der Mensch aus Bronze“, die die konzeptionelle und pädagogische Grundlage für eine „Historische Erkundung“ bildet. Dabei werden Schulklassen an Orte in Iserlohn geführt, die an jüdische Geschichte und Verfolgung erinnern. (Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus, Stolpersteine, ehemalige Synagoge und Gedenktafel). Zusätzlich besuchen die Kinder die städtischen Einrichtungen Bücherei, Museum und Archiv, wo sie weitere Informationen zum Thema Nationalsozialismus erhalten. Abschließend wird der Film „Carl-Heinz Kipper – 13 Jahre in Angst“ im städtischen Jugendzentrum gezeigt und Fragen der Kinder beantwortet.
Von 2000 bis 2013 wurde die „Historische Erkundung“ in Iserlohn mit 173 Schulklassen durchgeführt. Carl-Heinz Kipper war Ansprechpartner an den Stationen und berichtete abschließend über seine Erlebnisse und Erfahrungen während der Zeit des Nationalsozialismus.