Bestwig – Velmede. Da staunte Familie Kramkowski nicht schlecht, als sie am Mittwochmorgen nach draußen schaute: Im Schafzaun zwischen der angrenzenden Weide und ihrem Garten saß ein Uhu. Und zwar ein ganz ordentliches Exemplar. Der ausgewachsene Nachtvogel hatte sich mit den Krallen in den Plastikschnüren des Zauns verfangen und versuchte immer wieder verzweifelt, sich zu befreien. Sichtlich erschöpft hockte er immer wieder minutenlang still auf der Stelle, um dann wieder heftig mit seinen Flügeln zu schlagen. Doch es wurde eher schlimmer als besser.
Karl-Josef Kramkowski alarmierte die Gemeinde Bestwig. Friedhelm Koch vom Bau- und Umweltamt fiel nur eine Adresse ein, die Hilfe für den in Not geratenen Uhu versprach: Er kontaktierte die Auffangstation für Greifvögel und Eulen, die „Essenthoer Mühle“. Wilfried Limpinsel, der die Station 1980 gegründet hat, um verletzte Wildvögel aufzunehmen, zu pflegen und wieder auszuwildern, ist Fachmann. Er hat solche Fälle nach eigenen Angaben in den letzten Wochen nahezu täglich. Erst am Dienstag habe er einen Schwarzstorch aus einer misslichen Lage befreien können.
Wilfried Limpinsel machte sich auf den Weg von Essentho nach Velmede. Vor Ort ging er geübt zu Werke und hatte die Situation rasch im Griff: Er warf eine Decke über den entkräfteten Uhu. Danach hielt der Vogel, der mit seinem kräftigen Schnabel nicht ungefährlich ist, ganz still. Mit einer Schere befreite der Tierschützer die Krallen, die durch die Befreiungsversuche des Uhus bereits ganz blutig waren, vorsichtig nach und nach von den Plastikschnüren des Schafzauns.
Friedhelm Koch und sein Kollege Armin Specka staunten nicht schlecht angesichts der beachtlichen Größe des Uhus, der nach gelungener Rettung ganz reglos auf dem Arm von Wilfried Limpinsel saß: „So etwas haben wir auch nicht alle Tage“, gaben sie zu. Familie Kramkowski freute sich, dass der Uhu wohl schon bald wieder fit und gesund sein wird. Denn schwer verletzt ist das Tier – so der Tierschützer nach einer ersten Untersuchung – offenbar nicht. Er hat den Uhu sicher in einem Karton verpackt mit dem Auto nach Essentho mitgenommen: „Bei uns kommt er erst mal in eine große Volière. Manchmal sind die Flügel überdehnt von den Befreiungsversuchen, das sieht man dann erst.“ In der Auffangstation kann sich der ausgewachsene Uhu erholen – bevor er dann in Velmede wieder frei gelassen wird. Dann allerdings registriert, vermessen, gewogen und mit einem Ring der Vogelwarte Helgoland ausgestattet.
Bildzeile: Ein stattlicher Uhu wurde von Tierschützer Wilfried Limpinsel (2.v.li.) aus einem Schafzaun befreit. Mit dabei: Friedhelm Koch (li.) und Armin Specka (re.) von der Gemeinde Bestwig sowie Anwohner Karl-Josef Kramkowski. Foto: Gemeinde Bestwig