Sundern Stemel. Er ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Otto von Bismarck – „der Eiserne Kanzler“, der unseren ersten deutschen Nationalstaat geschaffen hat und damit nicht nur Deutschland sondern auch Europa verändert hat. Zum 200. Geburtstagsjahr lud der „Historikerklub Vier-91“ zu einer Vortragsveranstaltung über den ersten Kanzler nach Stemel ein.
Als Präsident des Vereins begrüßte Patric Cremer am vergangenen Samstag die Gäste und stimmte auf das Jubeljahr ein. „Es wird ein Jahr der kontroversen Diskussion über Otto von Bismarck, der am 1. April 1815 in Schönhausen geboren ist“, so Cremer.
Leonard Docker, Hobbyhistoriker aus Dortmund, hielt einen zweistündigen Vortrag über die unvergleichliche Laufbahn Otto von Bismarcks, vom preußischen Ministerpräsidenten, zum Reichsgründer und schließlich zum Reichskanzler.
Otto von Bismarck sei erst durch die Revolution von 1848 in die Politik eingestiegen, obwohl er die revolutionären Bewegungen verachtete. Sie verhalfen ihm auf die politische Bühne. Bismarck verwies darauf, daß „nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse die großen Fragen der Zeit entschieden werden, das sei der Fehler von 1848 und 1849 gewesen, sondern durch Eisen und Blut“. Das aufkeimende nationale Bewußtsein wußte Bismarck geschickt zu nutzen, und konnte im Ringen mit Österreich 1866 die Vormachtstellung Preußens in der deutschen Frage sichern. Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes war der erste Schritt zur Deutschen Einheit getan. Nach dem Sieg über Frankreich erfolgte schließlich am 18. Januar 1871 die Proklamation des Deutschen Reiches im Spiegelsaal von Versailles. Bismarck bestimmte fortan die Politik, mußte jedoch im Kulturkampf gegen die katholische Kirche und mit Aufgabe des Sozialistengesetztes gegen die deutsche Sozialdemokratie, die er in die Schranken verweisen wollte, sein Scheitern eingestehen. Nach dem Dreikaiserjahr 1888 und der Krönung Kaiser Wilhelms II. war auch das Ende Bismarcks gekommen“, so Leonard Docker in seinem Vortrag.
Patric Cremer verglich in seiner Schlußrede die letzte Legislaturperiode der Regierung Kohl und den Bundestagswahlkampf 1998 mit dem politischen Ende Bismarcks. „Unbenommen der großen Verdienste von Helmut Kohl um die Deutsche Einheit 1990, hatten die Menschen nach 16 Jahren schließlich genug von ihrem ewigen Kanzler. Bei Bismarck sei es nicht anders gewesen.“
Schließlich überreichte er dem Redner Leonard Docker als Dank für seinen Vortrag ein kleines Präsent, die Autobiographie Bismarcks. Eine kleine Broschüre zum Jubiläumsjahr Otto von Bismarcks werde der Historikerklub Mitte des Jahres herausgeben, an dessen Erstellung der Dortmunder Hobbyhistoriker großen Anteil habe, so Cremer. Docker verwies zum Schluß auch noch auf eine Veranstaltung in Berlin, wo Bundespräsident Gauck Ende März 2015 mit einem Festakt im Deutschen Historischen Museum dem großen Reichskanzler gedenken wird.