Hochsauerlandkreis. Kerstin Brätsch erhält den August-Macke-Preis des Hochsauerlandkreises 2014. Den Namen der Preisträgerin gab Susanne Veltins, Inhaberin der Brauerei C. & A. Veltins, während eines Pressegespräches am Montag, 7. April, bekannt. Der Macke-Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre verliehen. Erste Preisträgerin 2008 war Leiko Ikemura, 2011 erhielt Corinne Wasmuht die Auszeichnung.
Die aktuelle Preisträgerin wurde 1979 in Hamburg geboren und lebt heute in New York und Berlin. Kerstin Brätsch erhielt ihre Ausbildung an der Columbia University, School of the Arts, in New York City und als Meisterschülerin bei Prof. Lothar Baumgarten an der Universität der Künste in Berlin. Darüber hinaus bekam sie zwischen 2005 und 2010 zahlreiche Stipendien.
Die Künstlerin arbeitet selbstständig und im Kollektiv. Gemeinsam mit ihrer Atelierkollegin Adele Röder gründete Brätsch 2007 „Das Institut“, eine „Import-Exportagentur“. Die Firma verschreibt sich der Verwertung der eigenen Bildmotive. Zahlreiche Einzel-Ausstellungen und gemeinsam mit „Das Institut“ in Europa und insbesondere in den USA haben Kerstin Brätsch nicht nur in der Künstlerszene bekannt gemacht. 2011 nahm sie an der 54. Biennale in Venedig teil. 2013 war sie eine von vier nominierten Künstlern für den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst.
Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Carl Peter Buschkühle war sich über die künstlerischen Arbeiten von Kerstin Brätsch einig: „Wir zeichnen diejenigen aus, die die Zukunft in sich tragen“. Mit diesen Worten beschrieb 2005 der Gründungsdirektor des Museums für moderne Kunst (MMK) in Frankfurt am Main und mehrmaliges Mitglied der Jury des August-Macke-Preises, Jean Christophe Ammann, die Ausrichtung des Preises, der nach dem in jungen Jahren verstorbenen Künstler benannt ist und ihm zu Ehren und zum Gedenken erst von seiner Geburtsstadt Meschede und seit 2008 vom Hochsauerlandkreis ausgelobt wird.
Kerstin Brätsch erweitert, 100 Jahre nach Macke, die Grenzen der Malerei erneut und trägt insofern die Zukunft in sich. Sie ist noch jung und hat sich doch bereits eine bedeutsame Position in der Gegenwartskunst erobert. Insofern erfüllt sie das von Ammann benannte Preiskriterium in eindrucksvoller Weise.
Ihre Malerei rückt ab von überlieferten Klischees wie der Künstler als das einsame, schöpferische Genie, welches einzigartige, ‚originale‘ Werke schafft mit traditionellen Materialien wie Ölfarbe auf Leinwand. Sie ist eine postmoderne Künstlerin, inmitten der globalen Kultur, die wesentlich durch die elektronischen Medien bestimmt wird und in der der Markt auch die Kunst verändert hat. So arbeitet sie experimentell mit neuen Werkstoffen für die Malerei, z.B. transparente Kunststofffolien als Bildträger anstelle der traditionellen Leinwand. Auch die Präsentation der Malerei geschieht auf neuen Wegen: neben der traditionellen Hängung an der Wand hängen die bemalten und bedruckten Kunststoffbahnen auch mitten im Raum oder werden zum Teil einer Installation, die Plastik und Malerei verbindet. Die Motive sind oft abstrakt und zeigen Variationen von Mustern, die ebenso aus der Natur gewonnen werden können wie aus Graphikprogrammen am Computer.
Die experimentellen und lebhaften Bilder von Kerstin Brätsch zeigen, dass trotz der Thematisierung von Massenproduktion, populären
Medien und Kunstmarkt als Bedingungen der Gegenwartskunst wiederum originelle und originale Werke gestaltet werden können, die aus der schöpferischen Konsequenz einer Künstlerpersönlichkeit entstehen.“
„Die Preisverleihung findet am 21. Juni in der Taufkirche von August Macke in Meschede statt. Eine Ausstellung von Kerstin Brätsch im Sauerland wird folgen“, zeigt Landrat Dr. Karl Schneider den zeitlichen Ablauf für die Überreichung des Macke-Preises auf.
Der August-Macke-Preis wird unterstützt von der Brauerei C. & A. Veltins, den Sparkassen im Hochsauerlandkreis, von der Annegret und Hans-Richard Meininghaus-Stiftung, dem Hochsauerlankreis, der Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung sowie vom August-Macke-Kuratorium.
August Macke wurde am 3. Januar 1887 in Meschede/Hochsauerlandkreis geboren und gehörte zu den bekanntesten deutschen Malern des Expressionismus. Er nahm an beiden Ausstellungen des Blauen Reiters 1911 und 1912 teil.