Niederländer sparen im Urlaub: Wirtschaftskrise verursacht Minus Rückgang im wichtigsten Auslandmarkt der Ferienwelt Winterberg – Plus in Deutschland
Der Herbst als zweitwichtigste Saison läuft gerade zur Hochform auf, der Winter steht bevor. Zum Quartalsende zieht die Ferienwelt Winterberg eine erste Bilanz des Jahres 2013. Und gibt ein verhaltenes Resümee: rund 3,5 Prozent Minus bei den Übernachtungen resultieren laut Tourismusdirektor Michael Beckmann alleine aus der Wirtschaftskrise in den Niederlanden, dem wichtigsten Auslandsmarkt der Ferienwelt. Ein Minus von rund 7 Prozent bei den Ankünften und 12 Prozent bei den Übernachtungen von Januar bis August sprechen eine deutliche Sprache. Die Niederlande befinden sich in der dritten Rezession in vier Jahren. Während Deutschlands Wirtschaft wächst, weisen die Statistiken der Nachbarn seit fast zwei Jahren einen allgemeinen Rückgang der Verbraucherausgaben aus. Die Arbeitslosenquote ist dort so hoch wie nie zuvor. Das wirke sich zwangsläufig auf das Konsumverhalten und damit auch auf die Übernachtungsbilanz einer Region aus, die im Jahresschnitt um die 30 Prozent niederländische Gäste begrüßt, ist sich Beckmann sicher: „Unser derzeitiges Minus geht voll zulasten des niederländischen Marktes.“
Ohne eine intensive und gute Zusammenarbeit mit der niederländischen Niederlassung der Deutschen Tourismus Zentrale (DZT) sähen die Zahlen womöglich noch schlechter aus. Die Winterberger Tourismusexperten stehen in engem Kontakt mit den Kollegen in den Niederlanden. „Auch eine Krise ist immer eine Chance“, ist sich Beckmann sicher. „Menschen, die unter anderen wirtschaftlichen Bedingungen eine große Reise gemacht hätten, sind auf einen Kurzurlaub im Sauerland ausgewichen. Diesen Menschen galt es, attraktive Alternativen zu bieten.“
Dass die Verluste angesichts des niederländischen Rückgangs noch vergleichsweise gering ausfallen, führt Beckmann auf die positive Entwicklung des deutschen Markts zurück. „Der gute Herbst hat die Verluste des zweiten Quartals teilweise aufgefangen, aber nicht ganz ausgleichen können.“
Gezieltes Marketing und vorausschauende Positionierung unter anderem im Themenfeld Radfahren hat laut Beckmann die Verluste abgefedert. So hat die Tourist-Information im Sommer eine verstärkte Nachfrage nach sportlichen Rennrad- und Mountainbikeangeboten registriert. Auch das Thema E-Bike ist weiterhin auf dem Vormarsch. Dieser Entwicklung leisten die Arbeiten am neuen Trailpark Vorschub. Der Auftrag zu diesem Projekt ist inzwischen an ein Ingenieurbüro erteilt. Die Fertigstellung ist für 2014 geplant.
Auch die gute Zusammenarbeit mit dem NRW Tourismus, der touristischen Dachorganisation auf Landesebene zeige Wirkung. Die Angebote der AktivZeit Winterberg entsprechen genau den im Masterplan des NRW Tourismus definierten Zielgruppen. Darum nimmt die Tourismusorganisation des Landes Winterberg gern als Premiumpartner in deren Publikationen mit. „Auf Veröffentlichung unserer Themen in diesen Organen haben wir immer wieder eine gute Nachfrage registriert“, so Beckmann.
Dass die WinterbergCard plus für Gäste ist ein wichtiges Kriterium ist, sich für einen Urlaub auf dem Dach des Sauerlandes zu entscheiden, haben die zurückliegenden zwei Jahre bereits bewiesen. Erstmals hat die Ferienwelt Winterberg das Angebot bis auf dem 3. November verlängert. „In den Herbstferien haben Gäste, die bei uns gebucht haben, gezielt nach der Card gefragt. Für viele von ihnen hat dieses Angebot den letzten Ausschlag gegeben“, weiß Beckmann.
Nach anfänglichen großen Verlusten ist nun Licht am Horizont zu sehen, so die einhellige Meinung deutscher und niederländischer Tourismusexperten. Obwohl die niederländische Wirtschaft nach wie vor keinen klaren Aufwärtstrend verspricht, scheint sie sich langsam zustabilisieren. „Der krasse Einbruch, den wir gespürt haben, war dem ersten Schockverhalten und der Unsicherheit geschuldet, was auf die Niederländer zukommt“, weiß Beckmann. „Für unsere Gäste ist die Situation jetzt klarer. Das führt dazu, dass wieder vorsichtig Ausgaben getätigt werden.“
Vor dem Hintergrund des Erlebten ist es laut Beckmann umso wichtiger, sich nicht von einer traditionellen Quellregion abhängig zu machen, sondern auf neue Märkte zu konzentrieren. Das derzeitige Plus von fast 30 Prozent bei den dänischen Gästen sei zwar eine Veränderung auf niedrigem Niveau, zeige jedoch, dass auch jenseits der klassischen Märkte Potenzial vorhanden sei. Bereits vor drei Jahren habe Winterberg mit einem kleinen dänischen Reiseveranstalter im Bereich Ski und Motorrad zusammengearbeitet. Jetzt wollen die Winterberger den dänischen Markt mit Unterstützung der Deutschen Zentrale für Tourismus bearbeiteten. Erste Maßnahmen sind bereits erfolgreich angelaufen.