Geringste Saatguternte seit 10 Jahren in NRW

Für die Ernte von Bucheckern wird der Wald mit Netzen ausgelegt. (Foto: Stefan Befeld/Wald und Holz NRW)

NRW. Insgesamt fielen 2021 die Saatgutmengen in den Wäldern Nordrhein-Westfalens sehr gering aus. Es ist bekannt, dass so etwas in unterschiedlich langen mehrjährigen Zyklen vorkommt. Aktuell bereitet es den Försterinnen und Förstern allerdings große Sorgen für die anstehende Wiederbewaldung großer Flächen stark geschädigter Wälder. Baumsaatgut ist außerdem nur über relativ kurze Zeiträume und mit viel Aufwand konservierbar. Ohne Saatgut können die Baumschulen keine neuen Pflanzen anziehen.

Vorteil für die Vitalität der Bäume

Was im ersten Moment im Hinblick auf den klimastabilen Waldumbau schlecht klingt, bringt aber für die Vitalität der Bäume etwas Positives mit sich: „Viele Bäume haben nach drei heißen und zehrenden Jahren nun auf Erholung geschaltet und Energie gespart. Wir hoffen auf eine reiche Blüte und Saatguternte im Jahr 2022“, sagt Johannes Jesch vom Team Forstgenetik- und vermehrungsgut im Zentrum für Wald und Holzwirtschaft. Baumschulen und Forstleute warten jetzt gespannt auf die Baumblüte im Frühjahr. Viele Blüten bedeuten gute Chancen für eine reiche Samenernte im Herbst.

Naturverjüngung wird durch gezielte Bepflanzung ergänzt

Aktuell sind in Nordrhein-Westfalen rund 113.000 Hektar Waldfläche durch Sturm, Dürre und Borkenkäfermassenvermehrungen zerstört oder stark geschädigt. In großen Teilen dieser Wälder setzen die Försterinnen und Förster auf Naturverjüngung. Das bedeutet, dass Bäume ganz natürlich aus im Boden liegenden oder durch Wind und Vögel aus der Umgebung hereingetragene Samen neu wachsen. Die natürliche Verjüngung von klimastabilen Baumarten klappt nicht überall. Auf einigen Flächen werden nicht mehr zukunftsfähige Fichten von Natur aus aufwachsen.  In den betroffenen Wäldern muss die Wiederbewaldung, neben dem Nutzen der Naturverjüngung, mit dem gezielten Pflanzen junger Bäume vorangebracht werden.

Auswirkungen werden ab 2023 für die Wiederbewaldung spürbar

Üblicherweise ziehen Baumschulen die Samen in Beeten an, bevor Forstleute sie als meist zwei- bis vierjährige Bäumchen im Wald pflanzen. Die geringe Ernte in 2021 wird sich also ohne Ausgleich in den nächsten Jahren ab 2023 im Wald auswirken. „Bei der Wiederbewaldung empfiehlt Wald und Holz NRW die natürliche Verjüngung im Wald zu erhalten, zu fördern und bei Bedarf durch inselartige Pflanzungen zu ergänzen. Dafür brauchen wir geeignetes Saatgut. Ziel ist es, standortangepasste und klimastabile Mischwälder von mindestens vier Baumarten zu entwickeln“, sagt Dr. Bertram Leder, Leiter Zentrum für Wald und Holzwirtschaft.

Beimischung eingeführter Baumarten muss im Vorfeld gut geprüft werden

Die Mischungen von vorrangig heimischen Baumarten wie Rotbuche, Stiel- und Traubeneiche, Lärchen und Kiefern sind Hoffnungsträger beim Umbau von Nordrhein-Westfalens Wäldern. Ergänzt wird der Zukunftswald durch seltenere heimische Baumarten und bewährte eingeführte Baumarten. „Die Beimischung dieser Baumarten kann zum Erhalt vitaler und ökologisch stabiler Wälder beitragen. Dabei müssen mögliche Risiken, die von eingeführten Baumarten ausgehen, genau geprüft und ausgeschlossen werden“, sagt Dr. Bertram Leder, Leiter Zentrum für Wald und Holzwirtschaft.

Auch andere Bundesländer betroffen

Nun droht der Nachschub des Saatgutes ins Stocken zu geraten. Auch andere Bundesländer sind von Ernteausfällen betroffen, was die Zukäufe erschwert. Die Forstbaumschulen müssen daher wohl in der kommenden Saison bei den Baumarten und Herkunftsgebieten stärker variieren.

Nur 10.000 kg Saatgut der Baumarten, die dem Forstvermehrungsgutgesetz unterliegen konnten in NRW geerntet werden. Die geringste Menge seit 10 Jahren.

Davon nimmt die Erntemenge der Roteiche allein rund 4400 kg ein, gefolgt von der Vogelkirsche mit einer Erntemenge von 1200 kg, Roterle 862 Kg, die Hainbuche mit rund 800 Kg. Die Ernte der Weißtanne – jenem Nadelbaum, der künftig die Fichte ersetzen soll ist mit 346 Kg gering ausgefallen. Die anderen Mengen entfallen auf Esskastanie, Bergahorn, Sommerlinde, Winterlinde, Küstentanne und zahlreiche Gehölzarten wie Elsbeere, Eberesche, Schlehe, Pfaffenhütchen, Hartriegel und Weißdorn, die für die Gestaltung von Waldrändern wichtig sind. Bei der Kiefer sind die Zapfenpflücker in NRW auch mäßig erfolgreich, hier wurden bisher rund 480 Kg geerntet. Weitere Ernten der Kiefer können hinzukommen.

Die verfügbaren Arten und Mengen reichen bei weitem nicht, den Saatgutbedarf der Baumschulen und Waldbesitzer zu bedienen. Nun wird auf eine bessere Ernte 2022 gehofft.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Quelle: Wald und Holz NRW)