Künstlerin mit Wurzeln in Marsberg
Brilon. Portraits jüdischer Bürger und Bürgerinnen im Lädchen und im Bürgerzentrum Mit dem 13. Kunststück der Woche greift Brilon Kultour den Themenmonat „2021 MENTSH! – Jüdisches Leben in Deutschland“ auf. Im Lädchen wird die Zeichnung „Thomas Mann“ von Milein Cosman gezeigt. Sie wurde 1921 in Gotha als Kind jüdischer Eltern geboren, mit denen sie in Gotha und später in Düsseldorf lebte. Ihre Mutter und deren 7 Schwestern wurden in Niedermarsberg im Haus Dalberg, dem heutigen Magnus Café geboren. Die Familie Dalberg wohnte mindestens seit dem 18. Jahrhundert in Marsberg und hatte auch nach dem Krieg noch Beziehungen ins Sauerland. Milein Cosman besuchte im Jahre 2012 ein letztes Mal die Heimat ihrer Familie. Nach 1933 emigrierte sie mit ihren Eltern in die Schweiz, wo sie bis 1937 die Ecole d’Humanité und die Internationale Schule in Genf besuchte. 1939 ging sie nach England, wo sie bis zu ihrem Tod am 21. November 2017 lebte.
Beeindruckende Portraits
Besonders die vielen Portraits von Künstlerinnen und Künstlern, die sie im Laufe ihres Lebens traf und portraitierte, sind beindruckend: Helene Weigel skizzierte sie als Mutter Courage während eines Gastspiels des Berliner Ensembles 1956. Die Gesichter von Joseph Beuys oder ihrer Freundin, der Künstlerin Marie-Luise von Motesiczky, bannte sie ebenso auf Papier wie die Schriftsteller Thomas Mann, Friedrich Dürrenmatt und Erich Kästner.
Am 31. März 2021 wäre Milein Cosman 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt das Stadtmuseum Düsseldorf vom 10. Oktober bis 28. November 2021 die Ausstellung „Hilde Schrader – Milein Cosmann – 100 Jahre Düsseldorferinnen – Freundinnen – Künstlerinnen“.
Brilon Kultour zeigt zum Auftakt des Themenmonats bis zum 15. Oktober 2021 Cosmans Portrait von Thomas Mann aus dem Jahr 1947, eine Leihgabe von Wolfgang Meier. Gegenüber an der Fassade des Bürgerzentrums Kolpinghaus ist die Ausstellung „Jüdische Gesichter Brilons“ zu sehen. Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands – im Stadtgebiet Brilon siedelten sich etwa vor 400 Jahren die ersten Jüdinnen und Juden an. Sie waren der Beginn einer beachtenswerten jüdischen Landgemeinde, die besonders in den Orten Brilon, Alme, Madfeld und Messinghausen tätig war. Die Mitglieder der Gemeinde waren Händler, Handwerker und Kaufleute, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts fest zum wirtschaftlichen Leben der Stadt dazugehörten.
Die jüdische Gemeinde Brilon unterhielt von 1808 bis 1927 eine Synagoge in der Marktstraße und baute schließlich eine neue Synagoge an der Kreuziger Mauer. Diese wurde 1931 eingeweiht und in der Reichspogromnacht 1938 zerstört. Zu Beginn der 1930er Jahre wohnten 22 jüdische Familien in Brilon, nach 1945 keine einzige mehr.
Jüdische Lebensgeschichten aus Brilon
Mit der Ausstellung soll an die jüdische Gemeinde und ihre Mitglieder erinnert werden. Anhand von 19 Porträts, stellvertretend für über 300 Gemeindemitglieder der letzten 400 Jahre, werden die Lebensgeschichten erzählt und geben dem jüdischen Leben in Brilon wieder ein Gesicht. Die Ausstellung wurde konzipiert vom Stadtarchiv und von Brilon Kultour und ist bis Ende November 2021 zu sehen. Sechs dieser Portraits sind auf einer Fahne des Briloner Stadtarchivs zu sehen, die im Oktober und November auf dem Marktplatz und dem Haus Goldberg wehend auf den Themenmonat aufmerksam machen. Sie zeigen Julius und Albert Neuwahl, Else Katz, Ruth Loeb, Paul Fränkel und Ruth Löwenstein.
(Quelle: Brilon Kultour)