Neurochirurgische und andere Notfälle kennen kein CORONA

Aus Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren oder aus Rücksicht mit Betroffenen meiden aktuell viele Menschen selbst in medizinischen Notfällen den Weg zum Haus- und Facharzt oder die Notaufnahme eines Krankenhauses.

 

 

„Momentan verzeichnen wir über alle Kliniken ca. 20 % weniger Notfälle“, informiert Dr. med. Martin Bredendiek, Ärztlicher Direktor der Arnsberger Standorte des Klinikums Hochsauerland.

Zögern kann im Notfall schlimme Folgen haben Priv-Doz. Dr. med. Ludwig Benes, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Hochsauerland, Standort Marienhospital, hat zuletzt häufiger beobachten müssen, dass auch Patienten mit schweren neurochirurgischen Erkrankungen erst nach langem Zögern und in
einem deutlich schlechteren Zustand als bisher in die Klinik kommen. Ein Schicksal hat den erfahrenen Mediziner besonders bewegt. „Ein Mann ist ca. 10 Tage nach Eintritt der Symptome mit einem Querschnittssyndrom in unserer Klinik vorstellig geworden. Er konnte nicht mehr laufen und auch die Beine nicht mehr bewegen. Aufgrund seines Alters und einer bestehenden Krebserkrankung hatte er aus Sorge vor einer Corona-Infektion zunächst abgewartet und sich dann, als sich die Symptome nicht besserten, erst sehr spät in die Klinik bringen lassen. Ursächlich für seine Beschwerden war eine Metastase, die allmählich das
Rückenmark eingeengt hat. Durch den Druck auf das Rückenmark wurde die Gefäßversorgung eingeschränkt und in der Folge das Nervengewebe des Rückenmarks irreversibel geschädigt, sodass die Gehfähigkeit nicht wiederhergestellt werden konnte. Ein tragischer Fall, der auch das Klinikteam sehr betroffen gemacht hat“, berichtet Dr. Benes.

Auch in Corona-Zeiten: Im Notfall ins Krankenhaus

„Ich nehme an, ohne die Angst vor Corona hätte sich der Mann viel früher in Behandlung begeben und wir hätten die Gehfähigkeit möglichweise wiederherstellen können“, sagt Dr. Benes und appelliert an die Patienten insbesondere bei Verdacht auf Notfälle ärztliche Versorgung in Anspruch zu nehmen und im Zweifelsfall den Rettungsdienst oder den Notarzt zu kontaktieren.

Dr. Benes macht deutlich, dass beispielsweise die Behandlung eines Querschnittssyndroms einen Notfall darstellt, der innerhalb von wenigen Stunden einer Operation zugeführt werden muss, da ansonsten bleibende Schäden drohen. „Auch Hirnblutungen oder Tumorerkrankung des Zentralen Nervensystems tolerieren einen Behandlungsaufschub meistens nicht und können zu lebensbedrohlichen Zuständen oder zu lebenslangen neurologischen Einschränkungen führen“, so der Mediziner.

Klinik für Neurochirurgie wieder im Marienhospital für die Patienten da

Dr. Benes wies darauf hin, dass die Klinik für Neurochirurgie seit Anfang Mai wieder vollumfänglich am Standort Marienhospital für die Patienten da ist, sowohl für die Notfallversorgung, die reguläre ambulante Versorgung als auch die stationäre Versorgung. Alle Notfalleingriffe und medizinisch notwendigen Behandlungen (auch Bandscheibenvorfälle und Spinalkanalstenosen) sowie alle planbaren Eingriffe finden uneingeschränkt und vollumfänglich statt.

Für die Patienten bestehe daher kein Grund eine medizinisch notwendige Versorgung nicht in Anspruch zu nehmen. Die zum Schutz der Patienten nötigen Vorsichtsmaßnahmen werden selbstverständlich getroffen. Hierzu gehört, dass die Behandlungsbereiche für Covid-19-Patienten im Marienhospital räumlich strikt
von anderen Behandlungsbereichen getrennt sind. Zudem ist auch eine feste Zuordnung der Behandlungsteams zu den entsprechenden Stationen Garant dafür, dass eine überschneidungsfreie Trennung von Regel- und Coronaversorgung gewährleistet ist.

Kontaktdaten Neurochirurgie

Das Sekretariat der Klinik für Neurochirurgie ist unter Tel. 02931 870-242701 von Mo bis Do von 7:30 bis 14:30 und Fr von 7:30 bis 13:00 Uhr erreichbar.

Auch die Praxis für Neurochirurgie steht am Marienhospital werktäglich in der Zeit von 8 bis 16 Uhr für Fragen persönlich und auch telefonisch (Tel. 02931 870-244560) zur Verfügung.

Gerne werden auch telefonische ärztliche Beratungsgespräche terminiert, sodass die Praxisräumlichkeiten nicht immer zwingend
persönlich aufgesucht werden müssen.