Sundern. Zur Debatte um die Reaktivierung der Röhrtalbahn zwischen Arnsberg und Sundern hat sich jetzt der Vorsitzende der Fraktion WISU im Rat der Stadt Sundern, Hans Klein, geäußert. Seine Stellungnahme veröffentlichen wir hier im Wortlaut:
„Wer kennt sie nicht, diese Situation: Wir stehen mit dem Auto vor der geschlossenen Schranke und bewundern den leeren Zug,der an uns vorüber rauscht.
Genau dieses Szenario droht uns zwischen Sundern und Hüsten an vier Bahnübergängen 128 mal am Tag, sollte die Röhrtalbahn wieder aktiviert werden. Ein Verkehrsstau von gewaltigem Ausmaß auf der jetzt schon stark belasteten Strecke ist zu erwarten. Anderorts wurden Bahnübergänge mit großem Aufwand abgebaut, z.B in Hüsten oder Finnentrop und wir sollen wissentlich ein neues Verkehrchaos selbst produzieren?
Abenteuerliche Prognosen
Bereits jetzt werden Sundern und Hüsten mit zwei Buslinien verbunden, der R 25 und der S20. Sie fahren im Halb-Stunden-Takt, erreichen auch abgelegene Ortsteile mit 14 Haltestellen und werden trotzdem wenig genutzt.
Warum also sollten Bürger vom Auto auf die Zugverbindung umsteigen, wenn sie die jetzige Busverbindung schon nicht nutzen? Abenteuerliche Prognosen über angebliche Umsteiger wurden zusammengeschustert und veröffentlicht. Ich selbst und auch mein Bekanntenkreis kennen niemanden, der vom Auto auf die Bahn umsteigen wird.
Hier einige Fakten über die Deutsche Bahn zur Erinnerung: der Bahnverkehr in Deutschland ist teuer, (Monatskarte von Dortmund nach Sundern 286 Euro), die Bahn ist unpünktlich, die Bahnhöfe und Züge im Nahverkehr sind verdreckt. Im Vergleich zum Pkw und auch zum LKW ist die Bahn zu langsam und nicht zuverlässig. Züge und Bahnhöfe sind unsicher, Dortmund ist übrigens der kriminellste Bahnhof in Deutschland.
Deshalb werden mit einer Röhrtalbahn weder Facharbeiter aus dem Ruhrgebiet nach Sundern kommen, noch Touristen.
Gewerbe wird Bahn nicht zum Warentransport nutzen
Das produzierende Gewerbe wird die Bahn nicht zum Warentransport nutzen. Das hat eine Umfrage in der Unternehmerschaft in Sundern ergeben. Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern ist bereits 1967 mit dem ‚Leber-Plan Huckepackverfahren‘ gescheitert.
Facharbeiter aus den Zentren holt man, wenn überhaupt, mit kostenlosen Firmenbussen nach Sundern. Es nützt dem Arbeiter wenig, wenn er am Bahnhof in Sundern ankommt, aber sein Arbeitsplatz 15 Fussminuten entfernt in Sundern-Süd liegt.
Ein Rentnerehepaar wird kaum seine Fahrräder in einen Zug in Herne verladen, in Unna umsteigen, um dann nach zwei Stunden und 68 Euro ärmer ab Hachen den Sorpesee zu umrunden. Passend dazu hat die Deutsche Bahn ab Juni das preisgünstige ‚Schönes-Wochenende-Ticket‘ abgeschafft.
Die Förderung des Tourismus durch die Bahn ist Träumerei, die an der Wirklichkeit vorbeigeht. Wieder einmal ist bei der Erörterung des Themas einfach ein gesunder Menschenverstand gefragt.
Förderung des Tourismus durch die Bahn ist Träumerei
Sollte irgendwann einmal ein Radweg auf der Bahntrasse gebaut werden, sollte irgendwann einmal in ferner Zukunft eine Bahn sauber, sicher, kostengünstig und zuverlässig ihre Kunden bedienen, dann kann man sich jetzt alle Wege offen lassen und diese Bahnstrecke nicht vom Bahnverkehr entwidmen. So bleiben für die Zukunft alle Wege offen.
Liebe Eisenbahnromantiker… und das ist nicht nur meine persönliche Einschätzung: wer da glaubt, die Röhrtalbahn würde in Sundern für eine wirtschaftliche Belebung, bessere Erreichbarkeit und Förderung des Tourismus beitragen, der kommt leider 120 Jahre zu spät.“