Sri Lanka – Einblicke in ein fernes Land

Meschede. Der zweite Begegnungsabend des Jahres 2013 beim Verein „Freunde der Völkerbegegnung“ (FdV) war zum einen dem weit entfernten Staat Sri Lanka gewidmet, zum anderen dem Neuanfang einer Familie in einem neuen, fremden Land.

 

Als Referentinnen des Abends hatten die FdV Mutter und älteste Tochter der Familie Kumar eingeladen. Die beiden Frauen erzählten höchst spannend und unterhaltsam aus ihrem ereignisreichen Leben, einem Leben, das nicht immer ohne Angst und sorgenfrei war.

 

Die Zuhörerinnen und Zuhörer erfuhren, dass im Inselstaat im Indischen Ozean zwei Volksgruppen leben, die Singhalesen und die Tamilen. Die Singhalesen bilden die Mehrheit, die Tamilen die Minderheit. Das Zusammenleben der beiden Bevölkerungsgruppen ist leider nicht konfliktfrei. Darum kam es sogar zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Familie Kumar gehört zur tamilischen Minderheit. Auf ihnen wie auf allen anderen Angehörigen der kleineren Volksgruppe lastet, so berichteten Mutter und Tochter, ein sehr großer Leistungsdruck. Zudem würden die Singhalesen die Regierung dominieren und gute Arbeitsstellen immer an Singhalesen vergeben.

 

Der Konflikt spitzte sich 1984 so zu, dass der Ehemann bzw. der Vater, der von Beruf Polizist war, aus politischen Gründen Sri Lanka verlassen musste und nach Deutschland flüchtete. 1989 verschlimmerte sich der Bürgerkrieg sehr. Es fielen Bomben. Die Familie verbrachte viele Tage und Stunden im Bunker. So entschied sich Frau Kumar, gemeinsam mit ihren Töchtern das Land zu verlassen und zu ihrem Mann nach Deutschland zu ziehen. Es dauerte aber sehr lange bis die erforderlichen Papiere beigebracht waren. Zum Glück halfen die Caritas und die Diakonie. Der Vater, der ursprünglich nach Stuttgart gekommen war, hatte zwischenzeitlich eine Arbeitsstelle in Sauerland gefunden und war daher nach Meschede umgezogen.

 

Schließlich kamen Mutter und Töchter im Winter nach Deutschland. Sie erlebten einen Schock. Alles war für sie neu, Schnee, Bäume ohne Blätter und die Kälte, zumal sie keine zu der Jahreszeit passende Kleidung hatten. Und sie sprachen kein Wort Deutsch. Der Vater brachte ihnen zuerst das Wort „Dankeschön“ bei. Zum Glück hatten sie in Sri Lanka Englisch gelernt. Die Schwestern wurden trotz fehlender Deutschkenntnisse gleich eingeschult. So saßen sie in der Schule, verstanden nichts und lächelten. Zum Glück wurden sie von deutschen Familien unterstützt. Vor allem die damalige Flüchtlingsberaterin, Ingrid Schünemann, hätte ihnen, lobte die Tochter Kumar, sehr geholfen. Auch die Betreuung im Hort sei in schulischer Hinsicht sehr wichtig gewesen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten in der Schule und manch anderer Probleme entwickelte sich das Leben in Deutschland für alle drei Mädchen gut. Mit ihren Berufen als Altenpflegerin, Kinderpflegerin und Sozialpädagogin sind die Schwestern sehr zufrieden. Die älteste Schwester ist mittlerweile verheiratet und zwar mit einem Mann tamilischer Herkunft. Das Paar hat 2 Kinder.

 

Den Kontakt nach Sri Lanka hält die Familie aufrecht. Im letzten Jahr waren sie zu Besuch dort. Für die Mutter war es nach 23 Jahren die erste Reise in ihr altes Heimatland. Auch die dritte Generation, die 13jährige Tochter und der 9jährige Sohn der ältesten der drei Schwestern, waren mitgereist. Zwischenzeitlich hätte sich einiges im Verhältnis zwischen Singhalesen und Tamilen zum positiven verändert, berichtete Tochter Kumar. Ihre beste Freundin sei eine Singhalesin und hätte einen tamilischen Mann. Das wäre jetzt auch in Sri Lanka möglich. Doch immer noch sei die Armut dort sehr groß. Das wäre vielleicht auch ein Grund dafür gewesen, dass ihre Kinder nach drei Wochen wieder zurück nach Meschede wollten.

 

Und zu guter letzt machten die beiden Referentinnen Deutschland und Meschede ein großes Kompliment. Alle Familienmitglieder fühlen sich in der neuen Heimat integriert und akzeptiert. Besonders glücklich sind sie darüber, dass sie hier ihre kulturellen und religiösen Traditionen leben können.