Was kann der Wald für den Klimaschutz leisten?

Ein Ringen um die Deutungshoheit im Wald: Volles Haus bei einer hochinteressanten Gesprächsrunde in Schmallenberg

„Was kann der Wald für den Klimaschutz leisten?“, so lautete die Ausgangsfrage der Gesprächsrunde, zu der am vergangenen Montagabend (8. Januar) neben Frank Rosenkranz, dem Leiter des Forstamts Oberes Sauerland, und Torben Halbe, Autor des in Deutschland und seinen Nachbarstaaten in Fachkreisen vielbeachteten Buchs „Das wahre Leben der Bäume“, eine große Anzahl interessierter Zuhörer im Touristik- und Holzzentrum Schmallenberg zusammenkam.

Schnell zeigte sich, dass weniger die Frage im Raum steht, wie „klimafit“ und leistungsfähig unser Wald ist, sondern wen die Gesellschaft als Vermittler von „Waldwissen“ anerkennt. Die gern formulierte Forderung nach Ursprünglichkeit, nach einer Rückversetzung von Wäldern in den Zustand von Urwäldern, geht an den realen Herausforderungen durch den im Grunde bereits nicht mehr aufzuhaltenden Klimawandel völlig vorbei. Das blumig als „Klimakiller“ bezeichnete Co2 speichern Bäume nur im Wachstum. Während ein Baum im „Urwald“ seinen gesamten Lebenszyklus durchläuft, wird er im Wirtschaftswald mit dem Ende seines Wachstums gefällt und durch neue, nachwachsende Bäume ersetzt. Angesichts des Klimawandels ist es also weit eher angeraten, viel Holz zu produzieren und in Form von Produkten über Jahrzehnte hinweg als Co2-Speicher zu nutzen. So schützens- und förderungswert der „Urwald“ als Kulturgut ist, Halbe und Rosenkranz betonten unisono, dass ein notwendig effektiver Klimaschutz weit mehr durch bewirtschaftete Wälder geleistet wird.

Wissenschaftlich belegbare Fakten sind das eine, offenbar problematischer erscheint deren Vermittlung. Die emotionale Ansprache gerade eines städtischen Publikums ohne unmittelbaren Bezug zu Baum und Wald entscheidet heutzutage weit eher über das Gelingen von Vermittlung. Der enorme und anhaltende Erfolg eines hinsichtlich seiner Schlussfolgerungen in weiten Fachkreisen umstrittenen Autors wie Peter Wohlleben belegt einen bedenklichen Verlust an Deutungshoheit. So zeigten sich am Ende Experten und Publikum darin einig, dass es gelten muss, nicht allein auf Basis fundierter fachlicher Kenntnis als „Übersetzer des Waldes“ aufzutreten, wie es im Vorwort von Halbes Buch formuliert ist, sondern mit Frank Rosenkranz auch „die Arme weit machen“ zu wollen, um möglichst viele Interessen, Positionen und Geschmäcker abzuholen und mitzunehmen. Mit engagierten Experten wie Rosenkranz und Halbe, der derzeit in Kanada passenderweise Wissenschaftskommunikation studiert, sollte der richtige Weg eingeschlagen sein. Das belegt nicht zuletzt auch der Applaus und die Zustimmung, die beide am Ende des Abends vom Publikum erhielten.

Buchtipp:

Torben Halbe: Das wahre Leben der Bäume – Ein Buch gegen eingebildeten Umweltschutz. Mit 29 Fotografien vom Rothaarsteig-Fotografen Klaus-Peter Kappest, 3. Auflage – ISBN 9-7834943-681758 – LVP: 19,90 Euro zum Buch

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