Großes Echo auf Symposium im Kreishaus aus Anlass des 10-jährigen Bestehens der Suchtmedizinischen Ambulanz des Gesundheitsamtes in Meschede
Meschede/Hochsauerlandkreis. „Sucht und Substitution im Lande der 1.000 Berge“: Dieses Motto stand über einem gemeinsamen Symposium des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Hochsauerlandkreises und der LWL-Klinik Marsberg im Kreishaus Meschede. Anlass war das 10-jährige Bestehen der Suchtmedizinischen Ambulanz des Gesundheitsamtes, die seit Anfang 2007 in der Kolpingstraße in Meschede ansässig ist.
Anja Menne, Leiterin des Fachbereichs Ordnung, Umwelt und Gesundheit beim Hochsauerlandkreis freute sich, zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Beratungsstellen, Kliniken und Selbsthilfegruppen sowie suchtmedizinisch tätiger Ärzte begrüßen zu können: „Das ist ein sehr großes Echo auf ein bedeutendes Thema.“
Ständig neue Drogen, häufig übers Internet gehandelt
So standen neue Drogen und Konsum-Muster im Blickpunkt des Vortrages von Prof. Dr. Norbert Scherbaum. Der renommierte Suchtexperte und Ärztlicher Direktor des LVR-Universitätsklinikums Essen zeigte die derzeit zunehmende Entwicklung auf, dass ständig neue Drogen auf den „Markt“ kämen. Sehr häufig würden diese über das Internet gehandelt. Darüber hinaus würden auch bekannte Medikamente missbräuchlich benutzt. So seien beispielsweise die Verordnungen von Pregabalin (Lyrica), eigentlich ein Medikament zur Behandlung der Epilepsie und neuropathischer Schmerzen, sprunghaft angestiegen.
Patienten bleiben: Substitutionsambulanz mit hoher „Haltequote“
Einen Rückblick über die bisherige 10-jährige Tätigkeit der Substitutionsambulanz des Gesundheitsamtes gaben Dr. Joachim Scholz, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes, und Bernhard Hahnke, Dipl.-Sozialarbeiter beim Hochsauerlandkreis. Sie berichteten von Erfolgen und Schwierigkeiten dieser Tätigkeit. Mittlerweile würden sich 60 Patienten in regelmäßiger Behandlung befinden und die „Haltequote“ sei erfreulich hoch.
Eine enge Zusammenarbeit im Team zwischen Ärzten, Sozialarbeitern und medizinischen Fachangestellten sei zwingend notwendig, um die betroffenen Menschen mit oft jahrzehntelanger Suchtgeschichte erfolgreich behandeln zu können. Die Hinführung zur Abstinenz gelingt indes nur bei jedem 20. Patienten. Dies entspricht auch der Erfahrung anderer Ärzte, die substituierende Medikamente verschreiben. Im Vordergrund stehen die gesundheitliche Stabilisierung der Patienten und die Verhütung von Folgeerscheinungen von Heroinsucht.
Priv.-Doz. Dr. Stefan Bender, Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Marsberg, berichtete von einem interessanten so in Deutschland erstmals durchgeführten und wissenschaftlich evaluierten Modellprojekt der Marsberger Klinik zur suchtstoffübergreifenden Rehabilitationsbehandlung.
Mit der gemeinsamen Behandlung von alkohol- und drogenabhängigen Patienten – statt wie bisher landesweit üblich strikt nach Suchtmitteln getrennt – habe man sehr gute Erfahrungen gemacht und eine gute Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen. Die Patienten hätten sich in Befragungen durchweg positiv geäußert. Auch das Team der Therapeuten konnte trotz vorheriger Bedenken von dieser neuen Behandlungsmethode überzeugt werden.
Der bereichsleitende Oberarzt der Abteilung Suchtmedizin, Klaus Ekrod, stellte zum Abschluss der Veranstaltung die differenzierten Angebote der stationären Suchtbehandlung sowie die Angebote der Suchtambulanz der LWL-Klinik Marsberg vor, über die auch die Methadon-Substitution für den östlichen Teil des Hochsauerlandkreises erfolgt.