Gotthard Graubner und die Magie der Farbe Carl-Peter Buschkühle zum Tode des August-Macke-Preisrägers von 1987

Meschede./Hochsauerlandkreis. Am 24. Mai 2013 starb Gotthard Graubner, einer der bedeutendsten deutschen Maler der Gegenwart. 1987 wurde Graubner mit dem August-Macke-Preis geehrt, der damals noch von der Stadt Meschede verliehen wurde. Carl-Peter Buschkühle, Vorsitzender des August-Macke-Kuratoriums, erinnert im Folgenden an den ehemaligen Preisträger:

 

„Graubners Werk ist markant und einzigartig in der Entwicklung der modernen Malerei. 1962 begann er, das traditionelle Bild in die von ihm so benannten ‚Farbraumkörper‘ zu verwandeln. Er spannte die großformatige Leinwand über eine Schicht aus synthetischer Watte, so dass die Malfläche sich opak zu wölben begann, ein ‚Farbkissen‘ als Farbkörper sich in den Raum hinaus ausdehnte.

 

Graubner löste sich mit diesen Werken völlig vom gegenständlichen Abbild und ließ die Farbe einzig und allein sich selbst zu Geltung bringen. Dies geschah in äußerst sensiblen, nuancenreichen Farbbewegungen und Farbschichtungen, bei denen die Farbe tief in den Bildgrund eindrang. So begegnet dem Betrachter ein monumentales Farbobjekt, welches die Aufmerksamkeit in den Bann zieht – nicht spektakulär und aufgeregt, sondern buchstäblich tiefschichtig bewegt, von magischer Ausstrahlung. Diese überträgt sich auf den Betrachter, der sich in die pure sinnliche Gegenwart der Farben hinein versenkt.

 

Dieses intensive und zugleich kontemplative Werk Graubners entzog sich konsequent über Jahrzehnte dem hektischen Getriebe einer marktorientierten Kunst. Gleichwohl war der zweifache Documenta-Teilnehmer (1968, 1977)immer präsent: auf zahlreichen Einzelausstellungen weltweit, auf Biennalen wie denen von Sao Paulo (1979)und Venedig (1982), in den Jahren 2005 und 2006 hatte er große Ausstellungen in China (Peking, Shanghai, Hangzhou). Von 1976 – 1992 war er Professor für freie Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf und gerade in den letzten Jahren entdeckt eine junge Malergeneration die Impulse des Werkes Graubners für die Entwicklung dieser Kunst neu.

 

Gotthard Graubner wird so in Erinnerung bleiben, als konsequenter Künstler, der einen bedeutsamen Beitrag zur Malerei leistete und ein eindrucksvolles Werk hinterlässt. Viele Arbeiten von ihm sind im privaten und öffentlichen Besitz. Nicht nur in Museen sind sie zu betrachten, Werke von Graubner befinden sich auch im Schloss Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten, sowie im Reichstag.“