Tafeln an der Alten Schule erinnern an Lehrer, die im Bergdorf unterrichtet haben
Arnsberg-Wennigloh. Im Rahmen einer Feierstunde übergaben Vertreter des Forum Wennigloh e.V. am Samstag, den 22. Oktober im Beisein von Arnsbergs stellvertretender Bürgermeisterin Rosemarie Goldner und dem Wennigloher Ortsheimatpfleger Hans Joachim Böhmer zwei Gedenktafeln an die Wennigloher Bevölkerung. Rund 100 Gäste aus Wennigloh und Umgebung verfolgten am Sonntag Vormittag die Übergabe. Die an der historischen Alten Schule angebrachten Tafeln erinnern an die Lehrerinnen und Lehrer, die bis ins Jahr 1969 die Kinder des Bergdorfes dort unterrichtet haben. Zudem wird der unvergessene Lehrer Fritz Hillebrand mit einer eigenen Gedenktafel geehrt.
Lehrer Hillebrand war Verfechter von Demokratie und Freiheit in dunkler Zeit Hillebrand unterrichtete von 1917 bis 1943, und damit auch in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus, die Wennigloher Jugend. Hierbei tat er sich durch seine kritische Haltung gegenüber dem menschenverachtenden Unrechtsstaat und seine humanistische Lebenseinstellung als ein Verfechter von Freiheit und Demokratie hervor. Dies führte schließlich dazu, dass er gegen Ende des 2. Weltkrieges noch im Jahr 1943 im Alter von 47 Jahren an die Ostfront eingezogen wurde, wo sich seine Spur am 16. April 1944 in der heutigen Ukraine nahe der Stadt Tarnopol verlor.
Schicksal durch Internetrecherche geklärt Erst im Jahr 2014 konnte sein Verbleib durch eine Tochter des Pädagogen durch eine intensive Internetrecherche aufgeklärt werden: In den Büchern des Soldatenfriedhofs Potylicz (Potelitsch) in der westlichen Ukraine ist Fritz Hillebrand mit seinem Namen und seinem Geburtsdatum aufgeführt. ForumsVorsitzender Ulrich Recha: „Es ist dem Forum Wennigloh ein besonderes Anliegen, auch durch die dem Lehrer Hillebrand gewidmete Gedenktafel die Erinnerung an diesen mutigen Mann wachzuhalten, der sich gegen die Nationalsozialisten stellte, die leider auch in unserer Heimat ihre menschenverachtende Ideologie rücksichtslos durchsetzten. Wir möchten mit diesem Zeichen dazu beitragen, dass sich dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte niemals wiederholt.“
Unterricht in der Alten Schule bis ins Jahr 1969 Bis ins Jahr 1969 wurden die Kinder des Bergdorfes bis zur 4. Klasse in dem Raum, in dem sich heute der Wennigloher Jugendraum befindet, in Fächern wie Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet. Im Gedenken an diese vergangene Epoche wurden nun die Erinnerungstafeln an die Wennigloher Bevölkerung übergeben.
Vorplatz und Eingang der Alten Schule wurden aufgewertet Und um der Feierstunde auch optisch einen würdigen Rahmen zu verleihen, haben die Vorstandsmitglieder des Forum Wennigloh mit Unterstützung von Wennigloher Jugendlichen anlässlich dieses bevorstehenden besonderen Ereignisses den Vorplatz und den Eingangsbereich der Alten Schule mit einem Kies- und einem Steinbeet sowie mit einer Gabione aufgewertet und wieder in einen ansehnlichen Zustand versetzt.
Erste Baumaßnahmen bereits im Jahr 2014 Die ersten Baumaßnahmen für die Umgestaltung des Vorplatzes der Alten Schule wurden bereits im Jahre 2014 durchgeführt: Damals wurde dort ein neues Buswartehaus als Ersatz für seinen mitleiderregenden Vorgänger installiert. Und am 22. Oktober wird dieses durch viel bürgerschaftliches Engagement getragene Projekt nun mit der Enthüllung der Gedenktafeln vollendet. Finanziert wurden die Gedenktafeln und die Materialien zur Umgestaltung des Vorplatzes durch Mittel des Forum Wennigloh und durch Sachspenden Wennigloher Einwohner.
Die für die Herrichtung erforderlichen Arbeiten erfolgten in Eigenleistung des Forum Wennigloh und mit Unterstützung zweier Wennigloher Unternehmen aus dem Floristik- und dem Gartenbaubereich.
Stellvertretende Bürgermeisterin und Ortsheimatpfleger würdigen Engagement Im Rahmen der Feierstunde sprach zunächst der Vorsitzende des Forums Uli Recha zu den Anwesenden und verlieh seiner Freude darüber Ausdruck, dass dieses Projekt erfolgreich zum Erfolg geführt werden konnte. Anschließend würdigte die stellvertretende Arnsberger Bürgermeisterin Rosemarie Goldner in ihrem Grußwort das große bürgerschaftliche Engagement, ohne das die Umsetzung eines solchen Projekts nicht möglich gewesen wäre. Und danach übergab der Wennigloher Schützenkönig und stellvertretende Hauptmann der Wennigloher Schützen André Westermann anlässlich des voraussichtlich letzten offiziellen Auftritts von Rosemarie Goldner in Wennigloh einen Blumenstrauß an die Repräsentantin der Stadt Arnsberg verbunden mit herzlichen Worten des Dankes für ihren langjährigen hingebungsvollen Einsatz für die Belange insbesondere auch der kleineren Dörfer im Stadtgebiet.
Der Wennigloher Ortsheimatpfleger Hans Joachim Böhmer erinnerte anschließen in einem ausführlichen Vortrag an die Riege der Pädagogen, die die Kinder des Bergdorfes über die vergangenen Jahrzehnte unterrichtet haben. Zudem gab er einen Abriss über die Stationen des Lebens des Lehrers Hillebrand, der das Dorf durch seine humanistische Haltung geprägt hat, welche sich gegen die Unrechtsherrschaft des nationalsozialistischen Schreckensregimes richtete.
Danach nahmen die zahlreich angereisten Nachfahren von Lehrer Hillebrand die ehemalige Wirkungsstätte ihres Ahnen in Augenschein und ließen sich von Vertretern des Jugendraums und der Wennigloher Feuerwehr als den derzeitigen Nutzern des Gebäudes die Räumlichkeiten der Immobilie im Rahmen spontan organisierter Führungen präsentieren.
Zeitgeschichtliche Dokumente gesucht Zum Abschluss noch eine Bitte: Das Forum Wennigloh würde sich sehr freuen, wenn ihm Wennigloher Zeitzeugen oder deren Nachfahren Dokumente und Fotografien aus der Zeit des Schulbetriebs in der Alten Schule zu Reproduktionszwecken leihweise zur Verfügung stellen würden. Interessierte Leihgeber sind
herzlich eingeladen, sich bei jedem Vorstandsmitglied des Forum Wennigloh diesbezüglich zu melden. Vertreter des Forums kommen dann gern zu den Leihgebern nach Hause und sichten zusammen mit ihnen die historischen Dokumente.
Video-Dokumentation über Alte Schule wird produziert Im Zuge der Vorberichterstattung des Forum Wennigloh ist zudem ein Medienschaffender aus dem Sauerland auf dieses Projekt aufmerksam geworden und wird über die Alte Schule in Wennigloh eine Videodokumentation produzieren, die die Geschichte dieser Einrichtung und ihre Bewahrung bis in die heutige Zeit zum Inhalt haben wird. Die Dokumentation soll unter anderem über das Kabelfernsehen auf dem Kanal „nrwision“ ausgestrahlt werden. Forums-Vorsitzender Uli Recha zeigte sich erfreut über diese unverhoffte PR-Gelegenheit: „Es ist eine tolle Sache, dass eine geschichtsträchtige Wennigloher Institution wie die Alte Schule mit einer eigenen Video-Dokumentation gewürdigt wird. So hoffen wir, dazu beizutragen, dass ein wichtiger Teil der Geschichte unseres Dorfes auf diesem Wege auch für die nachfolgenden Generationen greifbar wird und bewahrt werden kann.“