ArnsbergBruchhausen. Bei einem Gefahrgutunfall bei der Firma Interprint in Arnsberg-Bruchhausen sind am Freitag, den 26. August sechs Personen verletzt worden, darunter auch eine Einsatzkraft der Feuerwehr.
Aus einem 900 kg fassenden Transportbehälter trat aus bislang ungeklärter Ursache Ammoniakwasser in 25-prozentiger Konzentration aus. Dadurch wurden zwei Mitarbeiter so schwer verletzt, dass sie zunächst mit angeforderten Rettungshubschraubern in Kliniken nach Dortmund und Gelsenkirchen transportiert werden mussten. Nach einer ersten Behandlung konnte einer der beiden Verletzten die Klinik jedoch bereits wieder verlassen, und auch der zweite Arbeiter hatte sich am Abend wieder so weit erholt, dass er erste Telefonate führen konnte. Weitere drei Mitarbeiter der Firma wurden leicht verletzt, konnten aber schon nach einer ersten Behandlung vor Ort wieder entlassen werden. Der verletzte Feuerwehrmann war in der ersten Einsatzphase offenbar den Dämpfen der Ammoniaklösung kurz ausgesetzt, weswegen er vorsorglich mit dem Verdacht auf eine Ammoniakinhalation zur Untersuchung und weiteren Beobachtung in das Karolinen-Hospital nach Hüsten transportiert wurde. Aber auch ihm geht es bereits besser, und er wird nach den derzeitigen Erkenntnissen das Krankenhaus am Folgetag bereits verlassen können.
Dämpfe drohten sich auszubreiten
Nach ihrem Austritt setzte die Flüssigkeit Dämpfe frei, die die Atemwege reizen können und sich auch außerhalb des Firmengebäudes in Windrichtung auszubreiten drohten. Nachdem dies per Notruf der Feuerwehr-Leitstelle in Meschede zur Kenntnis gelangt war, alarmierte diese gegen 13:30 Uhr ein Großaufgebot von Einsatzkräften. Hierzu zählten die Hauptwachen Neheim und Arnsberg, der Basislöschzug 6 mit den Einheiten aus Bruchhausen und Niedereimer, der Löschzug Hüsten, der Fernmeldedienst und der Führungsdienst der Arnsberger Wehr sowie mehrere Fahrzeuge des Rettungsdienstes.
Nach einer ersten Erkundung des Ausmaßes der Schadenslage ließ die Einsatzleitung den Löschzug Neheim mit der Gefahrguteinheit, weitere Fahrzeuge des Rettungsdienstes sowie die Schnelle Einsatzgruppe (SEG) des Deutschen Roten Kreuzes aus Hüsten alarmieren. Letztere baute auf dem Parkplatz eines benachbarten Einkaufsmarktes, der auch den übrigen alarmierten Einsatzfahrzeugen als Bereitstellungsraum diente, im weiteren Einsatzverlauf eine Unfallhilfsstelle auf.
Gefahrenabwehrmaßnahmen erfolgreich
Die Gefahrgut-Einheit des Löschzugs Neheim ergriff nach ihrem Eintreffen unverzüglich Maßnahmen zur Eindämmung der Gefahr. Hierzu rüsteten sich mehrere Einsatzkräfte mit Chemikalienschutzanzügen aus, und gingen in den Gefahrenbereich vor, um eine weitere Ausbreitung des Gefahrstoffes zu unterbinden. Außerdem installierten sie sogenannte Hydroschilder, mit deren Hilfe die entstehenden Dämpfe durch einen Wassernebel niedergeschlagen wurden. Weitere Einsatzkräfte bauten einen sogenannten Dekontaminationsplatz auf, in dem die eingesetzten Trupps nach ihrer Rückkehr aus dem Gefahrenbereich von gefährlichen Stoffen gesäubert wurden. Zudem sperrten die Wehrleute die Einsatzstelle weiträumig ab und evakuierten außerdem einen in unmittelbarer Nähe zum Schadensort gelegenen Teil einer metallverarbeitenden Firma, um eine Gefährdung der dort tätigen Arbeiter auszuschließen.
Diese Maßnahmen zeigten schnell Wirkung, so dass die Feuerwehr einer weiteren Ausbreitung der Dämpfe erfolgreich entgegenwirken konnte. Vorsorglich hatte die Einsatzleitung zwischenzeitlich über das Lokalradio eine Information für die Bevölkerung veröffentlichen lassen, zur Sicherheit Fenster und Türen geschlossen zu halten. Diese Information konnte jedoch kurz darauf wieder zurückgenommen werden, da erste Messungen keine gesundheitsgefährdenden Konzentrationen von Ammoniakdämpfen in der Umgebung ergaben. Im weiteren Einsatzverlauf wurde eine Spezial-Messeinheit der Feuerwehr aus der Gemeinde Eslohe nachalarmiert, die weitere großflächigere Messungen vornahm, welche jedoch ebenfalls allesamt keine Gefährdung für die Bevölkerung ergaben.
Bachlauf wird durch Wassereinleitung geschützt
Um die Beeinträchtigung eines nahe des Einsatzortes verlaufenden Baches durch ein ablaufendes Ammoniak-Wasser-Gemisch zu minimieren, entschied die Einsatzleitung, den Bachlauf mit Wasser zu spülen. Hierzu wurde der Löschzug Arnsberg unter anderem mit einem 11.000 Liter Wasser fassenden Abrollbehälter alarmiert und leitete über zwei B-Rohre rund 800 Liter reines Wasser pro Minute in den Bachlauf ein. Die von der Messeinheit an mehreren Stellen des Bachlaufes gezogenen Wasserproben bestätigten den Erfolg dieser Maßnahme.
Zur Kontrolle der Gewässergüte waren zwischenzeitlich auch die Umweltrufbereitschaft der Bezirksregierung Arnsberg sowie der Gewässerbeauftragte der Stadt Arnsberg vor Ort im Einsatz, die die Messergebnisse wiederum mit der Unteren Wasserbehörde des Hochsauerlandkreises rückkoppelten. Vorsorglich wurden durch die Bezirksregierung diejenigen Wasserwerke, die im weiteren Verlauf der Ruhr, in welche der Bachlauf mündet, liegen, über den Schadensfall informiert, um bei Bedarf geeignete Maßnahmen zur Verhinderung einer etwaigen Gewässerbeeinträchtigung treffen zu können.
Letzte im Bereich der Schadensstelle verbliebene Rückstände des Wasser-Ammoniak-Gemisches wurden im späteren Verlauf des Einsatzes durch ein Entsorgungsunternehmen mit Unterstützung der Gefahrguteinheit des Löschzugs Neheim abgepumpt.
Wärme verlangte den Einsatzkräften alles ab
Die während des Einsatzes herrschende große Wärme mit Temperaturen jenseits der 30 Grad-Marke verlangte von den Eisatzkräften eine große körperliche Anstrengung. Insbesondere diejenigen Wehrleute, die in den hermetisch abgeriegelten Chemikalienschutzanzügen arbeiteten, mussten nach ihrem Einsatz viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Das Deutsche Rote Kreuz sorgte im Einsatzverlauf in bewährter Weise für die Verpflegung aller Einsatzkräfte.
Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz und Rettungsdienst waren während der Hochphase des Einsatzes mit insgesamt 38 Fahrzeugen und 130 Einsatzkräften vor Ort. Die Gefahrguteinheit konnte als letzte vor Ort verbliebene Komponente schließlich um 20:15 Uhr und damit nach fast sieben Stunden die Einsatzstelle verlassen und wieder in ihren Standort einrücken.
(Quelle: StBI Peter Krämer, Pressesprecher)