Scheiden tut weh: Enkelkinder ade?

Circa 150.000 Kinder in Deutschland sind jährlich von der Trennung ihrer Eltern betroffen. Sie sind auch diejenigen, die am meisten unter dieser Situation leiden. Umso mehr benötigen sie Unterstützung, auch und gerade von ihren Großeltern, die neben den Eltern häufig die wichtigsten erwachsenen Bezugspersonen im Familiensystem sind. Doch die Praxis zeigt, dass nicht selten auch der Kontakt zu Oma und Opa vom Trennungsgeschehen negativ beeinflusst wird. Das beklagt u.a. die Bundesinitiative Großeltern (BIGE), in der sich Großeltern zusammengetan haben, die sich für das Recht von Enkelkindern auf den Kontakt mit ihren Großeltern einsetzen. Eine von ihnen ist Rita Boegershausen aus Essen. „Noch sind wir Großeltern und unsere Enkel auf das Wohlwollen des Sorgeberechtigten angewiesen“, beklagt sie. „Das möchten wir ändern und so dafür sorgen, dass auch in strittigen Trennungsfällen beide Großeltern weiterhin und regelmäßig Kontakt zu ihren Enkeln halten und dabei die Beziehung zu ihnen aufbauen und vertiefen können. Wir wollen möglichst ohne Streit ein unbeschwertes Leben für unsere Enkelkinder erreichen. Ein Weg dahin ist sicher die sogenannte „Cochemer Praxis“. Mitbegründet hat sie Jürgen Rudolph, der von 1979 bis 2008 als Familienrichter am Amtsgericht in Cochem in Rheinland-Pfalz tätig war. Er hat sich dafür eingesetzt, dass alle am familiengerichtlichen Verfahren beteiligten Berufsgruppen, wie Richter, Anwälte und Jugendamtsmitarbeitende, interdisziplinär zusammenarbeiten und sich auch gemeinsam fortbilden – zum Wohl des Kindes, dessen Sichtweise im Mittelpunkt des Geschehens stehen sollte. „Würde die ‚Cochemer Praxis’ bundesweit Schule machen, bliebe Tausenden von Kindern viel Leid erspart. Momentan gleicht das hierzulande aber eher noch einem Lotteriespiel“, erklärt Rita Boegershausen. „Man weiß nicht, wie es ausgeht. Da wird vom sorgeberechtigten Elternteil dann auch schon mal Machtmissbrauch betrieben und der Kontakt zu den Großeltern der ‚Gegenseite‘ einfach unterbunden, was nicht nur für die Enkel schlimm ist, sondern auch für die älteren Menschen.“ Ziel ihrer Initiative sei es, Großeltern das entsprechende Wissen zu vermitteln, damit sie in Streitfällen richtig handeln. Wie wichtig für Kinder gerade in Familienkrisen die Beziehung zu ihren Omas und Opas ist, betont auch der Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV). „Liebevolle Kontakte zu den Großeltern geben Kindern dann Halt, Sicherheit und auch ein Stück Zuversicht, wenn in ihren Augen ihre vertraute Welt zusammenbricht“, erklärt Edith Weiser, VAMV-Geschäftsführerin des Landesverbandes NRW e.V. Sie hat schon oft erlebt, wie bei einer Trennung der Partner auch die Großeltern, die sich plötzlich wie zwischen allen Stühlen sitzend fühlen, in den Konflikt einbezogen werden. „Manche drängt es, Partei zu ergreifen, andere versuchen, sich aus allem herauszuhalten. Häufig aber haben die Großmütter und -väter den Eindruck: Wie ich mich auch verhalte, es ist falsch.“ Um hier etwas Unterstützung zu leisten, hat der nordrhein-westfälische Verband alleinerziehender Mütter und Väter die Broschüre „Großeltern – Ruhender Pol in stürmischen Zeiten“ entwickelt, die unter anderem auch Tipps für Großeltern enthält, deren Enkel von Trennung und Scheidung betroffen sind. Man erhält die Publikation beim Verband alleinerziehender Mütter und Väter Landesverband NRW e.V. Rellinghauser Str. 18. 45128 Essen. Tel.: 02 01 / 82 774-70 E-Mail: info@vamv-nrw.de. Man kann die Broschüre auch herunter laden auf der Seite des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen unter: www.mgepa.nrw.de/familie/index.php

Weitere Informationen und Kontakt: www.grosseltern-initiative.de www.vamv-nrw.de www.ak-cochem.de Quelle: BAGSO Nachrichten 01/2011- Wer in der Region Arnsberg Interesse an einem Gesprächskreis hat und sich gerne mit Gleichbetroffenen austauschen möchte wendet sich bitte an die Arnsberger Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen im Hochsauerlandkreis – unter der Tel. Nr.: 02931 9638-105 oder per E-Mail an: selbsthilfe@arnsberg.de Mehr Informationen zu diesem Gesprächskreis finden Sie unter folgendem Link: http://www.lokalkompass.de/arnsberg/leute/verwaiste-eltern-und-grosseltern-d266911.html