Pfarrer Alfred Hammer, Superintendent im Ev. Kirchenkreis Arnsberg, blickt zurück und nach vorn
Arnsberg. Blicke ich auf das Jahr 2015 zurück, denke ich zunächst an die vielen Flüchtlinge, die ins Sauerland gekommen sind. Auf Ihre Sehnsucht nach Frieden, Gerechtigkeit, Respekt und Würde haben die Sauerländer gastfreundlich reagiert: Die lokalen Behörden haben zu ihrer üblichen Arbeit diesen anspruchsvollen Auftrag übernommen, Herberge zu gewähren. Sie arbeiten mit professionellen Betreuern wie den Maltesern und dem DRK zusammen und mit vielen Menschen aus den Kirchen- und Bürgergemeinden. Darunter sind auch viele, die vor Jahren als Flüchtlinge kamen und inzwischen unsere Sprache sprechen und unsere Lebensgewohnheiten kennen. Sie alle haben sich ansprechen lassen von den Menschen aus Syrien, Afghanistan, vielen afrikanischen Ländern und dem Balkan. Sie fragen nicht nach sicheren Herkunftsländern. Sie gründen runde Tische, arbeiten in Schichten in Kleiderkammern, spielen mit Kindern, laden Jugendliche zu Treffen ein, begleiten Menschen auf Behörden-und Arztbesuchen. Sie überbrücken Sprachlosigkeit und Heimweh. Ich bin froh, dass die Kreissynode, das Parlament der Evangelischen im Kirchenkreis Arnsberg, sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen hat, 2016 zwei Menschen zur professionellen Unterstützung der ehrenamtlich Mitarbeitenden anzustellen. Zertifizierte Kindertagesstätten Dankbar bin ich, wenn ich an die eindrückliche Feier zur Zertifizierung der neun evangelischen Kindergärten in unserer Region zurückdenke. Drei Jahre lang haben die Teams unserer Kindertagesstätten zusätzlich zu ihrer täglichen Arbeit alle Arbeitsprozesse überprüft und schriftlich festgehalten und jetzt das bundesweit gültige BETA-Siegel erhalten. (Gütesiegel des Diakonischen Instituts zur Qualitätsverbesserung und des bundesweiten Verbandes evangelischer Kindertagesstätten) Die fröhlichen Gesichter der Feiernden haben mir deutlich gemacht: Unsere Kindertagesstätten haben viel erreicht und die Mitarbeitenden lieben ihre Arbeite mit den Kindern, deren Eltern und den Menschen, die sich in die Familienzentren einladen lassen.
Anwaltschaft für Arme im Hochsauerland Unser Diakoniepfarrer Peter Sinn und unsere Referentin in der Erwachsenenbildung Susanne Schulze haben im November mit dem überregionalen Runden Tisch „Armut im Hochsauerland“ einen weiteren Schritt geschafft. Ihre Online-Umfrage „Armut im Sauerland“ hatte 2014 deutlich gemacht: Im Hochsauerland gibt es Armut. Sie wird oft aus Scham versteckt. Es gibt aber auch viele Institutionen, die sich für Arme einsetzen. Die Mitglieder des Runden Tisches kommen aus den Gewerkschaften und der katholischen und evangelischen Kirche. In der Tradition Martin Luthers luden sie 40 Vertreter sozialer, gemeinnütziger und wirtschaftlicher Institutionen zu einem Abendessen ein. Die Impulsreferate und die Gespräche an den Tischen gaben Impulse zur Vernetzung derjenigen, die Anwälte und Anwältinnen der Armen im Sauerland sind.
Vom Bild und Bibel zur wirkenden Weite Martin Luther, dessen Thesenanschlag an die Wittenberger Schlosskirche sich in zwei Jahren zum 500. Mal jährt, ist auch im Kirchenkreis Arnsberg 2015 unter dem Thema „Bild und Bibel“ in den Blickpunkt gerückt worden. Das Gemeinsame Kirchenzentrum in Meschede wurde zum idealen Ausstellungstag für die Ausstellung „Zeitgenössische Kunst und die Bibel“. Von Juni bis August kamen Menschen aus den Kirchengemeinden und der Region und ließen sich von modernen Kunstwerken anregen, sich selbst zu fragen, welche Bilder biblische Worte in ihnen auslösen.
Im Jahr 2016 beschäftigen wir uns mit Blick auf das Reformationsjubiläum mit dem Thema „Weite wirkt“. In Westfalen laden die Kirchenkreise ihre internationalen Paten ein. Wir bekommen Besuch von einer vierköpfigen Delegation aus Tansania. Unsere afrikanischen Gäste werden mit uns Gottesdienste feiern, mit Gemeindegliedern und Flüchtlingen über ihren Glauben und seine Umsetzung in Wort und Tat diskutieren und gemeinsam am großen Festival „Weite wirkt“ Anfang Mai im Gerry-Weber-Stadion in Halle teilnehmen. Unser Kirchenkreis wird sich dort mit dem Nachbarkirchenkreis Soest am Markt der Möglichkeiten beteiligen.
Zukunft des Ev. Kirchenkreises Arnsberg Unser Kirchenkreis bildet mit dem Kirchenkreis Soest einen Gestaltungsraum innerhalb der westfälischen Landeskirche. Die Kreissynoden haben auf ihren Tagungen im November beschlossen, Wege einer gemeinsamen Zukunft in einem neuen Kirchenkreis zu eröffnen. 2016 wird eine Arbeitsgruppe, die sich aus Mitgliedern beider Kirchenkreise zusammensetzt, sehr konkrete Schritte auf eine Kirchenkreisvereinigung im Jahr 2018 vorbereiten. Ihre Vorlagen werden nach unserem üblichen Entscheidungsweg über die Gemeinden in die Kreissynoden gehen.
Musikalische Höhepunkte Musikalisch konnte die Stiftung Kirchenmusik bei der Aufführung des Musicals „Schockorange“ zeigen, wieviel Spaß Gesang und Choreographie Jugendlichen und Kindern macht. Die Chöre der Stiftung ernteten viel Applaus bei den gut besuchten Vorstellungen im Sauerlandtheater. Die Stiftung leidet unter den aktuellen minimalen Zinsen. Deshalb hat sie erstmals an einer Crowdfunding-Aktion teilgenommen. Erfolgreich konnten sie über 3500 Euro einwerben für das Honorar der schwedischen Solistinnen, die im März bei der Aufführung der Matthäus-Passion in der Meschede Abteikirche mitwirken.
Finanziell ruhige Zeit Wie in den vergangenen Jahren haben uns Strukturfragen weiterhin beschäftigt. In vielen Kirchengemeinden werden Gemeindezentren umgebaut, gleichzeitig Kirchen in Ortsteilen entwidmet und aufgegeben. Ein Glücksfall ist, dass die Erlöserkirche in Arnsberg, die am 27. Dezember entwidmet wird, danach von der Stadt Arnsberg als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt wird. Dank der guten Konjunktur sind unsere Kirchensteuereinnahmen immer noch höher als erwartet. Das erlaubt uns, uns in Ruhe auf die Zukunft einzustellen. Unsere Pfarrer und Pfarrerinnen und die haupt-und ehrenamtlichen Kräfte in den Kirchengemeinden setzen Phantasie und Tatkraft ein, um Menschen aus unterschiedlichen Milieus mit der guten Botschaft zu erreichen. Ich bin dafür dankbar und hoffe, dass sie sich nicht überarbeiten. Gerade heute ist es wichtig, dass wir eine gute Balance finden zwischen dem Vertrauen darauf, dass Gott die Kirche und die Christenheit erhält, und dem Wunsch, Gott dabei zu helfen.
Für das Jahr 2016 wünsche ich uns allen, dass wir getrost und getröstet die Herausforderungen annehmen, die uns gestellt werden. Mir hilft dabei das Prophetenwort, unter das sich die evangelische und die katholische Kirche mit der Jahreslosung 2016 stellen: „Ich will euch trösten, wie einen eine Mutter tröstet.“