Fassade darf weiterhin alt aussehen

Behutsame Restaurierung statt Anstrich LWL zeichnet ältestes Kaufhaus Mendens als Denkmal des Monats aus

Menden (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat das Kaufhaus an der Hauptstraße 57 in Menden als Denkmal des Monats Februar ausgezeichnet. Die Abdeckbleche am Dach und den Gesimsen des Kaufhauses waren so stark beschädigt, dass Wasser eindrang und den Steinputz gefährdete. Obwohl der Putz schon 100 Jahre alt ist, war er in so gutem Zustand, dass er nur wenig ausgebessert werden musste. Die Eigentümer folgten dem Rat der Denkmalpfleger der Stadt und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und verzichteten daher bei der anstehenden Renovierung darauf, mit einem eigentlich geplanten Anstrich aus „alt“ „neu“ zu machen und erhielten so die historische Oberfläche mit all den Spuren, die die Zeit hinterlassen hat.
„Glücklicherweise wurde während der fast 100-jährigen Geschichte des Kaufhauses mit all seinen Veränderungen und Modernisierungen die Fassade nicht übergestrichen. So ist der Steinputz mit seiner besonderen Oberflächenwirkung erhalten geblieben. Auch bei der Renovierung im vergangen Jahr ist es gelungen, den Steinputz ohne Beschichtungen mit seinem authentischen Erscheinungsbild zu erhalten“, lobt LWL-Denkmalpflegerin Danae Votteler.
Hintergrund
Der Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Steinputz lässt sich steinmetzmäßig bearbeiten, so dass man mit ihm Naturstein imitieren kann. Diese Eigenschaft nutzte auch der Architekt Carl Moritz, der 1914 die beiden Fassaden an der Haupt- und Turmstraße durch eine abgerundete Ecke zusammengeführt hat. Ein Dreieckgiebel betont die Fassade an der Stelle, an der sich im Erdgeschoss der Haupteingang befindet. Die Fassade gestaltete Moritz mit klassischen Gestaltungsmitteln, die an antike Säulen erinnern, sowie mit geometrischen Ornamenten und floralen Formen. Die glatteren Putzflächen sind zusätzlich mit feinen Nuten versehen und täuschen so Fugen einer Fassade aus Steinblöcken vor. „Ihre besondere Qualität erhalten die Fassaden durch die starke Plastizität der vor- und zurückspringenden Flächen, Rahmungen von Öffnungen. So entsteht eine sehr qualitätsvoll gestaltete und fast monumental wirkende Fassade“, erklärt Votteler.
Das durch die defekten Bleche eindringende Wasser gefährdete den Putz, an einigen Stellen war es schon Ausbrüchen gekommen. Außerdem hatten sich einige unproblematische Risse gebildet, wetterbedingt waren einige Bereiche unterschiedlich gefärbt und es gab viele nicht mehr gebrauchte Befestigungselemente. Die Fassade wurde gründlich, aber schonend gereinigt. Da die Eigentümer den zunächst vorgesehenen Anstrich einsparten, konnten sie mehr Sorgfalt darauf legen, Fehlstellen mit farblich angeglichenem Mörtel auszubessern und noch erhaltene originale Holzfenster zu reparieren.
Das Kaufhaus an der Hauptstraße 57 wurde 1914 als erstes Textilkaufhaus in Menden für den Textilhändler Reifenberg gebaut, der den Kölner Architekten Carl Moritz für diese Bauaufgabe gewann. Moritz, der als bedeutender Architekt städtischer Groß- und Sakralbauten gilt, errichtete 1912 das Mendener Rathaus und schuf weitere Repräsentationsbauten in der sauerländischen Kleinstadt. Besondere Modernität erhielt der Kaufhausbau durch die nahezu geschosshohe Verglasung der Schaufenster, die nur durch die tragenden Mauerpfeiler unterbrochen wurden, um die Waren auf einer möglichst großen Fläche präsentieren zu können.
Die Schaufensterzone ist zwar durch vorspringende Dächer schon verändert, die originalen Sprossenfenster sind im zweiten Obergeschosses noch erhalten. Ihre Holzsubstanz war in einem sehr guten Zustand, so dass nur wenig ausgebessert werden musste und der Anstrich mit Leinölfarben erfolgte.