Kunstverein Sundern-Sauerland präsentiert Nanett Dietz: Vor lauter Bäumen

Sundern. Am Sonntag, den 28.04.2024 um 14:00 Uhr eröffnet der Kunstverein Sundern-Sauerland e. V seine nächste Ausstellung mit der Kölner Künstlerin Nanett Dietz in den Räumen des Kunstvereins in der Röhre 4 in Sundern. Gérard Goodrow, langjähriger 2. Vorsitzender des Kunstvereins und professioneller Kunstkenner, wird als Kurator der Ausstellung in die Kunst einführen. Dazu lädt der Kunstverein herzlich ein.

Das Sauerland und seine Bäume

Für das Sauerland ist der Baum, der Wald, eine nicht wegzudenkende Konstante. Gerade hier hat das Thema Wald nicht nur eine lange Tradition, sondern das Sauerland musste die Verwüstungen durch den Orkan Kyrill im Januar 2008 hinnehmen, die dazu seit Jahren durch die andauernden Zerstörungen durch den Borkenkäfer überschattet werden. Grund genug, Baum und Wald immer wieder auch künstlerischer Wahrnehmung und Bearbeitung anheimzustellen.

Bäume in Natur und Industrie – naturnah und naturfern zugleich

Nanett Dietz beschäftigt sich in ihrer ersten institutionellen Ausstellung im Kunstverein Sundern-Sauerland mit dem Baum bzw. dem Wald als beliebtes und symbolträchtiges Motiv der Kunst- und Kulturgeschichte, aber auch als Leidtragendem der Auswirkungen des Anthropozäns. Baum und Wald unterliegen einer starken Symbolik als „Baum des Lebens“, Familienstammbaum, der Baum als ideale Metapher für den Kreislauf des Lebens. Der Wald als eine Kathedrale der Natur, als Rückzugsort und Ort der Besinnung, aber auch als Ort der Bedrohung (man denke an die Gebrüder Grimm und die Märchen, die in dunklen Wäldern spielen).

 

Dietz’ großformatige Gemälde von Bäumen und Gewässern verstehen sich u.a. als Hommage an die Mutter Natur – aber auch als Mahnmale gegen ihren Missbrauch und ihre Missachtung. In anderen Arbeiten setzt sich die Künstlerin spielerisch mit einem wichtigen Industriezweig des Sauerlandes auseinander, der Herstellung von Kartonagen und Wellpappe. Ihre Arbeiten aus Pappe und Seidenpapier sind Zeugnisse des „Upcycling“, bei dem ein ausgedienter Gegenstand – in diesem Fall eine Verpackung – einem neuen Lebenszyklus zugeführt wird. Dietz nutzt dabei die Ästhetik des Minimalismus, um sich gegen den modernen Konsumwahn zu positionieren und ein Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu schaffen.

Neben dem Minimalismus spielen in Nanett Dietz‘ Form- und Motivfindung, sowie in ihrer eigenwilligen Fabwahl vor allem malerische Vorreiter*innen der modernen Kunstgeschichte eine herausragende Rolle. Man denke an die Landschaftsbilder von Paula Modersohn-Becker oder Gabriele Münter, aber auch an das Spätwerk Ernst-Ludwig Kirchners oder die zwischen Kubismus und Pop Art angesiedelten Bilder des italienischen Malers Salvo. Denn Dietz’ Bilder sind laut und bunt. Lilafarbene Gewässer stehen als monochrome Farbflächen neben rosafarbenen Wegen und weiten Feldern in üppigem Grün.

Die Bilder von Nanett Dietz sind naturnah und naturfern zugleich. Sie leben von der künstlerischen Phantasie – aber auch von der Fülle. Mehr ist mehr. Oder ist das ein Trugschluss? Denn die Fülle kann auch tückisch sein. Mehr führt zu mehr. Aber wohin führt das letztlich? Die Fülle des Lebens, aber auch die (Über-)Fülle unserer heutigen Konsumgesellschaft – die Fülle unseres Wohlstandslebens im 21. Jahrhundert bedeutet auch die fortschreitende Zerstörung der Wälder – im Sauerland wie am Amazonas.

Nanett Dietz zeigt uns mit ihren vielschichtigen Arbeiten die sprichwörtlichen „zwei Seiten der Medaille“. Sie lenkt den Blick auf die Schönheit der Natur und die vielfältigen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, aber auch auf die Gefahren, die unser alltägliches Handeln für die Natur mit sich bringt – ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Denn für Nanett Dietz bleibt Kunst Kunst und nicht Politik oder Aktivismus – ob man daraus einen Handlungsbedarf ableitet, bleibt jedem/jeder Betrachter*in selbst überlassen.

Ausstellung vom 28.04.2024 bis zum 16.06.2024

Vernissage am Sonntag, den 28.04.2024, 14:00 Uhr, Röhre 4, 59846 Sundern
Finissage am Sonntag, den 16.06.2024, 14:00 Uhr mit Künstlergespräch
Öffnungszeiten: Mo – Fr 16:00 Uhr – 18:30 Uhr, Sa und So 12:00 – 18:00 Uhr, an Feiertagen geschlossen, Gruppen n.V. Kontakt: info@kunstverein-sundern-sauerland.de,  Mobil.: 0171 – 120 47 16