Itsy Bitsy Teeny Weeny Honolulu Strand-Bikini

Arnsberg -Marita Gerwin -Ich hab geträumt heut Nacht… Tanze mit mir in den Morgen… Man müsste noch mal zwanzig sein… Itsy Bitsy Teeny Weeny Honolulu Strand- Bikini… Kennen Sie diese Gassenhauer von einst noch? Haben Sie die Melodien gleich wieder im Kopf? Sind sie nicht unvergessen? Eingebrannt in Ihre Erinnerungen! An welche Situation denken Sie, wenn sie diese Schlager in ihr Gedächtnis zurückholen, so wie die Gäste beim Karneval der Generationen in Arnsberg? Mit einem charmanten Augenaufschlag stimmt eine 92-jährige Piratendame leidenschaftlich in das Lied der Powerländer-Band mit ein „Man müsste noch mal 20 sein und so verliebt, wie damals, ich glaube dann entschied ich mich, noch mal, noch mal für Dich…!“ Während sie diesen Klassiker leidenschaftlich mitsingt, zwinkert sie ihrem hochbetagten, etwas verlegen wirkenden Nachbarn zu. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Er ist zutiefst gerührt. Eine Träne kullert ihm über die Wange. Seine Augen strahlen vor Glück. Lange hat niemand mehr solche Gefühle in ihm ausgelöst. „Menschen vergessen, was du gesagt und getan hast, sie vergessen aber nicht, wie sie sich dabei gefühlt haben“, sagt Maya Angelou dazu. Aladin, alias Gerd Kutzner aus der Nachbarstadt Sundern fasziniert sein Publikum mit einem Blick zurück in die 60-iger Jahre. So manche Erinnerung an die „Wilden Zeiten“ kehren für einen Moment in die Köpfe der Gäste zurück. Die „Pauerländer“ stimmen zu Aladins passgenau auf das ältere Publikum abgestimmte Büttenrede den fetzigen Song an „Itsy Bitsy Teeny Weeny Honolulu Strand- Bikini…“ 480 fantasievoll kostümierte Gäste schnippen, klatschen und singen spontan mit. Der witzige Kommentar eines hochbetagten Jecken „Mann, oh Mann, das beflügelt meinen Herzschrittmacher aber gewaltig“ löst schallendes Lachen aus. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre beim Karneval der Generationen in Arnsberg. Die Erinnerungen an Karneval zählen für viele Menschen zu den fröhlichsten Momenten ihres Lebens: Als Kinder konnten sie es kaum erwarten, sich zu verkleiden und am Straßenrand Süßigkeiten einzusammeln. In der Jugend feierten sie ausgelassen mit Freunden, schmetterten Karnevalslieder und genossen die Leichtigkeit. Und natürlich sind sie auch heute, zum Teil Jahrzehnte später, empfänglich für jene jecken Momente, Stimmungen und Melodien. „Wir wollen Karneval für alle, besonders für die älteren Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Auch Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und Betreuer sind herzlich zu dieser Feier eingeladen“, so Martin Polenz von der Fachstelle Zukunft Alter. Um dies zu ermöglichen, organisiert der Seniorenbeirat der Stadt Arnsberg in Kooperation mit der Fachstelle Zukunft Alter und den drei Karnevalsgesellschaften KLAKAG, Blau-Weiß Neheim und HÜKAGE einen Kostümball der besonderen Art. Erfahrungen aus der Arnsberger „Lern-Werkstadt“ Demenz haben gezeigt, dass es nicht nur darauf ankommt, Veranstaltungen anzubieten, sondern gemeinsam etwas zu erleben. Den Alltag einfach einmal für ein paar Stunden zu vergessen, Spaß miteinander zu haben und fröhlich zu sein. Der integrative Gedanke, die Teilhabe der Älteren an Veranstaltungen dieser Art entsprechend ihren Bedürfnissen, ist dabei besonders wichtig: statt laut eher kommunikativ, statt langer Reden ein abwechslungsreiches Programm aus Show und Musik am Nachmittag. Wenig verwunderlich, dass bei dem einen oder anderen Jecken die karnevalistischen Klassiker aus den 1960er Jahren noch auf dem Nachhauseweg nachklangen. So manch einer zog froh gelaunt, gestützt auf seien Rolli, mit dem Song auf den Lippen „Itsy Bitsy Teeny Weeny Honolulu Strand- Bikini…“ heim. Die nächsten Wochen gibt es so manche Anknüpfungspunkte, um Erinnerungen an einen wunderschönen Tag auszutauschen. In den pflegenden Familien, Wohngemeinschaften, Seniorenheimen und Tagespflege-Einrichtungen. Der Karneval der Generationen öffnet Herz und Mund, auch bei Menschen mit Demenz, die ansonsten oftmals kaum noch am gesellschaftlichen Leben teilhaben. All das klingt so selbstverständlich. Ist es aber nicht! Die wahre Bedeutung kann nur erahnen, wer den Alltag vieler hochbetagter Menschen tagtäglich erlebt. Großes Kompliment an Hans Rath, ehemaliger Kanzler der KLAKAG, der die wunderbare Idee ins Leben gerufen hat und zusammen mit dem Seniorenbeirat und der Fachstelle Zukunft Alter in Arnsberg nun schon zum zweiten Mal realisiert hat. Ein herzliches Dankeschön an die vielen ehrenamtlich Engagierten aller Generationen vor und hinter den Kulissen, die diesen Höhepunkt im Jubiläumsjahr der Stadt Arnsberg 2013 erst möglich gemacht haben. Es war großartig! Die strahlenden Gesichter der Gäste waren ein wunderbarer Lohn der Arbeit. Mit einem Gewinn für beider Seiten! Ich habe den Eindruck, dass aus dem Experiment zukünftig eine nicht mehr wegzudenkende „Feste Größe“ im karnevalistischen Treiben der Stadt Arnsberg wird. Schauen wir mal. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft in Berlin hat im Februar 2013 dieses Experiment im Internetforum „Alzheimer-Blog“ präsentiert und als „Gutes Beispiel“ zum Nachmachen bundesweit vorgestellt unter folgendem Link: http://www.alzheimerblog.de/2013/01/23/herz-was-willst-du-mehr-karneval-in-arnsberg/ Auf der Webseite der Initiative „Patenschaft von Mensch zu Mensch“ finden Sie Fotos und Videos vom Karneval der Generationen in Arnsberg unter folgendem Link: http://patenschaft-aktiv.de/ Arnsberg im Februar 2013